USA:Trumps Milliardenloch

Um mehr als 100 Milliarden Dollar ist das Handelsdefizit der USA in den ersten zwei Jahren von Donald Trumps Amtszeit gestiegen. Versprochen hatte der Präsident das Gegenteil. Anfechten wird ihn das dennoch nicht - zum Schaden der Weltwirtschaft.

Von Claus Hulverscheidt

Wenn die Handelsbilanz eines Landes tatsächlich eine Art Arbeitszeugnis für den Staatschef wäre, dann hätte Donald Trump jetzt nur noch eine Option: Rücktritt. Um fast 120 Milliarden Dollar ist das Exportdefizit der USA in den ersten zwei Jahren seiner Amtszeit gestiegen. Versprochen hatte der Präsident seinen Wählern das glatte Gegenteil.

Nun neigt Trump nicht unbedingt dazu, die Schuld für Fehler bei sich selbst zu suchen. Stattdessen zeigt er mit dem Finger auf andere - auf vermeintlich unfähige Amtsvorgänger, böse Chinesen, die US-Notenbank. Was er nicht verstehen will, ist: Handelsbilanzen sind gerade nicht das Ergebnis staatlicher Verträge, sondern die Summe Tausender wirtschaftlicher Einzelfaktoren. Die Frage etwa, wie viel Bürger, Firmen und Regierung eines Landes sparen und investieren, hat größeren Einfluss auf die Bilanz als jeder Zollsatz.

Neben den mannigfaltigen charakterlichen Schwächen, die den Menschen Donald Trump kennzeichnen, ist seine Weigerung, zu lernen und sich in komplizierte Sachverhalte einzulesen, wohl sein größter Makel. Das gilt umso mehr, als ihn die Geringschätzung von Fakten ja nicht davon abhält, umso entschlossener Politik zu machen. Für die Weltwirtschaft, für das Wohlergehen, ja, den Frieden der Völker ist das eine gefährliche Versuchsanordnung.

© SZ vom 07.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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