USA:Rachlust

Die Demokraten fühlen sich wieder stark, einige wollen ein sofortiges Impeachment gegen Trump. Das wäre ein schwerer Fehler.

Von Hubert Wetzel

In der Politik ist Macht eine gute Sache. Sie ist die Voraussetzung dafür, gestalten zu können. Macht kann aber auch gefährlich sein, vor allem, wenn eine Partei allzu lange ohne sie auskommen musste. Dann verleitet die neu gewonnene Macht zuweilen dazu, erst einmal Rache zu nehmen, bevor man mit dem Regieren beginnt.

Vor dieser Versuchung stehen derzeit die Demokraten in Washington. Seit Donnerstag beherrschen sie wieder das Abgeordnetenhaus - nach acht Jahren in der Opposition, darunter zwei besonders furchtbaren, in denen sie ohnmächtig dem Zerstörungswerk von Präsident Donald Trump zusehen mussten. Insofern ist es vielleicht verständlich, dass eine frisch vereidigte demokratische Abgeordnete versprach: "We're gonna impeach the motherfucker." Übersetzt etwa: Wir werden das Schwein des Amtes entheben. Gemeint ist Trump.

Doch abgesehen davon, dass das eine widerliche Wortwahl ist - nichts wäre politisch dümmer und schädlicher für die Demokraten, als sich jetzt der Rachlust hinzugeben. Trump käme eine solche Schlammschlacht gerade recht, die Gosse ist sein Revier. Und die Wähler haben den Demokraten nicht die Mehrheit im Abgeordnetenhaus gegeben, weil sie sich nach mehr Krieg in Washington sehnen. Im Gegenteil: Die meisten Amerikaner sind vernünftige Leute, die vernünftig regiert werden wollen. Nur wenn die Demokraten sich dazu in der Lage zeigen, gibt es die Chance, dass das Trump-Theater mit der Wahl 2020 endet.

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