Krieg in NahostTrump warnt Iran vor der „besten und tödlichsten Militärausrüstung der Welt“

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Ihr Verhältnis hat sich im Zuge des Gazakriegs abgekühlt: US-Präsident Donald Trump und der israelische Premier Benjamin Netanjahu bei dessen Besuch im Weißen Haus Anfang April.
Ihr Verhältnis hat sich im Zuge des Gazakriegs abgekühlt: US-Präsident Donald Trump und der israelische Premier Benjamin Netanjahu bei dessen Besuch im Weißen Haus Anfang April. (Foto: Leah Millis/REUTERS)

Die US-Regierung hat vergeblich versucht, Israels Großangriff auf Iran zu verhindern. Nun lobt Donald Trump den Militäreinsatz als „ausgezeichnet“ und fordert das Regime in Teheran zu einem schnellen Atomabkommen auf.

Von Peter Burghardt, Washington

Als Washington am Freitag erwachte, lobte Donald Trump dann doch Israels Angriffe auf Iran und warnte Teheran. „Ich finde, es war ausgezeichnet“, sagte der US-Präsident einem Journalisten vom ABC am Telefon. „Wir haben ihnen eine Chance gegeben, und sie haben sie nicht genutzt. Sie wurden hart getroffen, sehr hart. So hart, wie es nur sein kann. Und es kommt noch mehr. Viel mehr.“

In der Nacht hatte Israel mit ungefähr 200 Kampfflugzeugen mehr als 100 Ziele in Iran attackiert, Militäreinrichtungen und Atomanlagen wurden zerstört. Am Nachmittag folgte eine nächste Bombardierungswelle. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu sprach von einem „sehr erfolgreichen Eröffnungsschlag“, die Operation werde noch viele Tage weitergehen.

Israel begründete die Offensive damit, dass Teheran kurz davor gewesen sei, Atombomben zu bauen. Aus Iran heißt es, führende Vertreter der iranischen Armee und mehrere Atomwissenschaftler seien gezielt getötet worden. Auf die Frage, ob die USA in irgendeiner Form mitgewirkt hätten, antwortete Trump nun dies: „Dazu möchte ich keinen Kommentar abgeben.“

„Wir sind nicht beteiligt“, hatte es in einer knappen ersten Reaktion geheißen

Das unterschied sich dann doch erheblich von der ersten Reaktion seiner Regierung am Donnerstagabend. „Wir sind nicht an Angriffen gegen Iran beteiligt, und unsere oberste Priorität ist der Schutz der amerikanischen Streitkräfte in der Region“, schrieb Marco Rubio, Trumps Außenminister und Nationaler Sicherheitsberater. „Israel hat uns mitgeteilt, dass es diese Aktion für notwendig zur Selbstverteidigung halte.“

Die USA hätten „alle notwendigen Schritte zum Schutz unserer Streitkräfte unternommen und stehen in engem Kontakt mit unseren regionalen Partnern“, steht in dem Statement, das unter Rubios Namen aus dem Weißen Haus kam. „Um es klar zu sagen: Iran sollte keine US-Interessen oder US-Personal angreifen.“

Oberbefehlshaber Trump formulierte es am folgenden Morgen anders, auch in seinem Netzwerk Truth Social. „Ich habe Iran jede Chance gegeben, einen Deal abzuschließen“, schrieb er. Er habe ihnen deutlich gesagt, sie sollten es „einfach tun“, aber sie hätten es nicht geschafft. Die Vereinigten Staaten stellten „die mit Abstand beste und tödlichste Militärausrüstung der Welt her, und Israel verfügt über eine Menge davon, und es wird noch viel mehr dazukommen – und sie wissen, wie man sie einsetzt“.

Iranische Hardliner hätten sich mutig geäußert, so ging Trumps Beitrag weiter, jetzt seien sie alle tot, „und es wird nur noch schlimmer werden!“ Aber noch sei Zeit, „diesem Gemetzel ein Ende zu setzen“, Iran müsse einen Deal abschließen, „bevor nichts mehr übrig ist, und das retten, was einst als das Iranische Reich bekannt war“.

