Osama bin Laden ist tot. Fast zehn Jahre nach den Anschlägen am 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington hat eine US-Spezialeinheit den Kopf des Terrornetzwerks al-Qaida in einem Versteck nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad aufgespürt und getötet. Nach Informationen des US-Nachrichtensenders CNN starb bin Laden durch einen Kopfschuss.
"Der Gerechtigkeit ist Genüge getan worden", sagte der US-Präsident in einer Rede an die Nation am Sonntagabend in Washington (Ortszeit). Ein kleines Team von Amerikanern habe die Operation mit außergewöhnlichem Mut und Fähigkeiten ausgeführt, sagte Obama. Bin Laden sei auf einem Gelände in der pakistanischen Stadt Abbottabad nach einem Schusswechsel getötet worden, anschließend hätten die US-Kräfte die Leiche des Al-Qaida-Chefs sichergestellt. "Kein Amerikaner ist zu Schaden gekommen", sagte Obama.
Der pakistanische Geheimdienst ISI bestätigte die Tötung bin Ladens. Bei der gemeinsamen Aktion amerikanischer und pakistanischer Sicherheitskräfte seien auch ein Sohn Bin Ladens und drei seiner Wachleute ums Leben gekommen, sagte ISI-Chef Ahmed Shuja Pasha im pakistanischen Fernsehen. Die drei Ehefrauen des Top-Terroristen, sechs weitere Bin-Laden-Söhne sowie vier enge Mitstreiter wurden den Angaben zufolge festgenommen.
Die Nachricht vom Tod des Terroristen verbreitete sich in den USA wie ein Lauffeuer. Vor dem Weißen Haus in Washington versammelte sich eine jubelnde Menschenmenge. Die Leute schwenkten US-Fahnen und feierten den Tod bin Ladens, der den Amerikanern als personifiziertes Symbol von Terrorismus galt. "Wir haben ihn, wir haben ihn", jubelten sie.
Auch auf Ground Zero in New York versammelten sich Hunderte Menschen, um das Ende des Terroristen zu feiern. Viele schwenkten US-Fahnen und Champagnerflaschen wurden geköpft. "Was für ein wunderbarer Tag", rief ein New Yorker. "Endlich ist es so weit."
Der frühere US-Präsident George W. Bush feierte den Tod von bin Ladens als "Sieg für Amerika". Bush erklärte, er gratuliere seinem Nachfolger Barack Obama sowie "den Männern und Frauen unseres Militärs und unserer Geheimdienste, die dieser Mission ihr Leben gewidmet haben". Bush sagte, Obama habe ihm die Nachricht persönlich mitgeteilt. "Diese bedeutende Leistung markiert einen Sieg für Amerika, für Menschen, die weltweit nach Frieden streben, und für alle, die Nahestehende am 11. September 2001 verloren haben."
Auch Bushs Vorgänger Bill Clinton beglückwünschte die US-Regierung. "Ich gratuliere dem Präsidenten, dem Nationalen Sicherheitsteam und den Mitgliedern unserer Armee dafür, dass sie Osama bin Laden nach über einem Jahrzehnt mörderischer Al-Qaida-Attacken zur Rechenschaft gezogen haben", schrieb Clinton, hier zu sehen mit Obama im Dezember 2010, an das Weiße Haus.
Osama bin Laden galt als der meistgesuchte Mann der Welt. Obwohl die USA ein Millionen Dollar schweres Kopfgeld auf den Terroristen ausgesetzt hatten, gelang es ihm über Jahre, sich einer Festnahme zu entziehen.
Immer neue Videobotschaften des Top-Terroristen - hier ein Screenshot vom September 2007 - waren wie eine Verhöhnung seiner Verfolger. Bis jetzt. US-Präsident Obama zufolge erhielten die USA im August 2010 erste Hinweise auf den Unterschlupf bin Ladens. In der vergangenen Woche habe er ausreichend Informationen gehabt und sich entschlossen zu handeln, sagte Obama. Die kleine US-Einheit habe dann entschlossen zugeschlagen, unterstützt von pakistanischen Einheiten.
Al-Qaida-Chef bin Laden gilt als der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 auf das World Trade Center (WTC) in New York und das Verteidigungsministerium bei Washington. An diesem Tag hatten Al-Qaida-Terroristen insgesamt vier Passagierflugzeuge gekapert: Zwei wurden in die Zwillingstürme des WTC und eines ins Pentagon gelenkt. Eine vierte entführte Maschine stürzte bei Shanksville im US-Staat Pennsylvania ab. Bei den Anschlägen starben fast 3000 Menschen.
Die Vereinigten Staaten beschuldigten bin Laden zahlreicher weiterer terroristischer Anschläge. Auch bei dem Bombenanschlag auf den US-Zerstörer USS Cole im November 2000 im jemenitischen Aden, bei dem 17 Menschen getötet wurden, hatte er vermutlich seine Hand im Spiel.
Die verheerenden Anschläge auf die US-Botschaften in Daressalam in Tansania (im Bild) und Nairobi in Kenia legten die USA ebenfalls dem Al-Qaida-Führer zur Last. Dort starben am 7. August 1998 insgesamt 230 Menschen. Das Blutbad gehört zu den schwersten Attentaten auf US-Einrichtungen.
Bin Laden wurde als Sohn eines reichen saudiarabischen Bauunternehmers vermutlich im Jahr 1957 geboren. Er entwickelte die Idee, Muslime aus aller Welt zu einem Kampf gegen westliche Mächte und ihre arabischen Verbündeten zusammenzurufen. In Afghanistan kommandierte er 1984 im Kampf gegen die sowjetische Besatzung mehr als 20.000 Kämpfer aus vielen arabischen Ländern.
Ein Jahr vor dem Ende der sowjetischen Besatzung in Afghanistan 1989 begann bin Laden mit Hilfe von Gefolgsleuten mit dem Aufbau des Netzwerks al-Qaida ("Die Basis"). Als 1991 eine internationale Koalition unter Führung der USA den Krieg gegen den Irak führte, erklärte er Washington den "Dschihad", den seiner Meinung nach religiös gerechtfertigten Krieg.
In den vergangenen Jahren wandelte sich bin Laden vom Organisator von Anschlägen immer mehr zur Inspirationsquelle seiner Anhänger, die ihre Attentate nun in seinem Namen verüben. Bin Ladens rechte Hand war der Ägypter Aiman al-Zawahiri. Er galt schon lange als das eigentliche Hirn des Terrornetzwerkes und könnte nun auch offiziell bin Ladens Nachfolge antreten.