Brisante UmfragenDonald Trumps Zustimmungsrate erreicht neuen Tiefpunkt

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Donald Trump hat nach 100 Tagen im Amt mit sinkenden Beliebtheitswerten zu kämpfen.
Donald Trump hat nach 100 Tagen im Amt mit sinkenden Beliebtheitswerten zu kämpfen. (Foto: Ken Cedeno/REUTERS)

100 Tage ist Donald Trump im Amt. Umfragen zeigen jetzt: So unbeliebt war zu diesem Zeitpunkt einer Präsidentschaft seit 80 Jahren kein amerikanischer Staatschef mehr. Selbst Trump-Wähler äußern sich kritisch.

Von Peter Burghardt, Washington

Seit 100 Tagen wohnt Donald Trump wieder im Weißen Haus, an diesem Dienstag ist es so weit. Die Wahl Anfang November 2024 hatte der Republikaner recht eindeutig gewonnen, aber zum kleinen Jubiläum kommt der US-Präsident nun auf sehr viel weniger komfortable Werte.

In Umfragen sind kaum mehr als 40 Prozent der Amerikanerinnen und Amerikaner von seinem täglichen Feuerwerk an Verordnungen und Ankündigungen begeistert. Meinungsforscher der New York Times und des Siena College Research Institute kamen kürzlich zu dem Ergebnis, dass 66 Prozent der Befragten die bisherige Amtsführung Trumps für „chaotisch“ halten und 59 Prozent für „scary“, beängstigend.

Nur 42 Prozent finden den äußerst ereignisreichen Start in seine zweite Ära demnach „exciting“, also im angenehmen Sinne aufregend. Bei einer Erhebung von Washington Post, ABC News und Ipsos liegt die Zustimmung bei nur 39 Prozent – so unbeliebt war zu diesem Zeitpunkt einer Präsidentschaft seit ungefähr 80 Jahren kein amerikanischer Staatschef mehr, Trump II steht da noch schlechter da als vor acht Jahren in dieser Bilanz Trump I.

Zweifel sogar bei Trumps Wahlkampfschlagern

Selbst der ihm wohlgesonnene Sender Fox News hat insgesamt lediglich 44 Prozent Zustimmung ermittelt, deutlich weniger als bei Joe Biden, Barack Obama und George W. Bush nach deren ersten 100 Tagen. Besonders interessant ist in diesen Studien, dass erhebliche Teile der Wählerschaft sogar daran zweifeln, dass Trumps Umgang mit seinen Wahlkampfschlagern richtig ist: Wirtschaft und Immigration.

Bei seiner Bewerbung hatte der Anführer der „Make America Great Again“-Bewegung, kurz MAGA, ja nicht zuletzt versprochen, mehr oder weniger im Handumdrehen die Inflation abzuschaffen, Amerika sagenhaft wohlhabend zu machen sowie vor allem massenhaft Einwanderer ohne Aufenthaltsgenehmigung abzuschieben. Besonders wegen dieser Versprechen ihres Gegners verlor die Demokratin Kamala Harris die Wahl, obwohl die Zahl der unerlaubten Grenzübertritte bereits zum Ende der Ära Biden stark gesunken war und sich die USA von den wirtschaftlichen Konsequenzen der Pandemie gut erholt hatten.

Trumps Zoll-Exzess ist nicht nur im Ausland unbeliebt

Trumps Zoll-Exzess jedoch ist offenkundig nicht nur im nahezu flächendeckend betroffenen Ausland unbeliebt, sondern auch daheim. Bei Fox News zum Beispiel, um eine konservative Quelle zu nennen, hält kaum jeder oder jede Dritte diese Zölle für angemessen, dabei hatte Trump den Begriff tariffs zu einem seiner Lieblingswörter erklärt. Nur 33 Prozent der Teilnehmer an dieser Studie sind der Ansicht, dass ihre Regierung auf diese Weise die Geldentwertung in den Griff bekommt.

Etliche Betroffene fürchten weitere Preissteigerungen sowie zunehmende Probleme, Waren zu importieren und US-Produkte im Ausland zu verkaufen. Unternehmer haben angesichts des von Trump angezettelten Handelskrieges größte Sorgen, dass die Lieferketten reißen. Zu den Kritikern gehören dem Vernehmen nach Bevölkerungsgruppen, die Trump normalerweise überwiegend unterstützen, darunter Farmer. Zuletzt hatte Druck von Investoren bereits dazu geführt, dass Trump die besonders erhöhten Zölle vorläufig weitgehend ausgesetzt hat. Aktienkurse sowie die US-Staatsanleihen waren abgestürzt.

Auch seine Wähler sind besorgt

Der Streit mit China geht derweil nahezu ungebremst weiter, und die ständigen Kurswechsel bei Trumps ökonomischen Manövern tragen auch nicht zur Beruhigung bei. Insgesamt verfestigt sich der Eindruck, dass vielen Wählerinnen und Wählern seine Freude an Hürden für Importeure, der Kahlschlag bei Behörden unter Leitung des Multimilliardärs Elon Musk sowie der Umgang mit unerwünschten Immigranten zu weit geht.

Laut New York Times/Siena Polls ist mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten der Meinung, dass Trump „die ihm zur Verfügung stehenden Befugnisse überschreitet“. Darunter sind auch 16 Prozent Republikaner und 62 Prozent Unabhängige. Die New York Times zitiert einen Viehzüchter und Banker aus Missouri, den die Sorge umtreibt, dass Trump „über das Ziel hinausschießt“. Er sei wahrscheinlich mit den Zielen einverstanden, sagt dieser Mann, der Trump gewählt hat. „Aber ich bin Verfassungsrechtler genug, um zumindest ein wenig besorgt darüber zu sein, wie weit wir es treiben.“

Zu einem Symbol der Willkür wurde Kilmar Armando Abrego Garcia, geboren in El Salvador und wohnhaft in Maryland. Die US-Einwanderungsbehörden ließen den Familienvater im März nach El Salvador fliegen und dort in ein berüchtigtes Gefängnis für Terroristen bringen, obwohl in den USA keine Anklage gegen ihn vorliegt und ein Beamter zugab, dass es sich um einen Irrtum gehandelt habe. Bisher ignoriert die Trump-Administration Gerichte, die eine Rückführung Abrego Garcias verlangen. Nun wurde außerdem bekannt, dass Grenzschützer zwei minderjährige US-Bürger mit ihrer Mutter nach Honduras abgeschoben haben, der vierjährige Junge ist schwer an Krebs erkrankt.

Das alles dürfte nichts daran ändern, dass sich Trump bei seiner Rede am Dienstag zum 100. Tag im Oval Office selbst feiert. Am Mittwoch, so heißt es, werde sich dann aber eine Frau melden, von der man länger nichts gehört hat: Kamala Harris.

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