Süddeutsche Zeitung

Biden nominiert Kamala Harris:"Furchtlose Kämpferin für die kleinen Leute"

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Der designierte demokratische US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden geht mit Kamala Harris ins Rennen ums Weiße Haus. Sie ist die erste schwarze Politikerin in der Geschichte der USA, die für das Amt der Vizepräsidentin kandidiert.

Von Hubert Wetzel, Washington

Die kalifornische Senatorin Kamala Harris wird Vizepräsidentschaftskandidatin der US-Demokraten. "Ich habe die große Ehre anzukündigen, dass ich Kamala Harris - eine furchtlose Kämpferin für die kleinen Leute - als meine Mitbewerberin ausgewählt habe", schrieb der Präsidentschaftskandidat der Partei, Joe Biden, am Dienstagabend bei Twitter. "Ich bin stolz darauf, sie in diesem Wahlkampf als meine Partnerin zu haben."

Harris ist die erste schwarze Politikerin in der Geschichte der USA, die für das Amt der Vizepräsidentin kandidiert. Die Demokraten werden sie, sowie ihren Hauptkandidaten Biden, bei einem größtenteils virtuellen Parteitag kommende Woche offiziell nominieren. In der Woche darauf wollen die Republikaner den amtierenden Präsidenten Donald Trump sowie Vizepräsident Mike Pence wieder aufstellen.

Dass Biden sich für Harris entschieden hat, war keine große Überraschung. Die 55 Jahre alte Juristin, deren Eltern aus Indien und Jamaika stammen, hatte sich letztes Jahr selbst um die Präsidentschaftskandidatur beworben. Ihre Kampagne scheiterte jedoch relativ schnell. Seitdem galt sie als eine klare Favoritin für die Vizekandidatur: Biden hatte zum einen schon vor Monaten versprochen, er werde eine Frau für den Posten auswählen; zum anderen war nach den neuerlichen Fällen von Polizeigewalt gegen Schwarze im Sommer und den massiven Protesten dagegen der politische Druck enorm, dass die Demokraten mit einer Afroamerikanerin in den Präsidentschaftswahlkampf ziehen.

Harris gehört - wie Biden - eher dem gemäßigten Flügel der Partei an. Im linken Lager, das im Vorwahlkampf versucht hatte, Bernie Sanders zum Kandidaten zu machen, wurde ihre Ernennung mit Enttäuschung quittiert. Harris steht unter anderem in der Kritik, weil sie als Staatsanwältin und Justizministerin des Bundesstaates Kalifornien aus politischem Opportunismus angeblich nicht hart genug gegen gewalttätige Polizisten vorgegangen sein soll. Die heutige Senatorin weist diesen Vorwurf zwar zurück, räumt aber ein, dass sie damals mehr hätte tun können.

Für Biden könnte es mit Harris an seiner Seite daher schwieriger werden, die jungen linken Aktivisten in der demokratischen Partei von sich zu überzeugen. Ehemalige Sanders-Mitarbeiter und -Anhänger feuerten bei Twitter eine Salve von Kritik auf Biden und Harris ab, nachdem die Auswahl bekannt geworden war. Gerade in dieser Wählergruppe, die er für den Sieg bei der Wahl im November braucht, sind Bidens Beliebtheitswerte nicht besonders hoch. Es gab daher Wahlstrategen, die ihm geraten hatten, eine dezidiert linke Politikern als Vizekandidatin auszuwählen. Über einige entsprechende Kandidatinnen war spekuliert worden.

Am Ende schreckte Biden davor aber offenbar zurück. Sein politisches Image und seine Wahlkampfbotschaft sind ganz darauf zugeschnitten, dass er ein moderater, ruhiger Mitte-Politiker ist, kein linker Ideologe, der den erratischen Populisten Trump aus dem Amt jagen will. Bisher fährt Biden, der unter Präsident Barack Obama selbst Vizepräsident war, mit dieser Wahlstrategie recht gut.

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SZ vom 12.08.2020
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