US-Iran-Konflikt:Iranischer Tanker hält Kurs auf die Türkei

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Iranischer Supertanker im Nebel: Die Adrian Darya-1 nimmt jetzt Kurs auf einen türkischen Hafen. (Foto: AP)

Die zeitweise festgesetzte "Adrian Darya-1", der vorgeworfen wird, entgegen dem EU-Embargo Rohöl nach Syrien zu liefern, setzt ihre Fahrt durchs Mittelmeer fort. Der neue Zielhafen könnte Erdoğan in Bedrängnis bringen.

Seit dem frühen Samstag nimmt der iranische Öltanker Adrian Darya-1 Kurs auf den Hafen der türkischen Stadt Mersin, der rund 150 Kilometer von der syrischen Hafenstadt Latakia entfernt liegt. Das Schiff war mehr als sechs Wochen lang in Gibraltar unter dem Vorwurf festgehalten worden, das EU-Embargo gegen Syrien zu unterlaufen. Das oberste Gericht des britischen Überseegebiets an der Südspitze der iberischen Halbinsel hatte dem Tanker schließlich freie Fahrt gewährt, er war in der Nacht zum vergangenen Montag losgefahren. Der Kurs des Schiffes könnte nun auch die Türkei und ihren Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in den Konflikt um den Öltanker hineinziehen.

Aus Kreisen der griechischen Küstenwache hieß es allerdings nach der Zieländerung, dies bedeute praktisch nichts - der Kapitän könne seinen Zielhafen und Kurs ändern, wann immer er will. Die Kursänderung könnte diesen Angaben zufolge damit zusammenhängen, dass der Kapitän des Tankers nicht durch die Straße von Messina und damit durch italienische Hoheitsgewässer fahren wollte.

Unter seinem vorherigen Namen Grace 1 war der Supertanker Anfang Juli vor Gibraltar von der britische Marine festgesetzt worden. Es gebe Grund zu der Annahme, dass das Rohöl an Bord für die Banjas-Raffinerie in Syrien bestimmt sei, hatte Gibraltars Regierungschef Fabian Picardo damals erklärt. Das wäre ein Verstoß gegen die Sanktionen, die die EU gegen die Regierung von Syriens Präsident Baschar al-Assad erlassen hatte.

Mitte August hatte Gibraltar schließlich verkündet, den iranischen Öltanker wieder freigeben zu wollen. Es gebe eine schriftliche Erklärung der iranischen Regierung, dass die Öl-Ladung nicht in Syrien gelöscht werde, sagte Gibraltars Regierungschef zur Begründung. Die USA allerdings wollten die Freigabe bis zur letzten Minute verhindern. Ein US-Bundesgericht verfügte die Beschlagnahmung des Tankers und dessen Ladung. Das US-Justizministerium begründete das mit mutmaßlichen Verstößen gegen US-Sanktionen, gegen Geldwäschegesetze und gegen Terrorismusstatuten: Das Schiff sei Teil eines Plans der iranischen Revolutionsgarden zur Unterstützung Syriens. Die Revolutionsgarden werden von der Regierung in Washington als Terror-Organisation eingestuft.

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Er soll noch am Abend die Gewässer des britischen Territoriums verlassen und unter iranischer Flagge weiterfahren. Die USA wollten das verhindern.

Gibraltar aber ließ den Tanker auf das Mittelmeer auslaufen - zunächst in Richtung Griechenland. US-Außenminister Mike Pompeo, der seit seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr den Iran-Konflikt wesentlich mit vorantreibt, ließ es dabei nicht bewenden. Jeder, der das Schiff unterstütze oder die Einfahrt in die Häfen erlaube, riskiere, mit US-Sanktionen belegt zu werden, sagte Pompeo noch am Dienstag. Sollte die Adrian Darya-1 wieder Kurs auf Syrien aufnehmen, würden die USA alle in Einklang mit den Sanktionen stehenden Maßnahmen ergreifen, um dies zu verhindern.

Um die Beziehungen zu den USA nicht zu gefährden, erklärte Griechenland, den Tanker in keinen seiner Häfen fahren zu lassen. Der Kapitän der Adrian Darya-1 gab nun den türkischen Hafen Mersin als geplantes Ziel an, wie aus Daten des Portals marinetraffic.com vom Samstag hervorgeht.

Die Adrian Darya-1 ist nicht der einzige Tanker in diesem Konflikt. Die Stena Impero, ein norwegisches Schiff, das unter britischer Flagge fährt, wurde nur Tage nach dem iranischen Schiff festgesetzt - in Iran. Teherans Regierung streitet ab, dass es sich um eine Art Rache handelte: Der britische Tanker habe jedoch gegen die maritimen Vorschriften im Persischen Golf verstoßen.

Auf dem Schiff arbeiteten Crewmitglieder aus verschiedenen Ländern, deren Angehörigen sich extrem besorgt zeigen. Der Geschäftsführer der Schwedischen Reederei "Stena Bulk", zu der die Stena Impero gehört, hat nach mehreren Hilfegesuchen mittlerweile den iranischen Außenminister getroffen. In einem Statement erklärte CEO Erik Hanell, dass er mit Minister Mohammad Javad Zarif "einen konstruktiven Dialog" geführt und Informationen ausgetauscht hätte. Am Samstagmittag aber lag die Stena Impero noch vor der iranischen Küste - und ihre Freigabe steht weiterhin aus.

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