Süddeutsche Zeitung

USA:Paketbomben an Obama und Clinton abgefangen

Weißes Haus: Es gab "versuchte gewalttätige Angriffe" auf den Ex-Präsidenten und die frühere Außenministerin.

Von Hubert Wetzel, Washington

Unbekannte haben Paketbomben an den früheren demokratischen US-Präsidenten Barack Obama und Ex-Außenministerin Hillary Clinton geschickt. Der Secret Service bestätigte, dass zwei Postsendungen mit "möglichen Sprengsätzen" abgefangen worden seien. Das Weiße Haus sprach von "versuchten gewalttätigen Angriffen" auf Obama und Clinton. Man werde alles tun, um diese "terrorisierenden Taten" aufzuklären. Präsident Donald Trump sagte, "Akte oder Androhungen der politischen Gewalt haben keinen Platz in den Vereinigten Staaten". Zu den Hintergründen oder möglichen Tätern gab es zunächst keine Angaben. Eine weitere Paketbombe ging an das New Yorker Büro des Nachrichtensenders CNN. Es war an den früheren CIA-Direktor John Brennan adressiert, der gelegentlich bei dem Sender zu Gast ist. Alle drei Sprengsätze ähneln einem Bericht der New York Times zufolge jenem, der Anfang der Woche in einem New Yorker Vorort in den Briefkasten des Milliardärs und demokratischen Großspenders George Soros gelegt worden war. Diese Bombe bestand aus einem mit Sprengstoff gefüllten Metallrohr. Auch andere Politiker der Demokraten erhielten verdächtige Pakete. Die Sprengsätze an Obama und Clinton waren laut Secret Service an deren Privathäuser adressiert. Barack und Michelle Obama leben in Washington, Bill und Hillary Clinton in Westchester County bei New York. Als ehemalige Präsidenten haben Obama und Bill Clinton sowie ihre Familien Anspruch auf Schutz durch den Secret Service. Dazu gehört, dass die Post auf mögliche Bomben durchsucht wird.

Sowohl die Bombe an die Obamas als auch die an die Clintons wurde laut offizieller Darstellung von Technikern entdeckt, welche die Post der Ehepaare überprüfen. In beiden Fällen seien die Pakete mit den Bomben "während der Routinekontrolle der Post sofort als mögliche Sprengsätze identifiziert und entsprechend behandelt worden", teilte der Secret Service mit. "Die geschützten Personen haben die Pakete weder erhalten, noch bestand die Gefahr, dass sie diese erhalten."

Über die möglichen Motive des Täters ließ sich zunächst nur spekulieren. Die Obamas und die Clintons gehören zu den bekanntesten Menschen in den USA und könnten allein deswegen zur Zielscheibe geworden sein. Allerdings legen der Zeitpunkt der versuchten Attentate - in zwei Wochen sind Kongresswahlen - und die Verbindung zu den Bomben, die an Soros und Brennan geschickt wurden, einen politischen Hintergrund nahe: Soros, der mit seinem Milliardenvermögen linksliberale Organisationen und Anliegen unterstützt, ist in rechtsnationalen Kreisen eine Hassfigur. In rechten Medien wird immer wieder behauptet, er bezahle und organisiere Proteste gegen Trumps Politik. Ähnlich negativ werden in diesem Umfeld auch Barack Obama und Hillary Clinton gesehen. Sie gelten als die verhassten Galionsfiguren der Linken. Der ehemalige CIA-Chef Brennan ist ein harter Kritiker Trumps. CNN wird von Trump-Anhängern als feindlicher Sender gesehen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4184487
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 25.10.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.