USA:Mattis gegen Trump

Der US-amerikanische Verteidigungsminister will zunächst eine Expertenkommission einsetzen, die über das Transgender-Verbot beim Militär beraten soll. So schafft er es, die Entscheidung des Präsidenten zu verzögern.

Von Sacha Batthyany, Washington

Transgender dürfen vorerst in der US-Armee bleiben. Verteidigungsminister James Mattis will eine Studie erstellen lassen, bevor entschieden wird, wie die Pläne von US-Präsident Donald Trump umgesetzt werden können, Transgender vom Militärdienst auszuschließen. Am Freitag hatte Trump das Verteidigungsministerium angewiesen, künftig keine Transgender mehr ins Militär aufzunehmen und überließ es dem Pentagon zu entscheiden, ob bereits in den Streitkräften dienende Transgender ausscheiden müssen. Mattis reagierte nun auf die Direktive, indem er ankündigte, eine Expertengruppe einzusetzen. "Wir werden ihren Bericht abwarten", sagte er, was sechs Monate dauern kann. Das Wichtigste sei die Effektivität und die Schlagkraft der amerikanischen Streitkräfte, der alles unterzuordnen sei, so Mattis.

2500 bis 7000 Transmenschen soll es im US-Militär geben, schätzt ein Thinktank

Ende Juli, inmitten der Querelen über die Abschaffung des bestehenden Krankenversicherungsgesetzes, hatte es noch ganz anders geklungen. Trump kündigte völlig überraschend ein Transgender-Verbot an, noch bevor sein Verteidigungsminister oder sonstige Führungskräfte davon wussten. Auf Twitter begründete er seine Entscheidung mit den "enormen medizinischen Kosten", die Transgender-Soldaten verursachten, etwa durch Operationen oder Hormontherapien. Womit er auch unter Republikanern auf heftige Kritik stieß. "Es gibt keinen Grund, Menschen aus dem Militärdienst auszuschließen, die fähig sind, zu kämpfen und das Land und unsere Werte zu verteidigen", sagte etwa John McCain, Senator aus Arizona. Gemäß einer Studie der Denkfabrik Rand Corporation gibt es zwischen 2500 und 7000 Transgender unter den 1,3 Millionen Angehörigen des amerikanischen Militärs. Kritiker von Trumps Verbot argumentierten, dass es sich um eine rein politische Entscheidung handle, da die Kosten bei der relativ kleinen Anzahl von Betroffenen gering seien.

In der US-Armee gilt bereits ein Transgender-Verbot, das Donald Trumps Vorgänger Barack Obama allerdings aufhob. Sein Verteidigungsminister Ashton Carter verkündete im Jahr 2016, Transgender künftig nicht mehr vom Militärdienst auszuschließen. Barrieren, die nichts mit der Qualifikation zu tun haben, so Carter, dürften nicht länger die Rekrutierung des bestqualifizierten Personals verhindern. Auch ermöglichte er Mitgliedern der Streitkräfte, dass sie ihr Geschlecht angleichen können. Soldaten wie Riley Dosh, Absolventin der Militärakademie West Point, outeten sich daraufhin und setzen sich für die Rechte von Transgender im Militär ein. Doch auf Druck von Trump hob das Pentagon Obamas Entscheidung, die zum ersten Juli dieses Jahres in Kraft treten sollte, provisorisch auf. Riley Dosh, die von einer Karriere in der US-Air-Force träumte, verkündete daraufhin, womöglich aus dem Militärdienst auszusteigen.

Dass Verteidigungsminister James Mattis die Meinung einer Expertengruppe abwarten will, wird von einigen amerikanischen Medien als Widerstand gegen Trump gedeutet. Andere kritisierten den Präsidenten dafür, auf Twitter wiedermal vorgeprescht zu sein, nur um später wieder zurückzurudern wenn es darum geht, die Ankündigungen politisch umzusetzen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: