US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin haben am Mittwoch angekündigt, ein Ende des Krieges in der Ukraine zu verhandeln. Er habe „ein langes und sehr produktives Telefongespräch“ mit Putin geführt, schrieb Trump zunächst in seinem Netzwerk Truth Social und kündigte „unverzügliche“ Verhandlungen an.
Laut Trump sollten ihre jeweiligen Teams sofort mit Gesprächen beginnen, er und Putin hätten gegenseitige Besuche vereinbart. Man sei sich einig, „wir wollen das millionenfache Sterben im Krieg mit Russland/Ukraine beenden“. Er glaube, „dass diese Bemühungen zu einem erfolgreichen Abschluss führen werden, hoffentlich bald!“ Später sagte Trump im Weißen Haus, ein Treffen mit Putin werde „in nicht allzu ferner Zukunft“ vermutlich in Saudi-Arabien stattfinden.
Selenskij reagierte nach dem Gespräch mit Trump zurückhaltend
Nach dem Telefonat mit Putin sprach Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij, wie das Weiße Haus und Kiew bestätigten. Allerdings ist unklar, worüber genau gesprochen wurde und welchen Einfluss die Ukraine auf die Gespräche haben wird. Nach Angaben des ukrainischen Präsidialbüros dauerte das Telefonat mit Selenskij eine Stunde. Trump und Putin hätten eineinhalb Stunden lang telefoniert, wie Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow bekannt gab. Es sei die Zeit gekommen, „dass unsere Länder zusammenarbeiten“.
Putin habe zu Trump gesagt, dass im Fall der Ukraine „die Ursachen des Konflikts beseitigt werden müssen“, berichtete Peskow in Moskau. Ungewiss ist, welche Ursachen exakt damit gemeint sind und wie diese beseitigt werden sollen.
Selenskij reagierte auf der Internetplattform X nach dem Gespräch mit Trump zurückhaltend. „Niemand wünscht sich Frieden mehr als die Ukraine“, schrieb er. Gemeinsam mit den USA werde Kiew die nächsten Schritte festlegen, „um die russische Aggression zu stoppen und einen dauerhaften, verlässlichen Frieden zu gewährleisten. Wie Präsident Trump sagte: ‚Lasst es uns erledigen‘“.
Im Februar 2022 hatten russische Truppen die Ukraine überfallen, nachdem 2014 bereits der ukrainische Osten angegriffen und die Halbinsel Krim völkerrechtswidrig besetzt worden war. Es gab seither mehrere Hunderttausend Tote, wenn auch nicht Millionen, wie Trump nun schrieb. Ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets ist von Russland okkupiert.

Ukraine-Krieg:Über die Köpfe der Europäer hinweg
Die USA verkünden eine ganze Reihe von Zugeständnissen an Russland – ohne die Ukraine und Europa einzubeziehen. EU-Außenminister reagieren mit dem diplomatischen Äquivalent von Trotz.
US-Vizepräsident Vance soll den ukrainischen Präsidenten auf der Sicherheitskonferenz in München treffen
Trumps Vorstoß folgt jetzt einem Gefangenenaustausch vom Dienstag, den Steve Witkoff in Moskau eingefädelt hatte, einer seiner Berater. Die neue Entwicklung wird auch bei der Münchner Sicherheitskonferenz von Freitag an das große Thema sein, dort soll US-Vizepräsident J. D. Vance mit Selenskij zusammentreffen. Den russischen Machthaber Putin hatte Trump nach der Invasion vor drei Jahren erst „genial“ genannt, später bezeichnete er den Einmarsch als Fehler. Während des Wahlkampfes versprach der Republikaner, den Krieg binnen 24 Stunden zu beenden.
Nach seiner Amtseinführung am 20. Januar 2025 sagte Trump im Oval Office, Putin könne „nicht begeistert sein, es geht ihm nicht so gut“. Russland sei „größer, sie haben mehr Soldaten zu verlieren, aber so kann man ein Land nicht führen“. Vor wenigen Tagen sprachen die beiden bereits. Trump verwirrte außerdem mit dem Hinweis, die Ukraine könne „einen Deal machen oder auch nicht“. Vielleicht sei sie „eines Tages russisch, vielleicht aber auch nicht“.
Jetzt wollen Washington und Moskau also offenbar einen wie auch immer gearteten Frieden in Osteuropa besprechen. Kurz vor dieser Nachricht gab der neue US-Verteidigungsminister Pete Hegseth beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel bekannt, dass er eine künftige Nato-Mitgliedschaft für ebenso unrealistisch halte wie eine Rückkehr der Ukraine in alte Grenzen. Die USA stünden zu einer souveränen Ukraine, für deren Sicherheit müssten aber „fähige europäische und außereuropäische Truppen“ sorgen. Es würden „keine US-Truppen in der Ukraine stationiert werden“.
Wie schon Trump sagte Hegseth, dass die übrigen Nato-Staaten mehr Verantwortung übernehmen und ihre Militärausgaben auf fünf Prozent erhöhen müssten. Die USA blieben dem Bündnis und Europa verpflichtet, seien indes mit Aufgaben im Indopazifik – sprich China – und den eigenen Grenzen beschäftigt.
Viele von Trumps Anhängern halten die Unterstützung der Ukraine für Geldverschwendung
Besonders Trumps Maga-Bewegung hält die Unterstützung der Ukraine für Geldverschwendung, obwohl die Rüstungslieferungen auch der heimischen Industrie zugutekommen. Von den Waffenlieferungen ist die Ukraine abhängig. Zuletzt deutete der US-Präsident an, dass die USA für ihren Beistand entschädigt werden müssten, und zwar mit ukrainischen Bodenschätzen im Wert von 500 Milliarden Dollar.
Aus Kiewer Sicht war in Moskau bisher keine Bereitschaft für eine Friedenslösung oder einen Waffenstillstand zu erkennen. Russische Truppen erobern trotz hoher Verluste in der Ostukraine langsam, aber stetig neue Dörfer oder Städte. Die Möglichkeit, Nato-Truppen in die Ukraine zu entsenden, wies das russische Außenministerium am 23. Januar als „unkontrollierbare Eskalation“ zurück.
Selenskij und andere Politiker schlossen bislang nur aus, den Verzicht auf ihr besetztes Territorium formell anzuerkennen. Ebenfalls an diesem Mittwoch erschien im britischen Magazin Economist ein Interview mit dem ukrainischen Präsidenten. Darin lässt Selenskij die Sorge erkennen, dass das Schicksal der Ukraine über den Kopf hinweg zwischen Trump und Putin entschieden werden könnte.