USA: Tea-Party-Bewegung:Mitternachtspicknick mit Blut

Christine O'Donnell kämpft für die Waffenlobby und hält Masturbation für Ehebruch. Im November will die ultrakonservative Republikanerin in den US-Senat. Doch nun taucht ein altes Video auf - in dem sie erklärt, "mit Hexerei experimentiert" zu haben.

A. Hild

Das Parteiestablishment kann sie nicht leiden, aber Christine O'Donnell schien lange nichts zu stoppen. Vorläufiger Höhepunkt: Der Sieg bei der Vorwahl der Republikaner im US-Bundesstaat Delaware.

Christine O'Donnell

"Ich bin nie einem Hexenzirkel beigetreten", sagt die republikanische Kandidatin im Kampf um einen der beiden Senatssitze für den Bundesstaat Delaware, Christine O'Donnell.

(Foto: AP)

Die 41-Jährige passt mit ihren Ansichten perfekt in das Profil der ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung. O'Donnelll ist strikte Abtreibungsgegnerin, lässt sich unter anderem von den Waffenlobbyisten der National Rifle Association unterstützen und ist der Meinung, Pornokonsum verletze die "Reinheit" eines Menschen.

Ein Video aus dem Jahr 1999 zeigt nun, dass O'Donnell früher noch von ganz anderen Dingen überzeugt war: In einer Episode der Talkshow Politically Incorrect erklärte sie damals, sie habe sich in der Hexerei versucht.

"Ich bin nie einem Hexenzirkel beigetreten", versichert O'Donnell in dem Video, das der Komiker Bill Maher in seiner Show Real Time zeigte. Sie sei aber "mit diesen Leuten herumgehangen." Ihr erstes Date habe sie mit einer Hexe bei einem Satan-Altar gehabt: "Wir gingen ins Kino und hatten dann ein kleines Mitternachtspicknick", so O'Donnell. "Ich wusste das nicht. Ich meine, es gab wenig Blut dort und so etwas."

Das Video ist ein Ausschnitt aus der Talkshow Politically Incorrect, die Maher früher selbst moderierte. O'Donnell, die in dem Beitrag viel jünger wirkt - mit langen braunen Locken, Pony und einer Spange im Haar - versuchte auch gleich, die Affäre als Jugendsünde darzustellen: "Wie viele von Ihnen haben sich in der Highschool denn nicht mit fragwürdigen Leuten abgegeben?" fragte sie ihre Parteikollegen bei einem Picknick der Republikaner im Süden ihres Bundesstaats Delaware am Sonntag.

Als die Sendung aufgezeichnet wurde, war O'Donnell allerdings bereits 30 Jahre alt. Noch vor dem Hexerei-Video hatte sich O'Donnell 1996 zur Masturbation geäußert: In einem Video auf MTV erklärte sie, es sei Ehebruch, Lust zu empfinden, und das sei bei Masturbation zwangsläufig der Fall.

"Ich habe dich erschaffen, Christine"

Den Parteistrategen ist O'Donnell schon länger ein Dorn im Auge: Karl Rove, früher wichtigster Berater von George W. Bush und seit langem ein Vordenker der Republikaner, hatte O'Donnell in einem Fernsehinterview vorgeworfen, sie habe "verrückte Sachen" gesagt, die "einfach keinen Sinn ergeben". Der Hintergrund: Die Parteispitze zweifelt daran, dass O'Donnell bei den Kongresswahlen mit ihren Ansichten bei gemäßigteren Wählern punkten kann.

Die Anhänger der Organisation "Circle Sanctuary" hat sie jedenfalls bereits verloren. Mit ihren Aussagen verunglimpfe sie Hexen, erklärte Reverend Selena Fox. Fox ist Hohepriesterin des Verbands, der sich für die Förderung von Heidentum und Naturspiritualität einsetzt. "Die USA müssen ein Ort bleiben, wo jeder seine Religion praktizieren kann, ohne verspottet oder diffamiert zu werden."

Komiker Maher will O'Donnell auf jeden Fall in seiner Sendung wiedersehen - notfalls mit sanfter Gewalt. Er habe noch weitere Filme mit O'Donnell, so Maher, und droht: "Ich habe dich erschaffen, Christine." Wenn sie nicht erneut ins Studio komme, werde er jede Woche einen Clip zeigen.

Die Aussichten der ultrakonservativen Politikerin, bald als eine von 100 Senatoren in Washington große Politik machen zu können, sind jedoch eher gering: Vergangene Woche lag O'Donnell mit mehr als zehn Punkten hinter dem Demokraten Chris Coons.

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