Süddeutsche Zeitung

USA:Trump fordert Russland auf, die Demokraten zu hacken

  • Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat Russland aufgefordert, den E-Mail-Account der Demokratin Hillary Clinton zu hacken.
  • Clintons politischer Berater Sullivan bezeichnet Trumps Aussagen als Problem für die nationale Sicherheit.
  • Auch die Anerkennung der russischen Krim-Annexion will er sich "ansehen".

Bei einer Pressekonferenz in Florida hat Donald Trump zwei Aussagen über Russland getroffen und beide sind hochbrisant. Zum einen hat er Russland aufgefordert, nach den verloren gegangenen E-Mails von Hillary Clinton zu suchen und diese zu veröffentlichen. "Russland, wenn du mich hörst, hoffe ich, du findest die 30 000 abhanden gekommenen E-Mails [Clinton hatte die Nachrichten gelöscht, weil sie privat gewesen seien, d. Red.]. Unsere Presse wäre dir überaus dankbar", sagte Trump der New York Times zufolge.

Zum anderen fragte eine Journalistin: "Ich würde gerne wissen wollen: Wenn Sie Präsident des Landes werden sollten, würden sie die Krim als russisches Staatsgebiet anerkennen und die Sanktionen aufheben?" Dem Transkript und der Aussage der Journalistin zufolge antwortete Trump: "Ja, wir würden uns das ansehen."

Im Original sagte Trump: "We would be looking at that". Das ist, wie die Washington Post anmerkt, eine Aussage, die Trump des Öfteren benutzt, wenn er sich vor einer konkreten Aussage drücken will. Russland hatte die Krim 2014 annektiert. Als Reaktion darauf hatten sowohl die USA als auch die EU Sanktionen gegen Russland verhängt.

"Warum sollte ich Putin sagen, was er zu tun hat?"

Die Frage, ob er tatsächlich darauf drängen würde, dass sich eine andere Nation Zugriff auf die privaten E-Mails von Hillary Clinton verschafft, verwarf Trump: "Das überlasse ich dem US-Präsidenten." Als direkten Aufruf an den russischen Präsidenten Wladimir Putin wollte Trump seine Aussage jedoch nicht verstanden wissen. "Warum soll ich Putin sagen, was er zu tun hat?", sagte er.

Clinton reagierte über ihren politischen Berater Jake Sullivan: "Das ist das erste Mal, dass ein US-Präsidentschaftsbewerber ein anderes Land aktiv auffordert, seinen politischen Gegner zu bespitzeln. Das ist ein Problem für die nationale Sicherheit", sagte er.

Clinton hatte in ihrer Zeit als Außenministerin für dienstliche Mails einen privaten, nicht sicheren Server genutzt - die Republikaner warfen ihr daraufhin vor, nicht für das höchste politische Amt geeignet zu sein. Anfang Juli hatte sich Clinton zu dieser Sache freiweillig vom FBI befragen lassen.

Demokraten machen Russland für Hack verantwortlich

Trumps Aufforderung an Russland kommt zu einem heiklen Zeitpunkt. Wikileaks hatte vergangene Woche etwa 20 000 E-Mails veröffentlicht, die zeigen, dass sich die angeblich neutrale Parteiführung der Demokraten offenbar schon früh auf Clinton als Präsidentschaftskandidatin festgelegt hat. Bei der Frage, wer hinter dem Hack steckt, deuteten Anhaltspunkte auf russische Hackergruppen, die in die Systeme der US-Demokraten eingedrungen sein sollen. Die Demokraten beschuldigen Russland, hinter der Veröffentlichung zu stehen und sich so zugunsten von Trump in den Wahlkampf einzumischen.

Russland bezeichnet diese Behauptungen als "absurd". Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow sagte: "Moskau achtet sehr genau darauf, alles zu vermeiden, was als Eingriff in den Wahlvorgang in den USA interpretiert werden könnte."

Trump sprang Moskau sogar zur Seite. "Das ist so weit hergeholt, das ist lächerlich", sagte er. Moskau stehe nicht hinter den Veröffentlichungen. Und der Republikaner ergänzte: "Sollte tatsächlich Russland oder eine andere Nation hinter dem Hackerangriff stecken, zeigt das nur, wie wenig Respekt sie vor der jetzigen US-Regierung hat."

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