USA: Kennedy-Clan verliert an Einfluss:Ende einer Dynastie

Er war der Bürde seines Namens nie richtig gewachsen: Nach dem Tod seines Vaters Ted tritt Patrick Kennedy im Herbst nun von der politischen Bühne ab - und mit ihm die Familie Kennedy.

Reymer Klüver

Patrick Kennedy, der 42-jährige Sohn des verstorbenen Senators Edward Kennedy, wird sich im Herbst nicht mehr zur Wiederwahl für das US-Repräsentantenhaus stellen. Er war 1994 als damals jüngster Abgeordneter zum ersten Mal in den Kongress gewählt worden. Sein Abschied markiert den Abgang einer politischen Familiendynastie von der nationalen Bühne Amerikas und das Ende einer Ära in Washington: Zum ersten Mal seit mehr als sechs Jahrzehnten wird kein Kennedy mehr ein Mandat im Kongress oder ein Regierungsamt in der US-Hauptstadt innehaben.

Patrick Kennedy, AP

Großer Name, zu großer Druck: Patrick Kennedy hatte schon als Jugendlicher mit Drogenproblemen zu kämpfen.

(Foto: Foto: AP)

1947 war der spätere Präsident John F. Kennedy, Patricks Onkel, ins Repräsentantenhaus gewählt worden. 1962 hatte sein Vater Edward zum ersten Mal ein Senatsmandat errungen.

Quelle des Muts und der Kraft

Ein wesentlicher Faktor für Patrick Kennedys Entscheidung dürfte der Tod seines Vaters gewesen sein, der ihm offenkundig weiterhin sehr zusetzt. "Krankheit hat das Leben des von mir am höchsten geschätzten Mentors und Vertrauten genommen, die Quelle, die mir stets Mut und Kraft gab", sagt er in einem zweiminütigen Werbespot, der am Sonntag im Fernsehen in Rhode Island gezeigt werden soll.

Kennedy vertritt einen der beiden Wahlkreise des kleinen Bundesstaates östlich von New York. Ein Vertrauter Kennedys, der in der demokratischen Partei einflussreiche Geschäftsmann Mark Weiner, sagte der Nachrichtenagentur AP, dass Kennedy über den Tod seines Vater noch nicht hinweggekommen sei: "Er leidet schlicht an einem gebrochenen Herzen."

Die Wahl des Republikaners Scott Brown zum Nachfolger seines Vaters im Senat dürfte Kennedy ebenfalls nicht unbeeindruckt gelassen haben. In Interviews erklärte er, Browns Sieg sei ein Zeichen dafür, dass die Wähler "Blut sehen" wollten.

Kennedys Wiederwahl in Rhode Island galt bisher als sicher - so wie ursprünglich auch die Kandidatur der Demokratin Martha Coakley für die Nachfolge Ted Kennedys.

Indes hat sein mutmaßlicher republikanischer Herausforderer John Loughlin bereits die PR-Agentur engagiert, die Browns erfolgreiche Wahlkampagne entworfen hatte.

In einer Anfang des Monats veröffentlichten Umfrage eines lokalen Fernsehsenders gaben 56 Prozent der Wähler in Rhode Island an, dass sie keinen guten Eindruck mehr von Patrick Kennedy hätten. Nur 35 Prozent erklärten, dass sie ihn in jedem Fall wiederwählen würden.

Träger des Kenndy-Banners

Kennedys politische Karriere hatte nie unter einem besonders glücklichen Stern gestanden. Das hatte viel mit seinen persönlichen Problemen zu tun. Schon als Teenager hatte er mit Drogenmissbrauch zu kämpfen. Dennoch wurde er 1988 als 21-Jähriger ins Repräsentantenhaus von Rhode Island gewählt, auserkoren, den Banner des Kennedy-Clans in der Erben-Generation aufrecht zu erhalten. Der Druck war offenkundig zu viel für ihn.

Doch zunächst ging es aufwärts: 1994 folgte die Wahl ins US-Repräsentantenhaus in Washington. Sechs Jahre später leitete er die Wahlkampagne der Demokraten bei den Kongresswahlen, die für seine Partei enttäuschend ausfielen.

Danach bekleidete er keine herausgehobenen Posten mehr, fiel aber mit Suchtproblemen auf. 2006 fuhr er mit einem Ford-Mustang-Cabrio in eine Straßensperre vor dem Kapitol in Washington, mutmaßlich betrunken. Danach ließ er sich zu einer Entzugsbehandlung in eine Klinik einweisen.

Seine Probleme verbarg er nie; auch in seiner emotionalen Erklärung an die Wähler spielte er darauf an: "Selbst wenn ich mir Fehltritte erlaubt habe, haben Sie nie mit Geringschätzung reagiert, sondern Mitgefühl gezeigt." Er versprach, sich weiter für die Belange einzusetzen, die er in den letzten Jahren in den Mittelpunkt gerückt hatte: "Ich werde die Kämpfe fortsetzen, in denen wir gemeinsam gefochten haben, für all die, die an Depressionen leiden, an Suchterkrankungen, Autismus und posttraumatischen Störungen."

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