Starbucks-Gründer Howard Schultz:Kaffee-Milliardär mit Ambitionen

Inside The South By Southwest (SXSW) Interactive Festival

Starbucks-Gründer Howard Schultz beim SXSW-Festival in Austin, Texas.

(Foto: Bloomberg)
  • Der Starbucks-Gründer Howard Schultz hat beim South-by-Southwest-Festival in Austin einen Auftritt.
  • Schultz liebäugelt damit, bei der nächsten US-Präsidentschaftswahl als Kandidat anzutreten - offiziell ist das aber noch nicht.
  • Eine mögliche Kandidatur wird von den Demokraten kritisch gesehen, da Schultz als unabhängiger Kandidat antreten würde.

Von Beate Wild, Austin

Dieser Mann brachte Amerika den "Pumpkin Spice Latte" und den "Cherry Mocha Frappuccino". Auch sonst hat Howard Schultz in seinem Leben schon Großes geleistet. Der Starbucks-Gründer hat einen kleinen Kaffeeröster aus Seattle zu einer der größten Coffee-Shop-Ketten der Welt mit 30 000 Cafés in 77 Ländern ausgebaut.

Aber reicht das, um die Amerikaner davon zu überzeugen, ihn zum US-Präsidenten zu wählen?

"Wir Amerikaner lassen uns nicht länger spalten", ruft er ins Publikum, als er am Samstag beim SXSW-Festival in Austin, Texas, die Bühne betritt. Er gibt den Versöhner für ein zerrissenes Amerika. Schultz wirkt dezent und reflektiert. Sein Auftreten ist sozusagen das komplette Gegenteil von Donald Trump, der bei seinen Reden gerne die Massen mit populistischen, politisch oft nicht korrekten Sprüchen anheizt.

Schultz dagegen sagt: "Wir leben in einer Zeit, in der sich die Amerikaner wünschen, dass das Land wichtiger ist als die Partei. Ich glaube, dass wir als Land wieder zusammenkommen und den Weg gemeinsam gehen können." Für viele US-Bürger sind solche Worte wie Balsam. Denn nach zwei Jahren Trump-Regierung und täglich inszeniertem Dauerzoff sind viele der Auseinandersetzungen müde geworden. Sie sehnen sich nach einem Präsidenten, der vermitteln will.

Der Kaffee-Milliardär hat seine Kandidatur offiziell noch nicht verkündet. Er ist gerade unterwegs auf einer Tour durch die USA, um, wie die Amerikaner so schön sagen, "das Wasser zu testen" - er streckt also seine Fühler aus.

Schultz wuchs in einer Sozialwohnung in Brooklyn auf

Geht es nach dem Besucheransturm in Austin, kann er zumindest mit offenen Ohren rechnen. Schultz gilt dank seines sozialen Engagements seit vielen Jahren als Vorbild-CEO im sonst oft derben Raubtierkapitalismus der USA. Das hat ihm viele Sympathiepunkte eingebracht.

Doch seine potentielle Kandidatur sorgt auch für jede Menge Gegenwind. Vor allem die Demokraten schäumen seit Wochen. Denn der 65-Jährige ist zwar seit etlichen Jahrzehnten eingetragener Demokrat, doch 2020 würde er gern als unabhängiger Kandidat antreten.

Den Vorschlag der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren, eine Reichensteuer mit zwei Prozentpunkten auf Haushaltsvermögen über 50 Millionen einzuführen, nennt er "lächerlich". Schultz' Credo: Ich habe es geschafft, also kann es jeder schaffen.

Der Sohn eines Lastwagenfahrers und einer Hausfrau betont gerne, dass er mit seiner jüdischen Familie viele Jahre in einer Sozialwohnung in Brooklyn lebte. Dass das nicht ohne staatliche Unterstützung geht, die durch Steuern finanziert wird, erwähnt er dabei nicht.

"Wenn er als Unabhängiger antreten würde, würde er allen anderen Demokraten Stimmen wegnehmen", sagte vor Kurzem Warren Buffett, ein Milliardär wie Schultz. "Ich denke, es wäre ein echter Fehler, wenn er antreten würde." Die Sorge, dass die entscheidenden Wählerstimmen in den "Swing States" zu Schultz wandern und damit Trump die Mehrheit erhielte, ist groß.

