US-Wahl:Heimspiel für Donald Trump

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U.S. Republican presidential candidate Trump speaks to supporters during a campaign rally at Mid-Hudson Civic Center in Poughkeepsie, New York

Die Abstimmung in seinem Heimat-Bundesstaat New York könnte für Donald Trump entscheidend sein.

(Foto: Eduardo Munoz/Reuters)

Viele in Trumps Heimat Queens glauben, dass keiner die "New Yorker Werte" so verkörpere wie der Milliardär. Ein Besuch.

Reportage von Sacha Batthyany, New York

Es ist das größte Haus der Straße, roter Backstein, sechs Säulen am Eingang, als wäre es eine Schule. Hier wurde Donald J. Trump vor 70 Jahren geboren, in Jamaica Estates, einem Nobelquartier im New Yorker Stadtteil Queens. Hier beginnt die Geschichte seines Aufstiegs: Aus dem Sohn eines sparsamen Bauherrn wird "The Donald", ein Immobilienmogul mit Vorliebe für Wasserhähne aus echtem Gold, ein Fernsehstar, und der mögliche Präsidentschaftsanwärter der Republikaner. An diesem Dienstag wird in New York gewählt, und Trump wird wohl gewinnen. Die Frage ist nur, wie hoch.

Von den jährlich 50 Millionen Besuchern New Yorks landen nur die wenigsten in Queens. Manhattan ist schillernder, Brooklyn angesagter, umso mehr dürfte der blaue Cadillac aufgefallen sein, mit dem Fred C. Trump zur Arbeit fuhr, der Vater von Donald. Es soll die einzige Extravaganz gewesen sein, die sich der bescheidene Millionär erlaubte.

Fred C. Trump war der Architekt der kleinen Leute und verdiente damit ein Vermögen. Für die vielen Arbeiterfamilien und Veteranen baute er preiswerte Apartmentkomplexe, denen er Namen wie Beach Haven oder Garden Village verpasste, obwohl von Strand oder Garten nicht viel zu sehen ist; die grauen Quader versprühen den Charme sowjetischer Wohnsilos, vor dem viele seiner osteuropäischen Mieter geflohen waren.

Freds Eltern, Donalds Großeltern, emigrierten 1885 aus Deutschland, doch weil es sich Fred Trump auch mit seinen jüdischen Mietern nicht verscherzen wollte, sagte er allen, er stamme aus Schweden; "deutsch zu sein war zu dieser Zeit ein Nachteil", soll er später gesagt haben. Schon Fred Trump bog die Wahrheit gerne zu seinen Gunsten, eine Eigenschaft, die sein Sohn, der im Winter ins Weiße Haus einziehen könnte, von ihm übernehmen sollte. Und es blieb nicht die einzige.

Trump mit nachlässiger Frisur des reichen Schnösels, der Vater im guten Mantel

Es gibt ein Foto der beiden, das sie auf dem Dach eines der Wohnhäuser in Queens zeigt, 1973, der junge Donald Trump mit der nachlässigen Frisur des reichen Schnösels, der Vater im guten Mantel. Und es sieht so aus, als würde der Ältere zum Jüngeren gerade sagen: "Schau her, all das gehört einmal dir", doch Queens und Brooklyn waren Donald Trump nicht genug. In seinem Buch "The Art of the Deal" beschreibt er, wie er schon als Jugendlicher auf die Skyline Manhattans blickte und sich dachte: "Da will ich hin."

Ende der Siebzigerjahre bekam Donald Trump dank Beziehungen den Zuschlag, ein altes Hotel am Grand Central zu renovieren. Er machte daraus das Grand Hyatt, es war der Beginn seines Aufstiegs. Anfang der Achtziger baute er sich seinen Trump-Tempel an der Fifth Avenue, in dem so illustre Männer wie der haitianische Diktator "Baby Doc" Duvalier residierten.

Als es beim Bau seines Wolkenkratzers Ärger gab, weil Trump Hunderte polnische Arbeiter ohne Bewilligung anstellte, erinnerte er sich an einen Trick seines Vaters; er erfand einen Mediensprecher namens John Barron, in den sich Trump verwandelte, jedes Mal, wenn Schwierigkeiten drohten (sein jüngster Sohn heißt seltsamerweise auch Barron). Schon sein Vater benutzte ein Pseudonym und stellte sich unangenehmen Anrufern jeweils als Mr. Green vor.

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