Süddeutsche Zeitung

USA verurteilen Sturm auf britische Botschaft:"Dieses Verhalten ist nicht hinnehmbar"

Die Stürmung der britischen Botschaft in Iran erzürnt die internationale Gemeinschaft. Auch US-Präsident Obama kritisiert Teheran scharf und fordert Konsequenzen. Doch die iranischen Aktivisten geben sich unbeeindruckt.

Nach führenden europäischen Politikern haben jetzt auch die USA den Sturm auf die britische Botschaft in Iran kritisiert und verlangt, die Angreifer strafrechtlich zu verfolgen. "Dass Demonstranten eine Botschaft überrennen und in Brand stecken können, zeigt, dass die iranische Regierung ihre internationalen Verpflichtungen nicht ernst nimmt", sagte US-Präsident Obama. "Dieses Verhalten ist nicht hinnehmbar."

Auch Außenministerin Hillary Clinton verurteilte den Angriff scharf. Amerika erwarte, dass Iran diplomatisches Personal und ihre Anwesen schütze, sagte Clinton. Die Vorfälle nannte sie einen Affront gegen das britische Volk und gegen die internationale Gemeinschaft.

"Der Angriff auf die britische Botschaft in Teheran heute war abscheulich und nicht zu rechtfertigen", sagte der britische Premierminister David Cameron. "Dass Irans Regierung die britischen Mitarbeiter und das britische Eigentum nicht verteidigen konnte, ist eine Schande."

Großbritannien will nun die diplomatische Vertretung in der iranischen Hauptstadt vorerst schließen. Das gesamte Personal werde abgezogen, hieß es am Mittwoch aus westlichen Diplomatenkreisen. Demnach sollen die Mitarbeiter zunächst in die Vereinigten Arabischen Emirate ausreisen. Bereits am Vormittag werden demnach erste Diplomaten mit einem Flugzeug nach Dubai gebracht. Im Lauf des Tages sollten alle Mitarbeiter ausgeflogen werden, hieß es.

Die iranische Polizei hat nach eigenen Angaben mittlerweile einige der Eindringlinge gefasst. Es seien Maßnahmen getroffen worden, um alle an dem Angriff beteiligten Demonstranten festzunehmen, sagte der stellvertretende iranische Polizeichef Ahmed-Resa Radan nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Irna.

Der iranische Parlamentspräsident Ali Laridschani kritisierte die Entscheidung Londons, nach dem Angriff einige Botschaftsmitarbeiter aus Teheran abzuziehen. Die britische Regierung sollte die Aktion der Studenten nicht missbrauchen, um politisch daraus Kapital zu schlagen, forderte er. Das iranische Außenministerium distanzierte sich von dem Zwischenfall. Es verurteilte die Erstürmung und bezeichnete sie als eine spontane Aktion demonstrierender Studenten, die nicht von der Regierung genehmigt worden sei.

Die iranischen Studenten kündigten am Dienstagabend eine noch härtere Konfrontation an. Sie warfen den Mitarbeitern der britischen Botschaft Spionage vor und forderten, die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien zu beenden, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Fars. Ihr Protest richte sich gegen britische Sanktionen und den Tod eines iranischen Atomwissenschaftler vor einem Jahr, hieß es. Nach ihrer Ansicht wurde der Mann von israelischen und britischen Geheimdienstmitarbeitern ermordet.

Etwa 200 Menschen hatten am Dienstag die britische Botschaft in Teheran gestürmt und etwa zwei Stunden lang besetzt. Auch eine Wohnanlage, in der britische Diplomaten leben, wurde angegriffen. Auf Fernsehaufnahmen war zu sehen, wie die Iraner Brandsätze schleuderten, die britische Flagge verbrannten, Scheiben einschlugen und Dokumente aus den Fenstern warfen.

Am Sonntag bereits hatte das Parlament in Teheran über einen Gesetzentwurf entschieden, wonach der britische Botschafter ausgewiesen und die diplomatischen Beziehungen eingeschränkt werden sollen. Der Schritt war eine Reaktion auf die Sanktionen, die Großbritannien mit den USA und Kanada gegen Iran verhängt haben. Sie sahen ihren Verdacht, dass Iran heimlich an Atomwaffen arbeitet, durch einen Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde bestätigt.

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