USA:Tag der Entscheidung

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Kamala Harris, Kandidatin der Demokraten, und ihr republikanischer Konkurrent Donald Trump. (Foto: dpa, AP)

Nach einem harten Wahlkampf entscheiden die Amerikaner, wer ins Weiße Haus einzieht. Donald Trump zeigt sich immer aggressiver, Kamala Harris eröffnen sich im Endspurt überraschende Chancen.

Von Peter Burghardt, Washington

Jetzt mündet der amerikanische Wahlkampf also in den Wahltag. An diesem 5. November schließen die Wahllokale, und irgendwann wird man endlich wissen, ob das Land seine erste Präsidentin bekommt oder wieder einen Präsidenten. Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner haben bereits ihre Stimmen abgegeben – seit der Pandemie ist die Briefwahl populär geworden. Nun wählt der interessierte Rest, dann wird ausgezählt und die Frage beantwortet, die Amerika und den Rest der Welt seit Monaten beschäftigt: Kamala Harris oder Donald Trump?

Nach Umfragen liegen beide Kandidaten weiterhin mehr oder weniger gleichauf. Zuletzt schien der Republikaner Trump leicht im Vorteil zu sein, die anfängliche Begeisterung über Harris’ Kandidatur war abgeflaut. Dann machte am Wochenende die Nachricht die Runde, dass die Demokratin laut einer Erhebung in Iowa führt, einem eigentlich republikanisch dominierten Bundesstaat. Vor allem Frauen dort sollen demnach sie bevorzugen, unter anderem wegen ihres Einsatzes für die freie Entscheidung bei Abtreibungen. Entscheidend dürfte ansonsten der Ausgang in sieben anderen US-Bundesstaaten sein, den sogenannten Swing States.

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Es wird wieder auf wenige Zehntausend Wähler ankommen

Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Georgia, North Carolina, Arizona und Nevada sind besonders umkämpft, vor allem dort bemühten sich die Bewerber in den vergangenen Tagen um Unterstützung. Es geht um jenen kleinen Teil der Wählerschaft, der sich erst im letzten Moment entscheidet. Maßgeblich ist nicht, wer landesweit die meisten Stimmen bekommt, sondern wer mindestens 270 sogenannte Wahlleute auf sich vereint. Jeder Bundesstaat hat eine bestimmte Zahl davon zu vergeben.

Wie das aussehen könnte, hat die unabhängige Internetseite 270towin.com berechnet. Sie nutzt die Prognosen verschiedener Experten, um den wahrscheinlichen Wahlausgang in den Bundesstaaten vorherzusagen.

Es wird dabei auf wenige Zehntausend Wählerinnen und Wähler ankommen, wie 2016, als Trump gegen Hillary Clinton gewann, und 2020, als Joe Biden den Amtsinhaber Trump bezwang. Theoretisch kann der Ausgang nach wenigen Stunden feststehen, von 18 Uhr US-Ostküstenzeit an werden die Fernsehmoderatoren wie John King von CNN vor den Bildschirmen mit den Landkarten stehen. Wahrscheinlicher ist angesichts des knappen Rennens, dass es tagelang dauern wird.

Im Jahr 2000 entschied der Oberste Gerichtshof nach 36 Tagen zugunsten von George W. Bush. Bei der Wahl 2020 wurde der Demokrat Joe Biden nach gut drei Tagen von TV-Sendern zum Sieger erklärt, der Verlierer von damals leugnet seine Niederlage bis heute: „Ich hätte nicht gehen sollen“, sagte Trump am Sonntag in Pennsylvania und meinte seinen Auszug aus dem Weißen Haus. Den Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol vom 6. Januar 2021 mit Toten und Verletzten, bei dem Bidens Wahlsieg gekippt werden sollte, hatte er bei anderer Gelegenheit als „Tag der Liebe“ bezeichnet.

Trump verstört mit immer radikaleren Einfällen. So sagte er am Sonntag, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn „jemand durch die Fake News schießen“ würde. Zur Erinnerung: Im Juli hatte eine Kugel eines Schützen sein rechtes Ohr gestreift, im September soll sich am Rande eines seiner Golfplätze in Florida ein mutmaßlicher Attentäter postiert haben. Außerdem warf Trump den Demokraten erneut versuchten Wahlbetrug vor, obwohl es dafür keine Hinweise gibt. Maßgeblich unterstützt wird er von Elon Musk, dem Besitzer des Netzwerks X.

Wahlbeobachter sind angesichts der aggressiven Stimmung besorgt, dass Proteste nach der Wahl in Gewalt münden könnten. Trump versuche, nach dem gleichen Schema wie 2020 Chaos zu schüren, schrieb Pennsylvanias demokratischer Gouverneur Josh Shapiro auf X. „Aber hören Sie mir zu: Wir werden wieder freie und faire, sichere Wahlen haben – und der Wille des Volkes wird respektiert werden.“ Abgestimmt wird auch über die künftige Besetzung von Repräsentantenhaus und Senat sowie regionale Themen.

Kamala Harris ruft im Endspurt zur Einheit auf und warnt vor Trump als Gefahr für die Demokratie. Trump würde eine Feindesliste mit ins Oval Office bringen, sagte sie, sie arbeite dagegen an einer To-do-Liste. Den Montag tourte sie noch mal durch Pennsylvania und besuchte unter anderem die von Zehntausenden Latinos bewohnte Stadt Allentown. Trump und seine Wahlhelfer hatten Einwanderer mehrfach beleidigt, der Republikaner will Immigranten ohne Papiere deportieren.

Es ist ein historisches Duell zwischen der früheren Strafverfolgerin Kamala Harris, 60 Jahre alt, gegen den verurteilten Straftäter Donald Trump, 78. Gewinnt die Tochter von Eltern aus Indien und Jamaika, so würden die USA erstmals von einer Frau regiert.

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