USA:Worte, die schmerzen

USA: Donald Trump überschreitet regelmäßig die Grenzen der politischen Korrektheit, häufig mit rassistischen Äußerungen. Die stets folgende Empörung lässt den US-Präsidenten weitgehend kalt.

Donald Trump überschreitet regelmäßig die Grenzen der politischen Korrektheit, häufig mit rassistischen Äußerungen. Die stets folgende Empörung lässt den US-Präsidenten weitgehend kalt.

(Foto: AFP)

"Drecksloch-Staaten": Donald Trump beleidigt Haiti und die afrikanischen Länder. Nach heftiger Kritik, auch seitens der UN, relativiert der US-Präsident seine befremdlichen Äußerungen.

Von Christian Zaschke, New York

Die amerikanischen Medien hatten am Freitag ein Problem. Einerseits wollten sie dokumentieren, wie Präsident Donald Trump über Länder wie Haiti und einige afrikanische Staaten gesprochen hatte. Andererseits ist es in den USA im öffentlichen Diskurs nicht üblich, Schimpfwörter tatsächlich auszusprechen. Die meisten Fernsehsender und Zeitungen behalfen sich also mit Umschreibungen, in der Annahme, dass mittlerweile ohnehin die meisten Zuschauer und Leser mitbekommen hatten, dass der Präsident von "shithole countries" gesprochen hatte, von Drecksloch-Staaten.

Unter den Fernsehsendern sprach lediglich NBC das Wort aus. ABC berichtete, Trump habe ein Schimpfwort benutzt, das man nicht wiederholen werde. Bei CNN lavierten sie um das Wort herum, benannten es schließlich aber doch. Bei CBS sagten sie "blank" (Auslassung), wenn sie "Drecksloch-Staaten" meinten. Die New York Times fand den Kompromiss, das Wort aus allen Überschriften herauszuhalten, es aber im Fließtext zu nennen. Die Washington Post war weniger zimperlich, was auch daran lag, dass sie zuerst Wind von der Sache bekommen hatte.

Er wolle eher Einwanderung aus Norwegen, sagt Trump

Bei einem Treffen mit republikanischen und demokratischen Abgeordneten im Weißen Haus, in dem es um Einwanderungspolitik ging, hatte Trump am Donnerstag ausweislich mehrerer Anwesender, die die Washington Post anonym zitierte, gefragt, warum man Einwanderung aus "diesen Drecksloch-Staaten" zulassen solle. Man brauche eher Einwanderung aus Ländern wie Norwegen. Nachdem die Äußerung in der Welt war, begann in den Medien eine Diskussion darüber, wie rassistisch der Präsident sei.

Es wäre nicht das erste Mal, dass sich Trump despektierlich über andere Staaten äußert. Haiti hat er bereits im vergangenen Jahr beleidigt, als er sich darüber beschwerte, es seien zu viele Haitianer im Land, die alle Aids hätten. Wenn man Menschen aus Nigeria ins Land ließe, würden diese nie "zurück in ihre Hütten" gehen. Obwohl es mehrere Zeugen für diese Äußerungen gab, bestritt das Weiße Haus, dass Trump sich so geäußert habe. Mexikaner hat er als pauschal als "Vergewaltiger und Kriminelle" bezeichnet.

Diesmal bestritt Trump nicht, einen harschen Ton angeschlagen zu haben. "Aber das war nicht die Sprache, die ich gewählt habe", twitterte er - auch wenn ein demokratischer Senator weiter steif und fest behauptete, Trump habe den Begriff "Drecksloch" benutzt. Trump griff die Demokraten in der Sache an: "Es scheint, dass die Demokraten wollen, dass Leute und Drogen über unsere südliche Grenze ins Land strömen und dadurch tausende Leben gefährdet werden", schrieb der Präsident. Und weiter: "Es ist meine Pflicht, das Leben und die Sicherheit aller Amerikaner zu schützen." Er wiederholte sein Mantra, dass man eine Mauer an der Grenze zu Mexiko errichten müsse. Das Weiße Haus bestritt ebenfalls nicht, dass Trump von "Drecksloch-Staaten" gesprochen hatte. Ein Sprecher teilte mit: "Manche Politiker in Washington kämpfen für ausländische Staaten, aber Präsident Trump wird immer für das amerikanische Volk kämpfen."

In der Diskussion im Weißen Haus war es darum gegangen, wie mit den Hunderttausenden Menschen zu verfahren ist, die als Kinder illegal ins Land gekommen sind. Die Vorgänger-Regierung hatte diese unter Schutz gestellt und dafür gesorgt, dass sie temporäre Arbeitserlaubnisse bekommen. Viele Republikaner wollen diese Regelung abschaffen. Trump hatte zuletzt gesagt, er wolle, dass sich Republikaner und Demokraten auf ein "Gesetz der Liebe" einigten, das den Status der Einwanderer gütlich regelt. Als am Donnerstag das Thema auf Einwanderer aus Haiti und afrikanischen Ländern kam, fragte Trump laut Anwesenden, warum er "all diese Menschen aus Drecksloch-Staaten" einreisen lassen solle.

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