Eklat zwischen Trump und Selenskij:„Trump und Vance erledigen die Drecksarbeit für Putin“: gespaltene Reaktionen in den USA

Lesezeit: 3 Min.

Das Kapitol in Washington D.C.: Auch die US-Abgeordneten müssen sich angesichts des drastischen Kurswechsels ihres Präsidenten positionieren (Archivbild). (Foto: Jose Luis Magana/dpa)

Viele prominente Republikaner und konservative Kommentatoren begrüßen den Umgang von Trump und Vance mit Selenskij, doch es gibt auch andere Töne. Einhellig schockiert zeigen sich die Demokraten.

Von Irene Helmes

Der Eklat in Washington offenbart tiefe Risse zwischen den politischen Lagern in den USA – und bringt auch einige Republikaner dazu, das Auftreten ihres Präsidenten und Vizepräsidenten zu kritisieren.

Diverse führende Republikaner stellten sich erwartungsgemäß ohne zu zögern hinter US-Präsident Donald Trump und griffen dessen Darstellung eines Affronts von Selenskij gegen die Amerikaner auf. „Was ich im Oval Office gesehen habe, war respektlos, und ich weiß nicht, ob wir uns jemals wieder mit Selenskij abgeben können“, sagte der republikanische Senator Lindsey Graham über den Auftritt des ukrainischen Staatschefs. „Er muss entweder zurücktreten und jemanden schicken, mit dem wir arbeiten können, oder er muss sich ändern.“

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Der republikanische Senator Bill Hagerty schrieb auf X in Anspielung auf Trumps demokratische Vorgängerregierung von Joe Biden, die die Ukraine und ihren Präsidenten stets klar unterstützte: „Der Kontrast zwischen den letzten vier Jahren und jetzt könnte nicht deutlicher sein. Ich danke Ihnen, Mister President.“

Verschiedene Trump-freundliche Autoren und Influencer heizen mit triumphierenden Kommentaren die Stimmung weiter auf. Der Aktivist und Podcaster Charlie Kirk etwa postete auf X: „Wow!“ Trump und Vance hätten Selenskij ins Gesicht gesagt, „was Millionen Amerikaner“ dächten. „Jemand musste es aussprechen.“

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Viele weitere Politiker und Aktivisten aus den Reihen der Konservativen und Ultrakonservativen meldeten sich mit sich ähnelnden Mitteilungen, in denen sie Trump und Vance dafür danken, „für Amerika einzustehen“ und die America-First-Strategie in die Tat umzusetzen, wie etwa eine Reaktionensammlung des US-Senders Fox News belegt.

Auch bei den Republikanern kritische Stimmen

Dass Trump und Vance nicht mit blinder Gefolgschaft ihrer ganzen Partei rechnen können, zeigen hingegen andere Stimmen.

Der republikanische Abgeordnete Mike Lawler meldete sich auf X mit einem kritischen und nachdenklichen Statement, in dem er den öffentlichen Schlagabtausch als „Desaster“ bezeichnete, Diplomatie müsse anders ablaufen. Er glaube nicht daran, dass Staaten wie Russland Verbündete sein könnten. „Leider ist heute der einzige Gewinner Putin.“

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Der republikanische Abgeordnete Don Bacon wird in US-Medien mit den Worten zitiert: „Manche wollen die Wahrheit beschönigen, aber wir können die Wahrheit nicht ignorieren. Russland ist schuld an diesem Krieg.“ Der Politiker aus Nebraska weiter: „Nur zur Erinnerung: Putins Rivalen werden am Ende immer ermordet.“ Der Termin im Weißen Haus sei ein „schlechter Tag für die amerikanische Außenpolitik“.

Der ebenfalls als moderat geltende republikanische Abgeordnete Brian Fitzpatrick wurde damit zitiert, der Anblick des Eklats im Oval Office sei „herzzerreißend“. Bereits vor einigen Tagen hatte er im Kontext der Vorbereitung des Rohstoffdeals zwischen den USA und der Ukraine von „Opfererpressung“ gesprochen.

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Entsetzen und schwere Vorwürfe von den Demokraten

Die Umkehr von Täter und Opfer im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, also die Beschuldigung der Ukraine und Entlastung des Kreml, bringt die amerikanische Opposition zu noch deutlicheren Worten.

Chuck Schumer, demokratischer Fraktionsführer im US-Senat, schrieb in einem Post auf X, „Trump und Vance erledigen die Drecksarbeit für Putin“. Und fügte eine Kampfansage an, die je nach Lesart entschlossen, verbittert oder verzweifelt interpretiert werden kann: „Die Demokraten im Senat werden niemals aufhören, für Freiheit und Demokratie zu kämpfen.“

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Die demokratische Abgeordnete Kathrine Clark schrieb in einer Mitteilung, „ich hätte niemals gedacht, dass ein amerikanischer Präsident einen russischen Diktator einem demokratischen Verbündeten vorziehen würde“. Wie auch andere US-Oppositionelle versucht sie direkt an die Amerikaner zu appellieren: „Trumps Verbeugung vor Putin ist gefährlich für unser Land und Ihre Familie.“

Der demokratische Anführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, warf Trump vor, die USA auf der Weltbühne zu blamieren. Das Treffen mit Selenskij im Weißen Haus sei entsetzlich gewesen. „Seit drei Jahren stehen Präsident Selenskij und das ukrainische Volk auf der Seite von Demokratie, Freiheit und Wahrheit. Ihr Erfolg liegt im nationalen Sicherheitsinteresse der Vereinigten Staaten. Wir sollten der Ukraine beistehen, bis der Sieg errungen ist.“

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Aus Europa bekommt der ukrainische Präsident viel Rückendeckung – nicht nur von der Kommissionspräsidentin. Noch einen Schritt weiter geht die EU-Außenbeauftragte Kallas. Sie schreibt: Die freie Welt brauche einen neuen Anführer. Allein der Ungar Orbán dankt Trump.

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Der demokratische Abgeordnete Gregory Meeks – Mitglied des Ausschusses für Außenpolitik – verglich Trump in einer Pressemitteilung mit einem außer Kontrolle geratenen Kind und einem Tyrannen. Der US-Präsident vereine diese beiden Seiten in sich, er mache sich zum „Gespött“ und sei zugleich „eine existenzielle Gefahr“.

Der demokratische Senator Jack Reed sprach in einem Statement von einem „Spektakel im Oval Office“, einem „politischen Hinterhalt und einem beschämenden Versagen der amerikanischen Führung“. Die Ukraine und die Verbündeten der USA zu verhöhnen, sei eine Farce, die nur Putin nütze. Weltweit entstehe der Eindruck, dass man den USA nicht trauen könne: „Gegner werden das ebenso wie Verbündete zur Kenntnis nehmen.“ An seine republikanischen Kollegen gewandet fragte Reed: „Wo ist eure Stimme? Wir sehen, wie die Anführer der USA sich Russland ergeben, unsere Führungsrolle in der Welt einbüßen, unserem Land strategischen Schaden zuführen – und wofür? So sind wir nicht, und Schweigen ist Mittäterschaft.“

Mit Material der Agenturen dpa und Reuters

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