Süddeutsche Zeitung

USA:Sonderermittler Mueller kreist Trumps Ex-Wahlkampfmanager ein

  • Das FBI hat das Haus von Trumps ehemaligem Wahlkampfmanager Manafort durchsucht.
  • Die Ermittler waren auf der Suche nach Beweismaterial, das eine russische Einmischung in die US-Wahlen belegen könnte.
  • Manafort hat schon in der Vergangenheit öfter für die Russen gearbeitet.

Von Beate Wild

Sie kamen im Morgengrauen und mit einem Durchsuchungsbefehl: FBI-Agenten haben Ende Juli das Haus von Paul Manafort durchsucht, dem ehemaligen Kampagnenmanager von Präsident Donald Trump. Sie waren auf der Suche nach Steuerunterlagen, Kontoauszügen und anderen Dokumenten, die eine Einmischung Russlands in die US-Wahl 2016 beweisen könnten.

Die Hausdurchsuchung ist der vorläufige Höhepunkt in den Russland-Ermittlungen des FBI. Sie zeigt zwei Dinge: Erstens, dass Sonderermittler Robert Mueller eine konkrete Spur hat und gewillt ist, diese unbeirrt zu verfolgen. Und zweitens, dass offenbar Manafort im Zentrum der Ermittlungen steht. Er arbeitete nicht nur in Trumps Wahlkampfteam mit, sondern war auch an dem nun berühmten Treffen zwischen Donald Trump Jr. und einer russischen Anwältin dabei, die dem Trump-Team schmutzige Informationen über Hillary Clinton versprochen hatte. Manafort streitet bislang jedes Fehlverhalten ab.

Am Tag vor der Durchsuchung von Manaforts Anwesen am 26. Juli in Alexandria, Virginia, hatte sich der 68-jährige Lobbyist freiwillig mit dem Geheimdienstausschuss des Senats getroffen. Er hatte dem Kongress-Komitee, das sich mit der russischen Einmischung in die US-Wahlen beschäftigt, Dokumente ausgehändigt. Der Durchsuchungsbefehl beweist, dass Mueller und sein Team den Verdacht hatten, Manafort habe längst nicht alle Unterlagen bereitgestellt und versuche, Sachen zu verbergen.

Manafort rückte bereits im März 2017 in den Fokus der Russland-Ermittlungen. Er soll seit Jahren heimlich für die Russen gearbeitet haben, also schon bevor er überhaupt anfing, im April 2016 für Trumps Team tätig zu sein. Schon in der Vergangenheit warfen Manaforts langjährige Beziehungen zu ausländischen Oligarchen und Diktatoren Fragen auf.

Berater für Reagan und Bush senior

Manafort, der aus einem Immobilien-Clan aus Connecticut stammt und dessen Vater ein langjähriger republikanischer Bürgermeister war, studierte Jura in Washington und interessierte sich früh für Politik. Erstmals arbeitete er 1976 als Wahlkampfberater für Gerald Ford. Später war er unter anderem für Ronald Reagan und George Bush senior tätig.

Aber nicht nur republikanische Politiker waren seine Klienten, Manafort ließ sich ebenso für ausländische Machthaber einspannen. Ab 2004 war er ein Top-Berater für den damaligen ukrainischen Premier und späteren Präsidenten Viktor Janukowitsch. Dem prorussischen Politiker half er 2010, die Präsidentschaft zu gewinnen. Auch für den ehemaligen philippinischen Diktator Ferdinand Marcos sowie für verschiedene afrikanische Regierungen war Manafort als Lobbyist tätig, was ihm einen etwas fragwürdigen Ruf einbrachte.

Im März 2016 stellte Trump Manafort an, um beim Republikaner-Parteitag die Delegierten dazu zu bringen, ihn als Präsidentschaftskandidaten zu unterstützen. Als Trump im Mai 2016 den früheren Wahlkampfmanager Corey Lewandowski feuerte, beförderte er Manafort auf diesen Posten.

Im August 2016 trat Manafort jedoch wegen dubioser Geschäftsbeziehungen in der Ukraine zurück. Die New York Times hatte berichtet, dass Manafort von Janukowitschs Partei insgesamt 12,7 Millionen US-Dollar inoffiziell und in bar erhalten haben soll. Bis heute ist unklar, ob er die Zahlungen tatsächlich bekommen hat. Ukrainische Ermittler sagten im Juni, sie hätten keine Anhaltspunkte für illegale Zahlungen an Manafort gefunden.

Im März 2017 berichtete die Nachrichtenagentur AP, Manafort habe vom russischen Milliardär Oleg Deripaska, einem engen Freund Wladimir Putins, zwischen 2006 und 2009 zehn Millionen Dollar bekommen, um für ihn Lobbyarbeit zu machen. AP-Reporter Jeff Horwitz sagte damals auf Fox News, Manafort sei "eine Waffe zum Mieten", die gewillt sei, "für russische Interessen" zu arbeiten.

Die Beziehungen zwischen Deripaska und Manafort waren schon 2014 auffällig geworden, als Manafort angeblich mit 19 Millionen Dollar "verschwand", die eigentlich für Investitionen vorgesehen waren. Deripaska zeigte Manafort damals an. Was aus der Anzeige des Oligarchen wurde, ist nicht bekannt.

Trump und Manafort sind schon seit den Achtzigern miteinander im Geschäft. Damals heuerte Trump ihn erstmals an, um für die Trump Organization Lobbyismus zu betreiben. Seit 2006 besitzt Manafort zudem eine Wohnung im Trump Tower.

Die Nachricht von der Hausdurchsuchung bei Manafort kommt eine Woche nachdem bekannt wurde, dass Sonderermittler Mueller eine Grand Jury einberufen hat. Beides sind Zeichen, dass sich die Russland-Ermittlungen in einem fortgeschrittenen Stadium befinden.

FBI-Aktion könnte Botschaft an Trump sein

Gegen Manafort wird dem Wall Street Journal zufolge nicht nur wegen seiner Rolle im Trump-Wahlkampf ermittelt. Die Sonderermittler untersuchen auch Anschuldigungen wegen Geldwäsche und seine Tätigkeit als Berater in der Ukraine, die Manafort anfangs nicht vollständig offengelegt hatte.

Bislang wurde gegen Manafort keine Anklage erhoben. Ob es überhaupt passiert, ist unsicher. Möglicherweise ist Muellers Strategie eine andere: Wenn die Ermittler genügend Beweismaterial gegen Manafort sammeln, können sie ihn vielleicht zwingen, zu kooperieren und gegen andere an der Russland-Affäre Beteiligte auszusagen.

Beobachter haben zudem noch eine weitere Erklärung für die jüngste FBI-Aktion: Es sei eine Botschaft von Muellers Team an den Präsidenten, schreibt die Washington Post. Eine Warnung, dass er nicht erwarten könne, pfleglich behandelt oder gar geschont zu werden

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