Süddeutsche Zeitung

USA:Verstärkter Kampf gegen die Drogen-Epidemie

Millionen von Amerikanern sind drogenabhängig. Nun verhängt Trump den nationalen Gesundheitsnotstand.

Von Hubert Wetzel, Washington

Donald Trump will den Kampf gegen den Drogenkonsum in den USA verstärken. Angesichts des massenhaften Missbrauchs von Heroin und anderen Opioiden hat der amerikanische Präsident am Donnerstag einen nationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Es sei an der Zeit, Amerikas Gemeinden von der Geißel der Sucht zu befreien, sagte Trump in Washington. "Wir können die Generation sein, die die Opioidepidemie beendet." Zusätzliches Geld wird damit allerdings nicht zur Verfügung gestellt. Stattdessen sollen Mittel umgeschichtet werden und besonders schlimm betroffene Bundesstaaten mehr Spielraum bekommen. Das Gesundheitsministerium will zudem Stellen schneller besetzen, um diese Staaten zu unterstützen.

Die USA werden seit einigen Jahren von der schwersten Drogen-Epidemie ihrer Geschichte heimgesucht. Millionen Menschen sind abhängig, mehr als 60 000 Menschen starben im vergangenen Jahr an Drogen. Die Todesrate liegt damit in den USA bei etwa 20 Todesopfern pro 100 000 Einwohnern - mehr als zehn Mal so hoch wie in Deutschland. In einigen US-Bundesstaaten, vor allem im Rostgürtel, in Neuengland und in der Appalachen-Region, sind die Zustände noch dramatischer. Dort werden ganze Gemeinden von den Drogen zerstört, die sozialen und wirtschaftlichen Kosten sind enorm. Hilfsangebote für Abhängige gibt es jedoch viel zu wenige.

Ein besonders starkes Opioid wird in China künstlich hergestellt und nach Amerika geliefert

Die Drogen, die diese Verheerung anrichten, stammen zumeist aus der Gruppe der Opioide. Dazu gehört in erster Linie Heroin, mit dem mexikanische Drogenkartelle derzeit ganze Regionen in den USA regelrecht überschwemmen. Aber auch starke Schmerzmittel wie Percocet oder Oxycontin enthalten Opioide. Die Pillen werden ebenfalls gehandelt und von den Süchtigen konsumiert. Seit einiger Zeit ist ein besonders starkes synthetisches Opioid auf dem Markt: Fentanyl, ein Pulver, das in großen Mengen in China hergestellt und in die USA gebracht wird. Es ist deutlich stärker als Heroin, nicht selten enden Überdosen deswegen tödlich.

Wie die Drogen-Epidemie kontrolliert werden kann, ist unklar. Experten sind skeptisch, dass ein härteres Vorgehen von Polizei und Justiz gegen Dealer und Konsumenten ausreichen wird. Auch der Bau einer Mauer entlang der amerikanisch-mexikanischen Grenze, wie Trump ihn plant, dürfte den Drogenschmuggel kaum beenden. Fachleute fordern daher ein ganzes Bündel von Maßnahmen: mehr und frühere Aufklärung, mehr Therapieplätze, eine bessere Krankenversorgung der Abhängigen. Vor allem aber, sagen Experten, müssten die wirtschaftlichen Perspektiven in den betroffenen Gebieten verbessert werden.

Die Drogen-Epidemie wütet in jenen Regionen besonders heftig, in denen in den vergangenen Jahrzehnten besonders viele Arbeitsplätze verloren gegangen sind. Allerdings sind inzwischen auch deutlich reichere Gegenden und Gesellschaftsgruppen von der Drogenepidemie betroffen.

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Quelle:
SZ vom 27.10.2017
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