USA: Gesundheitsreform:Obamas Zugeständnis

US-Präsident Obama gibt Kernelemente seines wichtigsten Reformvorhabens auf - und schrumpft damit vom politischen Messias auf menschliches Maß.

Christian Wernicke

Barack Obama hat viel versprochen im vergangenen Herbst. So wie dies eben alle Politiker tun, die im Wahlkampf um Stimmen kämpfen. Nur, dieser Demokrat hatte mit seinem Charisma und dank seiner überwältigenden Rhetorik stets mehr Hoffnung geweckt - auf mehr Wandel, auf mehr Glaubwürdigkeit.

USA: Gesundheitsreform: Er weckte Hoffnung auf den Wandel - nun fällt es Barack Obama schwer, seine wichtigste Reform durchzusetzen.

Er weckte Hoffnung auf den Wandel - nun fällt es Barack Obama schwer, seine wichtigste Reform durchzusetzen.

(Foto: Foto: AP)

"Change we can believe in", einen Wandel, dem Amerika trauen könne, hatte der schwarze Senator verheißen. Und die Nation, ja die Welt - alle haben es ihm geglaubt.

Nun stürzt Obama ab. Nein, er ist nicht gescheitert. Der 44. US-Präsident, einst als Messias vergöttert, schrumpft schlicht auf menschliches Maß.

Schuld an dieser (letztlich heilsamen) Normalisierung ist ausgerechnet der Streit um die Genesung von Amerikas Gesundheitswesen. Unter dem Eindruck der Proteste eines zum Teil aggressiven, ja verhetzten rechten Mobs gibt Obama jetzt Kernelemente seines wichtigsten Reformvorhabens auf.

Es handelt sich dabei um jene staatliche Krankenversicherung, die helfen sollte, zugleich die Kosten zu senken und Millionen Nicht-Versicherten ein schützendes Dach zu bieten. Sie wird es nun nicht geben.

Da wittern viele von Obamas glühenden Anhängern Verrat. Der Präsident hingegen deutet sein Zugeständnis als Realpolitik. Angesichts des Widerstands auch konservativer Parteifreunde will er lieber eine bescheidene als gar keine Reform.

Die gesetzliche Krankenkasse sei "nur ein Scheibchen", sagt Obama. Nur: Obama muss gehörig aufpassen, dass ihm sein größtes Wahlversprechen nicht weiter kleingehackt wird. Per Revolte von Amerikas Rechten, oder durch eine Salamitaktik, bei der er selbst das Messer führt.

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