Als Unabhängiger gegen das Zwei-Parteien-System

Schultz sieht das naturgemäß anders. Als erfolgreicher Gründer und Ex-CEO hält er sich zudem als "Typ Manager-Staatschef" bestens für das Präsidentschaftsamt qualifiziert. Außerdem, sagt er, sei das Zwei-Parteien-System kaputt. "Es läuft etwas falsch in unserem Land, die beiden Parteien schauen nur auf sich und ihre eigenen Interessen", analysiert er. Und folgert daraus: "Dieses System muss dringend repariert werden, deshalb würde ich als Unabhängiger antreten."

Es käme doch darauf an, als US-Präsident die Probleme des Landes zu lösen und nicht "einen Tweet rauszuschicken" und "Millionen Follower" zu haben. Es ist klar, auf wen Schultz da anspielt. Aber er nennt Trump und das, was der Mann aus seiner Sicht im Weißen Haus verbockt hat, auch deutlich beim Namen.

"Trump ist das Vorzeigekind für alles, was falsch läuft", fasst er zusammen. Und nennt dafür auch Beispiele: "Mit der Senkung der Unternehmenssteuer hat Trump einen schrecklichen Fehler gemacht", sagt der 65-Jährige etwa. Und: "Unter mir als Präsident würden auch die Reichen mehr Steuern zahlen." Aber eben keine Extra-Steuer wie bei Warren.

Dass sich der Staat jedoch, wie von vielen demokratischen Kandidaten gefordert, in Angelegenheiten wie Krankenversicherung einmischt, gefällt dem Milliardär weniger. In der Frage, was die Regierung tun soll, hält er es lieber mit der konservativen Idee vom "schlanken Staat". Stattdessen sollten Unternehmen mehr für die Arbeitnehmer tun, ist sein Lösungsvorschlag. In anderen Fragen wie dem Recht auf Abtreibung dagegen unterstützt er die Linie der Progressiven.

"Meine Geschichte ist der amerikanische Traum"

Den Green New Deal, ein politischer Vorschlag der demokratischen Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez zum Umstieg auf erneuerbare Energien, findet Schultz "unrealistisch". "Die Linken haben nur gute Absichten für das Land, aber sich in Richtung Sozialismus zu bewegen, würde den Werten unseres Landes grundsätzlich widersprechen."

Als er von einem Zuhörer gefragt wird, wie er denn "Sozialismus" definiere, fängt er mit Venezuela an. Ein genervtes Raunen geht durch den Saal. Eigentlich sind es Republikaner und die Moderatoren von Fox News, die den "Sozialismus" von Ocasio-Cortez oder Bernie Sanders mit der fehlgesteuerten Planwirtschaft des südamerikanischen Landes vergleichen.

Schultz' Chancen sind vergangene Woche nach allgemeinem Urteil etwas gestiegen. Michael Bloomberg, ehemaliger New Yorker Bürgermeister und ebenfalls Milliardär, sagte erneut seine Kandidatur fürs Weiße Haus ab. Bloomberg wäre ebenfalls ein Zentrist gewesen, hatte aber versprochen, sich der demokratischen Vorwahl zu stellen. Denn wie Schultz konzentriert er sich auf "zentristische" Themen, versucht also neben unabhängigen und unentschlossenen Wählern sowohl moderate Demokraten als auch gemäßigte Republikaner anzusprechen.

Der Kaffeeketten-Gründer wird nicht müde zu betonen, dass er ein echter "Self-Made-Milliardär" ist. "Meine Geschichte ist der amerikanische Traum", sagt er. Doch möglicherweise ist es für Schultz bei der aktuellen Stimmung im Land gerade nicht so günstig, dass er ein Milliardär ist.

Die USA haben seit der Trump-Präsidentschaft mehr und mehr genug von Superreichen, die sich überschätzen und glauben, ihr gut gefülltes Bankkonto könne sie auch ins Weiße Haus bringen. Und auch der Mythos, ein Geschäftsmann könne die USA führen wie ein Manager sein Unternehmen und die besten "Deals" aushandeln, ist seit Trump entkräftet. Zumindest in der Zielgruppe, auf die Howard Schultz schielt.

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