USA und Deutschland:Scherben bringen Unglück

Die deutsch-amerikanische Freundschaft ist unter Trump zerbrochen. Zumindest ein Teil davon muss gekittet werden. Doch auch wenn das gelingt, wird Deutschland den Rückzug der USA aus internationaler Verantwortung spüren.

Von Daniel Brössler

Was US-Außenminister Mike Pompeo bisher auf seiner Europareise hinterlassen hat, gleicht auf den ersten Blick einer diplomatischen Spur der Verwüstung. In Finnland verhinderte er eine Abschlusserklärung des Arktischen Rates, weil er die Erwähnung des Wortes Klimawandel nicht ertragen konnte. Sodann sagte er wegen "dringender Angelegenheiten" kurzfristig seinen Antrittsbesuch in Berlin ab. Tatsächlich gibt es für Pompeo derzeit Wichtigeres als das Verhältnis zu Deutschland. Unter tätiger Mithilfe von Donald Trump hat sich etwa die Iran-Krise massiv zugespitzt.

Seinem Kollegen Heiko Maas hat Pompeo versprochen, den Besuch in Berlin möglichst bald nachzuholen. Es wäre gut, wenn er Wort hielte. Mehr als zwei Jahre nach dem Amtsantritt von Donald Trump liegt viel von dem in Scherben, was vor gar nicht so langer Zeit noch als deutsch-amerikanische Freundschaft gepriesen worden ist. Zumindest ein Teil davon kann und muss gekittet werden.

Einstellen muss sich Deutschland aber längerfristig auf die Folgen des amerikanischen Rückzugs von internationaler Verantwortung. Sie werden auch dann noch zu spüren bleiben, wenn Trump nicht mehr Präsident sein wird. Ob Europa zumindest einen Teil der Lücke wird füllen können, hängt nicht zuletzt von Deutschland ab.

© SZ vom 08.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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