Die USA verhandeln seit zwei Monaten mit Iran über ein Atomabkommen

Die Erklärungen regen jetzt zu Spekulationen an. Erst weisen die USA demonstrativ darauf hin, dass sie zu diesem israelischen Militäreinsatz gegen das iranische Nuklearprogramm keinen Beitrag geleistet haben. Amerikanische Diplomaten verhandelten seit knapp zwei Monaten mit Iran darüber, die Atomtechnik ausschließlich für zivile Zwecke zu verwenden, am Sonntag sollte der US-Gesandte Steve Witkoff in Oman den iranischen Außenminister Abbas Araghchi treffen. Trump will nach der Militärparade am Samstag in der US-Hauptstadt zum 250. Jubiläum der US Army und seinem 79. Geburtstag zum G-7-Gipfel nach Kanada reisen.

Er war in seiner ersten Amtszeit aus dem unter Barack Obama geschlossenen Vertrag mit Iran ausgestiegen und bemühte sich zuletzt um einen neuen „Deal“, wie er es nennt. Immer wieder sagte er, dass eine friedliche Lösung möglich sei. Gleichzeitig wies der Republikaner bei jeder Gelegenheit darauf hin, dass die Mullahs auf keinen Fall die Bombe bekommen dürften und Iran schreckliche Konsequenzen drohen würden, wenn es keine Einigung gebe.

Als er am Donnerstag gefragt worden war, wie groß die Gefahr sei, dass Israel zuschlagen werde, da antworte er: „Ich möchte nicht sagen, dass es unmittelbar bevorsteht, aber es sieht so aus, als ob es durchaus passieren könnte.“ Es sei doch ganz einfach, „Iran darf keine Atomwaffen besitzen“. Trump ahnte, dass die Diplomatie am Ende sein könne, wenn Israel Iran angreife. „Ich glaube, es würde alles platzen lassen.“

Inzwischen sieht es so aus, als seien die Verhandlungen der Deckmantel gewesen, hinter dem Israel sein Manöver vorbereitete. Netanjahu schickte schließlich Kampfjets los, das Verhältnis zu Trump hatte sich im Zuge des Gaza-Krieges zuletzt ohnehin etwas abgekühlt. Auffällig war, dass Rubio in der Nacht nicht gesagt hatte, dass die USA zu Israel stünden. Dieser Satz ist eigentlich Routine. Trotzdem dürfte Israels wichtigster Verbündeter von der bevorstehenden Eskalation gewusst haben. Botschaftspersonal in der Region war Personal abgezogen worden, der für dieses Wochenende geplante Besuch des Vier-Sterne-Generals Michael Erik Kurilla in Israel wurde abgesagt.

Auch die USA wollen verhindern, dass Iran Atommacht wird – sie wollen aber keinen Krieg führen

Amerikanischer Beistand wird davon abhängen, wie das iranische Regime reagiert. Um die unterirdischen Atomanlagen zu zerstören, die in großer Tiefe liegen, gilt US-Militärtechnik eigentlich als unverzichtbar. Nötig sind vor allem Auftankflugzeuge und Bomber, die bunkerbrechende Bomben transportieren können. Allerdings will Trump nicht nur verhindern, dass Iran zur Atommacht wird – er will sich an keinem Krieg beteiligen.

Das Wall Street Journal berichtete am Donnerstag mit Berufung auf einen Insider, dass Israel von den USA keine „offensive“ Unterstützung bekomme. „Ich weiß, dass Bibi Netanjahu sein Land an erste Stelle setzen wird“, sagte Verteidigungsminister Pete Hegseth bei einer Anhörung im Kongress. „Und wir werden unser Land an erste Stelle setzen.“ Wenige Stunden später schlugen in Iran die ersten Raketen Israels ein.

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