Bagdad statt Berlin:US-Außenminister Pompeo sichert Irak Unterstützung zu

  • Unter strengster Geheimhaltung reist US-Außenminister Pompeo für einen Kurzbesuch in den Irak - und sagt dafür ein geplantes Treffen mit Kanzlerin Merkel ab.
  • In Bagdad versichert Pompeo der dortigen Führung Unterstützung Washingtons für einen "souveränen, unabhängigen Irak".
  • Hintergrund sind die wachsenden Spannungen mit Iran.
  • Im Anschluss reist Pompeo weiter nach London.

US-Außenminister Mike Pompeo hat am Dienstag überraschend den Irak besucht. Zuvor hatte er seinen ursprünglich geplanten Trip nach Berlin kurzfristig abgesagt. Pompeo traf sich bei der Kurzvisite in Bagdad mit mehreren Vertretern der irakischen Regierung, um über die wachsenden Spannungen mit dem Nachbarland Iran zu sprechen.

Pompeo signalisierte diesen die Unterstützung Washingtons für einen "souveränen, unabhängigen Irak", hieß es nach dem Treffen. Der Irak müsse außerdem über zunehmende Bedrohungen informiert werden, sagte Pompeo nach dem Treffen mit Präsident Barham Salih und Ministerpräsident Adil Abd al-Mahdi. Zudem sprach er darüber, wie die Sicherheit der amerikanischen Bürger in dem Land gewährleistet werden könne.

Im Konflikt zwischen den USA und dem Iran bemüht sich die irakische Regierung um eine ausgleichende Rolle. Nach Pompeos Besuch lobte Adil Abd al-Mahdi die guten Beziehungen zu Washington. Die USA seien ein wichtiger strategischer Partner. Im Irak sind mehrere Tausend US-Soldaten stationiert, die sich am Kampf gegen die IS-Terrormiliz beteiligen und die Armee ausbilden.

Gleichzeitig betonte Adil Abd al-Mahdi, der Irak werde seine Politik fortsetzen, Brücken zwischen allen Freunden und Nachbarn zu bauen, darunter auch zum schiitischen Iran. Parteien und schiitische Milizen mit engen Beziehungen zu Teheran spielen eine zentrale politische Rolle. Auch Abdel Mahdi muss ihre Interessen als Ministerpräsident berücksichtigen.

Pompeos Besuch, der am Abend begann, endete noch in der Nacht. Mitreisende Journalisten hatten aus Sicherheitsgründen erst über die Irak-Visite berichten dürfen, nachdem der US-Außenminister seinen Flug nach London angetreten hatte. Dort trifft er an diesem Mittwoch unter anderem mit Premierministerin Theresa May zusammen.

Eigentlich hatte Pompeo am Dienstag, gut ein Jahr nach seinem Amtsantritt, erstmals Deutschland besuchen wollen. Wenige Stunden vor seiner geplanten Ankunft hatten die USA den Besuch jedoch wegen "dringender Angelegenheiten" abgesagt.

Der Nationale Sicherheitsberater der USA, John Bolton, hatte am Sonntag angekündigt, dass die Amerikaner als militärische Warnung an Iran den Flugzeugträger USS Abraham Lincoln und eine Bomberstaffel in Richtung Iran verlegen. Aus dem Pentagon hieß es dazu vage, es habe Hinweise gegeben, dass Iran Vorbereitungen für mögliche Angriffe auf US-Kräfte in der Region getroffen habe.

Die Amerikaner fahren seit Längerem einen Kurs der Härte gegenüber der Führung in Teheran. Die USA hatten sich im vergangenen Jahr im Alleingang aus dem internationalen Atomabkommen mit Iran zurückgezogen. Die iranische Führung hat nun angekündigt, ihre Verpflichtungen aus dem Atomabkommen schrittweise zu reduzieren.

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