Süddeutsche Zeitung

Rassistische Äußerungen:Obama attackiert Trump, ohne dessen Namen zu nennen

  • Der frühere US-Präsident Obama hat in einer Stellungnahme die Massaker vom Wochenende verurteilt und von einem Klima der Angst und des Hasses gewarnt.
  • Dabei kritisierte er Donald Trump deutlich, ohne jedoch explizit dessen Namen zu nennen.
  • Obama verglich das Vorgehen weißer Terroristen mit dem des IS und forderte eine Verschärfung der Waffengesetze.

Der ehemalige US-Präsident Barack Obama hat nach den Massakern von El Paso, Texas, und Dayton, Ohio, vor einem Klima aus Angst und Hass in den Vereinigten Staaten gewarnt. Zugleich kritisierte er seinen Nachfolger Donald Trump für dessen rassistische Ausfälle bei Twitter und in Reden.

Das politische Klima in den USA werde durch "die Sprache einiger unserer Führer genährt" und normalisiere rassistische Vorurteile, hieß es in einem Tweet Obamas, ohne dass darin Namen genannt wurden. Die Amerikaner müssten eine solche Sprache fest zurückweisen. Sie seien nicht hilflos.

Obama erklärte, es gebe Führer, die andere als Untermenschen beschrieben, Menschen dämonisierten, die anders aussehen, oder so täten, als gehörten die Vereinigten Staaten nur bestimmten Leuten. Sie deuteten an, dass andere Menschen, auch Zuwanderer, die amerikanische Lebensweise bedrohten. Diese Ausdrucksweise sei nicht neu. Sie habe zum Holocaust, zum Völkermord in Ruanda und zu ethnischen Säuberungen auf dem Balkan geführt. Die überwältigende Mehrheit der US-Bürger guten Willens müsse klarmachen, dass es für so etwas keinen Platz in der Politik und im öffentlichen Leben ihres Landes gebe.

Obama verglich das Massaker von El Paso mit Anschlägen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Noch sei nicht völlig klar, aus welchen Motiven der mutmaßliche Täter am Sonntag 22 Menschen erschossen habe, doch es gebe Hinweise, dass er sich wie andere Menschen in Schwierigkeiten einer rassistischen Ideologie angeschlossen habe.

"Wie die Anhänger von ISIS oder anderer ausländischer Terrororganisationen mögen diese Personen allein handeln, doch sie sind durch weiße nationalistische Webseiten radikalisiert worden, die sich im Internet stark verbreiten", schrieb Obama. Solche Leute fühlten sich verpflichtet, zu Gewalt zu greifen, um eine weiße Vormachtstellung zu verteidigen. Ohne Verschärfung der Waffengesetze würden sich solche Tragödien wiederholen.

Der amtierende US-Präsident Trump hatte nach den Massakern in El Paso und Dayton zu Ablehnung von Rassismus und Fanatismus aufgerufen. Er verurteilte Vorstellungen von der Überlegenheit der weißen Rasse und machte das Internet und soziale Medien für die Radikalisierung der Gesellschaft verantwortlich. Von einer Verschärfung der Waffengesetze war in seinem Statement allerdings keine Rede.

In den vergangenen Wochen hatte Trump wiederholt schwarze Abgeordnete der Demokraten attackiert. Von vier jungen Demokratinnen forderte er, dass sie "in ihre Heimatländer zurückkehren" sollten. Der Abgeordnete Elijah Cummings aus Baltimore wurde von Trump beschimpft und später als Rassist bezeichnet.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4554165
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/ap/bix
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.