USA:Trump bewegt sich doch

U.S. President Donald Trump boards Air Force One beside first lady Melania Trump at Joint Base Andrews in Maryland

Seine Einwände gegen das Hilfspaket schufen viel Verwirrung: Der scheidende US-Präsident Donald Trump.

(Foto: Tom Brenner/REUTERS)

Der scheidende US-Präsident beendet seine Blockade und gibt lebenswichtige Corona-Hilfen für Millionen Amerikaner frei.

US-Präsident Donald Trump hat das vom Kongress mühsam geschnürte Corona-Hilfspaket nach seiner tagelangen Blockade freigegeben. Mit seiner Unterschrift setzte er am Sonntag die Hilfen in Kraft und wendete auch eine schon bald drohende Teilschließung der Bundesbehörden ab. In einer Erklärung machte Trump aber aus seinem Unmut über die aus seiner Sicht zu geringe Arbeitslosenunterstützung keinen Hehl. Zudem beklagte er unnötige Ausgaben der Regierung.

Trumps Einlenken folgte auf immer dringlichere Bitten, Forderungen und Unmutsbekundungen aus Reihen der Demokraten, aber auch der Republikaner. Die beiden Parteien hatten das Paket mit 900 Milliarden Dollar nach langem Ringen beschlossen - samt einem daran geknüpften Haushaltsgesetzentwurf im Umfang von 1,4 Billionen Dollar, das den Betrieb der Bundesregierung bis September finanzieren soll.

Schon von diesem Dienstag an hätte ein Shutdown gedroht, was die Dringlichkeit von Trumps Unterschrift noch deutlicher machte. Doch der scheidende Präsident hatte sich mit dem Argument verweigert, dass es besser eine Einmalzahlung von 2000 Dollar aus dem Hilfspaket für durch Corona erwerbslos gewordene Bürger geben sollte statt der im Kongress vereinbarten 600 Dollar. Dass die Parteien so rasch so viel mehr Geld in die Hand nehmen, galt als ausgeschlossen.

Trumps Einwände lösten auch im Kapitol viel Verwirrung aus, zumal vor allem Abgeordnete aus seiner Partei bis zuletzt angenommen hatten, dass er den auch unter Vermittlung des Weißen Hauses erzielten Kompromiss mittrage. Für Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner war der politische Streit auf höchster Ebene existenzbedrohend. Für sie lief in der Nacht auf Sonntag um Mitternacht die Arbeitslosenunterstützung aus, die sie durch bisherige Corona-Hilfen erhielten.

Auch Republikaner drängten Trump zur Unterschrift

Betroffen sind 9,5 Millionen Menschen, die auf die ausgelaufene erweiterte Arbeitslosenunterstützung angewiesen waren. Das galt vor allem für Selbständige, die ansonsten keinen Anspruch haben. Millionen weiteren Amerikanern drohte nach Expertenwarnungen darüber hinaus ebenfalls der Verlust der Arbeitslosenhilfe in den kommenden Wochen. Zudem hätte die fehlende Unterschrift Trumps bedeutet, dass Mieter nicht mehr im gleichen Ausmaß vor Zwangsräumungen geschützt sind und Hilfen für schwer mitgenommene Unternehmen nicht freigegeben werden.

Spitzenpolitiker hatten sich empört über Trumps Blockadehaltung gezeigt. "Was der Präsident im Moment macht, ist unglaublich grausam", sagte Senator Bernie Sanders am Sonntag dem Sender ABC. "So vielen Leuten geht es schlecht." Der republikanische Senator Pat Toomey drängte Trump ebenfalls zur Unterschrift. Er könne danach immer noch höhere Hilfen fordern. Er verstehe zwar, dass Trump als Vorkämpfer für mehr Arbeitslosenunterstützung in Erinnerung bleiben wolle. Doch sei die Gefahr groß, dass sein Vermächtnis mit Chaos und Elend und sprunghaftem Verhalten in Verbindung gebracht werde, sagte Toomey.

Trumps Nachfolger Joe Biden hatte ihn vor dem Auslaufen der Frist ebenfalls gedrängt, den Entwurf zu unterzeichnen. Der Amtsinhaber stehle sich aus der Verantwortung, lautete Bidens Vorwurf.

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