Die Gegend um Trumps Geburtshaus in Queens hat sich stark verändert, früher war sie ein Ort der weißen Mittelklasse, heute geht es mondäner zu. Äthiopische Restaurants reihen sich an chinesische Supermärkte, dazwischen die großen Parkplätze der Gebrauchtwagenhändler, die ihre besten Autos mit Lametta schmücken.
Viele der Menschen auf der Straße sind von Trumps Erfolgen als Geschäftsmann beeindruckt. "Er hat Hotels im ganzen Land und eine wunderbare Familie", sagt der Inder Sunil Murthy, der einen Laden mit Mobiltelefonen führt, keine zehn Minuten von Trumps Geburtshaus entfernt. "Er wird für viele Jobs sorgen", glaubt Chris Wieczorek, 22, Sohn polnischer Immigranten, die Trump "wie einen Heiligen" verehren und über den Sozialisten Bernie Sanders die Nase rümpfen. "Die Superreichen an der Wall Street finanzieren all die Museen und Theater, für die New York so bekannt ist", sagt Chris, der später "was mit Banken" machen möchte; "sie unterstützen Spitäler und Schulen und geben Millionen für Wohltätigkeit aus. Aber davon redet Sanders natürlich nicht."
Nobles Quartier in bescheidenem Viertel: Das Jamaica Estates, in dem Donald Trump aufgewachsen ist, gehört zu den schicksten Häusern in Queens.
(Foto: Beth Harpaz/AP)Man solle Trump an dem messen, was er geleistet habe, "nicht an den Fernsehauftritten", sagt ein Rentner mit Schiebermütze, der seinen Namen nicht in der Zeitung sehen will, ein Nachbar der Trumps, der den alten Fred noch kannte. "Donald Trump ist besessen von Arbeit und Erfolg. Er wird das Land wieder auf die Beine bringen." Ob man Frank Sinatras Lied "New York, New York" kenne, fragt der Nachbar, hält sich an seinem Gartenzaun fest und beginnt leise zu singen: "Top of the List, King of the hill, A-number-one!" Es sei die Hymne dieser Stadt, die niemals schlafe und sie handle von den "New Yorker Werten", die keiner so verkörpere wie Donald Trump.
Einzig an Trumps Einstellung zu Einwandererfragen stören sich viele Passanten und Anwohner; sie passe nicht zu Queens, nicht zu New York, sagt auch Trumps Nachbar mit der Mütze. Tatsächlich ist Sinatras Hymne in erster Linie eine Einwandererhymne, ein Willkommenslied für all jene, die hier seit 1624 ihr Glück suchen, seit ein paar holländische Seefahrer den ansässigen Indianern eine Insel für 60 Gulden abkauften, die heute Manhattan heißt. Denn wer es in New York schafft, so Sinatra, Sohn italienischer Einwanderer, der schafft es bekanntlich überall.
Je niedriger der Ausbildungsgrad, desto mehr sind für Trump
Bei den Vorwahlen in New York geht es um 95 Delegiertenstimmen, die in einem komplizierten Verfahren vergeben werden. Schafft es Trump, im gesamten Bundesstaat New York und den 27 Wahlbezirken mehr als 50 Prozent der Stimmen zu vereinen, erhält er alle 95 Wahlmänner, die er dringend braucht, um sich die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten vor dem Parteitag zu sichern. Erwartet wird, dass Trump in Teilen von Queens und Long Island sowie in Wahlbezirken im Norden am meisten Stimmen holt. Gemäß Statistiken schneidet Trump in Gebieten mit katholischen Einwanderern besser ab als in protestantischen.
Die zuverlässigste Korrelation aber besteht zum Ausbildungsgrad: Je niedriger er ist, desto mehr sind für Trump. So konzentrierte sich der millionenschwere Immobilienspekulant auf die ländlichen Gebiete außerhalb New York Citys und mied Manhattan, wo viele Menschen mit bester Bildung leben. Es sind die Wähler von John Kasich, dem einzig verbliebenen Moderaten neben Trump und Ted Cruz, der auf einen zweiten Platz hofft, um sich als Alternative zu empfehlen.
"Falls Trump in New York gut abschneidet, ist ihm die Nominierung nicht zu nehmen", sagt der Nachbar von Trumps Geburtshaus in Queens. "Gegen Hillary Clinton gewinnt er leicht." Dann werden Touristen in Scharen kommen, "vielleicht machen die aus Trumps Geburtshaus auch ein Museum, wenn er Präsident wird?" Er könne ja, überlegt der Nachbar laut, seinen Parkplatz vermieten, oder vor seinem Haus einen Stand aufbauen, Souvenirs, T-Shirts, und etwas Geld verdienen. "Die Idee gefällt mir", sagt er. Das sei der Geist, den dieses Land brauche.