Süddeutsche Zeitung

USA:Früherer Clinton-Sonderermittler ist tot

Kenneth Starr versuchte mit großem Eifer, den demokratischen Präsidenten in der Lewinsky-Affäre zu Fall zu bringen. Später stellte er sich an die Seite des Republikaners Trump.

Der ehemalige Sonderermittler bei den Untersuchungen gegen den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton ist tot. Der prominente Jurist Kenneth Starr starb am Dienstag mit 76 Jahren in einem texanischen Krankenhaus an den Komplikationen einer Operation, wie seine Familie mitteilte.

Der frühere Bundesrichter Starr und oberste Prozessvertreter der Regierung vor dem Supreme Court hatte in den 1990er-Jahren mit seinen hartnäckigen Ermittlungen gegen Clinton besondere Bekanntheit erlangt. In seinem Untersuchungsbericht breitete er die sexuelle Beziehung des demokratischen Präsidenten mit der Praktikantin Monica Lewinsky in peinlich genauen Schilderungen aus. Es war Starrs Mission, den Präsidenten zu Fall zu bringen, und diese Mission verfolgte er mit großem Eifer.

Sein polarisierender Bericht war letztendlich mehr eine Charakterstudie Clintons als ein Katalog strafrechtlich relevanter Vergehen. Starrs Nachforschungen führten zwar zur Anklage im Kongress und einem Impeachment-Verfahren gegen den Präsidenten wegen angeblicher Falschaussage. Am Ende des Verfahrens stimmten 1999 aber selbst einige republikanische Senatoren gegen eine Amtsenthebung, Clinton wurde freigesprochen und blieb Präsident.

2020 stand Starr wieder mitten in einem Impeachment-Verfahren, diesmal aber auf der anderen Seite. Der damalige republikanische Präsident Donald Trump holte sich in seinem zweiten Amtsenthebungsverfahren im Kongress Unterstützung von Starr und nahm ihn in sein Verteidiger-Team auf.

Trump: "Er ist ein Verrückter"

Dabei hielt Trump früher nicht viel von Starr. "Er ist ein Verrückter", hatte Trump 1999, im Jahr des Impeachment-Verfahrens gegen Clinton gesagt, "ein Desaster". Das war im demokratischen Lager, dem Trump damals näher stand als dem republikanischen, eine weitverbreitete Ansicht. Als republikanischer Präsident fand Trump dann aber offenbar Gefallen an Starr, als der ihn im Sender Fox News immer wieder gegen Vorwürfe verteidigte. Wie bei Clinton kam auch bei Trump am Ende des Amtsenthebungsverfahrens im Senat nicht die nötige Mehrheit für einen Schuldspruch zusammen.

Der republikanische Minderheitsführer im US-Senat, Mitch McConnell, äußerte sich traurig über Starrs Tod und erklärte: "Er war ein brillanter Jurist, eine beeindruckende Führungspersönlichkeit und ein überzeugter Patriot."

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SZ/dpa/saul/tobu
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