Sklaverei:Vor 150 Jahren galten Schwarze in den USA als Ware

Verkauf von Sklaven in den USA

Eine Zeichnung zeigt afrikanische Sklaven, die auf einem Markt in den Südstaaten versteigert werden.

(Foto: dpa)
  • Mit dem 13. Zusatzartikel der Verfassung wurde am 18. Dezember 1865 offiziell die Sklaverei in den USA abgeschafft.
  • Bis zu diesem Zeitpunkt wurden schätzungsweise vier Millionen Menschen in den USA als Sklaven gehalten.
  • Auch heute arbeiten einer Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation zufolge 21 Millionen Menschen in sklavenähnlichen Zuständen.

Von Deniz Aykanat

Abschaffung mit dem 13. Zusatzartikel der Verfassung

Sklaverei bedeutet juristisch, dass Menschen unter Missachtung ihrer Grundrechte und Wünsche von anderen Menschen wie deren Eigentum behandelt werden. Übersetzt man dieses trockene Juristendeutsch, heißt das: zur Arbeit gezwungen zu werden, geschlagen, gefoltert oder getötet zu werden, ohne dass dem Besitzer irgendeine Konsequenz droht. Wie eine Sache von Farm zu Farm, von Fabrik zu Fabrik verschoben werden zu können. Eine Aneinanderreihung von Passiv-Sätzen, ein Aktiv kommt in einem Sklavenleben nicht vor.

Nur 150 Jahre ist es her, dass in den USA die Sklaverei offiziell abgeschafft wurde. Heute, am 18. Dezember 1865 trat der 13. Zusatzartikel, den die Amerikaner ihrer Verfassung gaben, in Kraft:

"Weder Sklaverei noch Zwangsdienstbarkeit darf, außer als Strafe für ein Verbrechen, dessen die betreffende Person in einem ordentlichen Verfahren für schuldig befunden worden ist, in den Vereinigten Staaten oder in irgendeinem Gebiet unter ihrer Gesetzeshoheit bestehen."

Bis dahin wurden mindestens 300 000 Menschen als Sklaven direkt in die Vereinigten Staaten gebracht. Wie viele Sklaven genau es auf nordamerikanischem Boden gab, ist schwer auszumachen. Viele wurden nicht direkt in die USA verschleppt, sondern kamen über mehrere Zwischenstopps ins Land. Und bereits nach Amerika verschleppte Sklaven bekamen ja auch Kinder, die wiederum in die Sklaverei geboren wurden.

Wissenschaftlern zufolge könnten es insgesamt mehrere Millionen Menschen gewesen sein, die am 18. Dezember 1865 in den USA als Sklaven lebten. Fünf Jahre nach der Abschaffung der Sklaverei zählte man etwa fünf Millionen Afroamerikaner in der US-Bevölkerung. Und der Großteil stammt von Sklaven ab.

Mit dem Kolonialismus kam der Sklavenhandel

Der Sklavenhandel über den Atlantik mit den USA begann etwa im 16. Jahrhundert und hat seinen Ursprung im europäischen Kolonialismus. Europäische Handelsschiffe tauschten an der Küste Westafrikas Waren gegen Sklaven. Diese brachten sie nach Amerika und verkauften sie dort. Diese Überfahrten waren an Grausamkeit nicht zu übertreffen. Die verschleppten Afrikaner wurden wochenlang unter Deck angekettet, starben an Krankheiten, begingen Selbstmord oder wurden von ihren Sklavenhändlern getötet, wenn sie sich wehrten.

Der UNESCO zufolge wurden allein während des transatlantischen Sklavenhandels schätzungsweise 17 Millionen Menschen aus Afrika versklavt. Die meisten von ihnen wurden nicht in die USA, sondern nach Brasilien gebracht.

Rebellionen auf den Sklavenschiffen

Auf den Sklavenschiffen gab es immer wieder Rebellionen. Manchmal gelang es Sklaven, die Kontrolle über ihre Entführer zu gewinnen und die Schiffe zurück nach Afrika zu steuern. Einer der bekanntesten Aufstände ereignete sich 1839 - also viele Jahre vor der Abschaffung der Sklaverei - auf dem Sklavenschiff Amistad. Den versklavten Afrikanern gelang es in der Karibik das Schiff zu übernehmen, dabei töteten sie den Kapitän. Der Plan war es, zurück nach Afrika zu segeln, was jedoch nicht gelang. Schließlich wurde das Schiff vor der US-Küste von der Marine aufgebracht und die Sklaven vor Gericht gestellt. Die Anklage lautete auf Meuterei und Mord.

