Marco Rubio war auch in Dschidda, formell sogar als amerikanischer Verhandlungsführer. Am Verhandlungstisch saß Donald Trumps Außenminister am Dienstag neben Mike Waltz, dem Nationalen Sicherheitsberater. Aber was hat Marco Rubio in Sachen Ukraine und Russland und überhaupt in Amerikas Diplomatie wirklich zu sagen? Als der US-Präsident ihn im November nominierte, da waren die US-Demokraten und vor allem die Regierungen in Westeuropa erleichtert. Der Republikaner aus Florida galt als akzeptabel, erst recht im Vergleich zum damals noch designierten Verteidigungsminister Pete Hegseth. Rubio, geboren 1971 in Miami, war elf Jahre lang Senator, er galt als konservativ und berechenbar. Nun fragen sich viele, welche Rolle der Sohn von Exilkubanern in Donald Trumps Kosmos eigentlich spielt.
Mit sichtbarem Unbehagen erlebte Rubio kürzlich im Oval Office, wie Trump und Vize J. D. Vance ihren Gast Wolodimir Selenskij aus Kiew demontierten. Er sank immer tiefer in das ockerfarbene Sofa. Später machten Scherze die Runde, wonach es der Herr über das State Department in diesen Momenten bereut haben könnte, den Job überhaupt angenommen zu haben. Der Talkmaster Joe Scarborough von MSNBC nannte es „eine niederschmetternde Erfahrung für einen lebenslangen Russland-Falken“.
Nachher tat allerdings auch Rubio so, als habe der ukrainische Präsident das Desaster zu verantworten. Selenskij solle sich entschuldigen, sagte er bei CNN – und lobte den US-Präsidenten als „Dealmaker, er hat sein ganzes Leben lang Deals gemacht“. Da klang der Außenminister wie His Master’s Voice, wie ein untergeordneter Claqueur Trumps. Beobachter waren sich nicht sicher, ob Rubio, bisher ein Verteidiger der Ukraine, das jetzt wirklich so meint. Oder ob selbst angedeutete Kritik an seinem Chef zu riskant wäre. Außerdem hat sich herumgesprochen, dass die Spitzengespräche – außer Trump selbst natürlich – nicht Rubio führt, sondern Steve Witkoff.
Rubio muss nun nach Kanada - sicher auch kein Vergnügen
Der Unternehmer ist ein Golf-Freund Trumps, offiziell vertritt er die USA als Sonderbeauftragter für den Nahen Osten, aber Witkoff war auch bei Wladimir Putin im Kreml. Zurück nach Washington kam der Gesandte mit einem vorher in der russischen Hauptstadt inhaftierten Amerikaner, einem Lehrer. Witkoff dürfte noch diese Woche wieder nach Moskau reisen.
Rubio dagegen soll nach der Begegnung mit den Ukrainern nach Kanada fliegen, zu den Kollegen der G-7-Staaten, angesichts von Trumps Zollstreit mit dem Nachbarland auch kein Vergnügen. Dass Kanada der 51. Bundesstaat werden soll und die USA außerdem Gaza, Grönland sowie den Panamakanal übernehmen wollen – das alles hatte Trump verkündet. Um Nahost und Russland kümmert sich Trumps Vertrauter Witkoff, nach Grönland flog Trumps Sohn Don Jr., Panama besuchen durfte Rubio. Er spricht Spanisch.
Vor dem Treffen in Saudi-Arabien musste der Diplomat am Wochenende seinen eigenen Gipfel bewältigen, beim Dinner mit Trump und dessen Berater Elon Musk in Mar-a-Lago. Der Multimilliardär hatte in Trumps Auftrag unter anderem die US-Auslandshilfeagentur USAID zertrümmert. Rubio schien wenig mitreden zu dürfen, obwohl die Behörde ihm unterstellt ist. Es gab Ärger zwischen den beiden.
Inzwischen herrscht zumindest öffentlich wieder Frieden. Rubio sagte, er habe die Verträge von USAID durchgesehen und 83 Prozent davon gecancelt. „Hart, aber notwendig“, erklärte Musk. „Gute Arbeit mit Ihnen.“ Rubio schlug sich auch im Streit mit dem polnischen Außenminister Radoslaw Sikorksi auf seine Seite. Musk hatte auf X gewarnt, dass ohne seine Starlink-Satelliten die ukrainische Front zusammenbrechen würde. Er drohe dem Opfer einer Aggression, schrieb Sikorski. Rubio forderte den Polen auf, er solle sich lieber bedanken. „Sei still, kleiner Mann“, postete Musk über Sikorski, den Außenminister Polens, er werde die Unterstützung durch Starlink nicht beenden. Rubio könnte das an den Wahlkampf 2016 erinnert haben, Trump verspottete ihn damals als „Little Marco“. Aber jedenfalls mit Elon Musk herrscht bei ihm jetzt eine Art Waffenstillstand.