Donald Trump wird mit J. D. Vance ins Rennen um die amerikanische Präsidentschaft gehen, das wurde zu Beginn des republikanischen Nominierungskongresses am Montag in Milwaukee bekannt. Der 39 Jahre alte Senator aus Ohio gehört schon länger zu Trumps Favoriten für das Amt des US-Vizepräsidenten und soll dem 78-jährigen Kandidaten dabei helfen, den jüngeren Teil der Wählerschaft anzusprechen.
„Nach langem Überlegen und Nachdenken und unter Berücksichtigung der enormen Talente vieler anderer“ habe er sich für J.D. Vance entschieden, verkündete Trump in seinem Netzwerk Truth Social. Bekannt wurde Vance 2016 durch den Bestseller „Hillbilly Ellegy“, der seine Familie in Amerikas Hinterland beschreibt.
Früher war der Vizepräsidenten-Kandidat ein Kritiker Trumps
Zunächst war der Jurist ein Kritiker Trumps, doch 2022 zog er mithilfe des früheren Präsidenten in den Senat ein. Inzwischen steht er Trumps radikaler Maga-Bewegung nahe. Er kritisiere sogar den damaligen Vize Mike Pence, der Joe Bidens Wahlsieg 2020 im Kongress amtlich machte. Beim Thema Abtreibung ist er noch schärfer als Trump, zugleich bringt er gute Verbindung zu Gönnern im eher liberalen Silicon Valley mit.
Trump erhielt zum Start des Parteitags rasch mehr als 2200 der gut 2400 Delegiertenstimmen und darf sich nun offiziell als Kandidat der Republikaner für die Präsidentschaftswahl am 5. November fühlen, er muss die Nominierung bei seiner Rede am Donnerstag nur noch annehmen. Mit J.D. Vance wird er im Herbst voraussichtlich gegen Joe Biden und Kamala Harris antreten, sofern es angesichts der angeschlagenen Gesundheit des 81-jährigen Präsidenten keinen Personalwechsel gibt. Die Demokraten halten ihren Parteitag im August in Chicago ab.
Der Kongress der Republikaner begann planmäßig, zwei Tage nach dem Attentat auf Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania. Zum Start erreichte Trump gleich die Nachricht, dass das Verfahren wegen der gehorteten Geheimpapiere in seiner Residenz Mar-a-Lago eingestellt wird. Die Richterin Aileen Cannon kam zu dem Ergebnis, dass die Ernennung des Sonderermittlers Jack Smith gegen die Verfassung verstoße. Smith kann Berufung gegen die Entscheidung einlegen.
Bleibt es bei dem Beschluss, dann hätte der bereits wegen Betrugs verurteilte und viermal angeklagte Trump eine Anklage weniger. Trump erklärte, dies sei „nur der erste Schritt“, er fordert die Einstellung aller Verfahren gegen ihn. Der vom US-Justizministerium eingesetzte Smith ist auch der Sonderermittler im Fall des Sturms von Trump-Anhängern auf das Kapitol vom 6. Januar.
Republican Convention:Trump will nicht zulassen, „dass ein ‚Shooter‘ eine Änderung des Zeitplans erzwingt“
Nach dem überstandenen Attentat landet Donald Trump in Milwaukee, wo ihn die Republikaner zum Präsidentschaftskandidaten küren wollen. Zufällig ist es der Ort, an dem einst ein anderer US-Präsident einen Mordanschlag überlebte.
Geprägt wird die Republican National Convention im Bundesstaat Wisconsin vom Anschlag auf Trump zwei Tage zuvor, Tausende Polizisten und der Secret Service schützen das Gelände. Doch es findet alles nach Plan statt. Er könne nicht zulassen, „dass ein ‚shooter‘ oder ein potenzieller Attentäter eine Änderung des Zeitplans oder etwas anderes erzwingt“, schrieb Trump auf Truth Social.
Im Auto des Attentäters wurde Sprengstoff gefunden
Am Samstag hatte ein 20-jähriger Mann versucht, Trump bei einem Wahlkampfauftritt zu ermorden. Eine Kugel aus einem Schnellfeuergewehr streifte sein Ohr, ein Zuschauer wurde getötet, zwei andere erlitten Verletzungen. Kurz zuvor hatte der Täter in einem örtlichen Waffengeschäft 50 Schuss Munition gekauft, wie die Ermittler nun bekannt gaben. Er schoss mit einem Schnellfeuergewehr vom Typ AR-15, das in vielen tödlichen Shootings in den USA zum Einsatz kommt. Auch wurde in seinem Fahrzeug Sprengstoff gefunden, die Ermittlungen über das Motiv seiner Tat dauern an.
Nachdem er mehrere Schüsse abgegeben hatte, wurde der Täter vom Secret Service getötet. Trump dankte in einem Interview den Personenschützern. „Sie haben einen fantastischen Job gemacht“, sagte er. Allerdings wächst die Kritik an dem Spezialkommando, weil der Schütze von einem Hausdach schießen konnte. Alejandro Mayorkas, der Minister für Homeland Security, sprach von einem „Versagen“, Biden hat eine unabhängige Untersuchung des Secret Service angeordnet.
USA:Secret Service nach Trump-Attentat in der Kritik
Haben Personenschützer die Gefahr durch einen möglichen Scharfschützen unterschätzt – und den Ex-Präsidenten auch nicht schnell genug aus der Gefahrenzone gebracht?
Unterdessen sind Biden und auch Trump zumindest öffentlich um versöhnliche Töne bemüht. Man müsse „die Temperatur in unserer Politik senken“, sagte der US-Präsident am Sonntagabend in einer Fernsehansprache im Weißen Haus. Es gebe in Amerika „keinen Platz für diese Art von Gewalt, für jegliche Gewalt, niemals.“ Die Macht, Amerika zu verändern, solle immer in den Händen des Volkes liegen, nicht in den Händen eines Attentäters. Trump postete daraufhin die beiden Wörter „UNITE AMERICA!“
Dem Washington Examiner sagte er auch, seine Rede beim Kongress der Republikaner werde nun ganz anders ausfallen als zunächst vorbereitet. „Es ist Zeit, das Land zusammenzubringen.“