Es folgten die Amistad-Prozesse, die sich bis ins Jahr 1842 zogen. Die Prozesse beschäftigten sich mit der Frage, ob die Afrikaner nach damaligem geltenden Recht Sklaven waren und sich deshalb nicht auflehnen durften. Oder aber, ob sie unrechtmäßig versklavt worden waren und sich deshalb gegen ihre Gefangennahme wehren durften. In letzter Instanz sprach der Supreme Court der USA die Afrikaner letztlich frei. Grund für den Freispruch war ein Einfuhrabkommen zwischen Spanien, Großbritannien und den USA, das Spanien gebrochen hatte. Somit galten die Afrikaner als Entführte und nicht als Sklaven.

Von einer moralischen Ablehnung weiter Teile der amerikanischen Bevölkerung oder gar einem Verbot der Sklaverei war man bei der Urteilsverkündung aber noch um viele Jahre entfernt.

Sklaverei als Ursache für blutigen Bürgerkrieg

Der Abschaffung in den USA ging ein blutiger Bürgerkrieg voraus, dessen Hauptursache selbst die Sklaverei war. Nord- und Südstaaten hatten dazu fundamental unterschiedliche Einstellungen. Während die Nordstaaten die Ausbeutung der Afroamerikaner mehrheitlich ablehnten (auch weil viele es als nicht vereinbar mit ihrer christlichen Religion sahen), fürchteten die Südstaaten um die billigen Arbeitskräfte für ihre Plantagenwirtschaft.

Die Nordstaaten siegten - vor allem aufgrund der überragenden politischen Führung durch den späteren US-Präsidenten Abraham Lincoln und weil die Befreiung der Sklaven sie ideologoisch zusammenschweißte - und ebneten so den Weg für die Sklavenbefreiung. Die Südstaaten hingegen konnten wegen ihrer Haltung auch nicht mehr auf die Unterstützung der Engländer setzen, die die Sklaverei schon 1834 im gesamten Königreich abgeschafft hatten.

Grundstein für die Bürgerrechtsbewegung

Mit dem 18. Dezember 1865 war ein Grundstein gelegt, doch dauerte die reale Befreiung der Millionen Sklaven noch viele Jahre. Erst 1868 wurden ihnen mit dem 14. Zusatzartikel zur Verfassung formal auch Bürgerrechte zugesprochen, mit dem 15. das Wahlrecht. Viele Afroamerikaner arbeiteten nach ihrer offiziellen Befreiung unter denselben Umständen wie zu Zeiten der Sklaverei.

Sie hatten zwar laut Verfassung die gleichen Rechte wie die weiße Bevölkerung, jedoch erließen viele Südstaaten Regelungen und Gesetze (die sogenannten Black Codes), die sie faktisch benachteiligten und eine Rassentrennung manifestierten. So führte in manchen Staaten beispielsweise Analphabetismus zum Ausschluss von Wahlen. Unter anderem mehr Möglichkeiten zur Bildung führten dann nach und nach dazu, dass die Afroamerikaner politisch aktiv wurden. Dies mündete letztlich in die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner.

Der Begriff der modernen Sklaverei

Offiziell gilt Sklaverei weltweit seit 1981 als abgeschafft. Damals verbot der westafrikanische Staat Mauretanien sie als letztes Land der Welt. Trotzdem gibt es heute noch Arbeitsverhältnisse, die als moderne Sklaverei bezeichnet werden und viele der Kriterien erfüllen. Unter dem Begriff moderne Sklaverei werden oftmals verschiedenste Formen der Zwangsarbeit subsummiert wie beispielsweise Zwangsprostitution, Kinderarbeit, die Rekrutierung von Kindersoldaten. Die moderne Art des Sklavenhandels ist der Menschenhandel mit dem Ziel der Ausbeutung.

Den größten Anteil an moderner Sklaverei macht illegale sexuelle Ausbeutung aus, das geht aus einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor, einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Weitere Beispiele finden sich in der Fischerei- und Fleischwirtschaft Thailands, wo Frauen, Männer und Kinder 16 Stunden am Tag Garnelen pulen müssen. Wer sich wehrt, wird geschlagen.

Nach Schätzungen der ILO werden heute auf der Welt mindestens 21 Millionen Menschen als "moderne Sklaven" ausgebeutet.

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