Die Statue des Konföderierten-Präsidenten Jefferson Davis hat die Polizei bereits eingezäunt, die Demontage steht unmittelbar bevor. Die täglichen Protestierer mit der Fahne in der Hand hält das freilich nicht ab. Zwischen ihnen steht auch eine ältere, fein gekleidete Dame: blondierte Haare, pinker Lippenstift, sonnengegerbte Haut.
"Wir lassen uns das nicht gefallen", ruft sie sichtlich erregt, "die wollen uns unsere Geschichte wegnehmen!" Ihre Familie wohne seit über 200 Jahren in New Orleans, sagt sie. Traditionsbewusste Bürger wie sie seien bereit, sich zu wehren. Man überlege, vor Gericht zu ziehen, damit "dieser Unsinn" gestoppt werde.
Dass sich manche Menschen durch die Statuen an die Unterdrückung der Schwarzen durch die Weißen erinnert fühlen, wischt sie mit einer ärgerlichen Handbewegung weg. "So ein Blödsinn! Louisiana war nicht der einzige Ort, an dem es Sklaverei gab. Außerdem haben die Plantagenbesitzer ihre Sklaven gut behandelt. Wer viel Geld für einen Sklaven ausgibt, will doch nicht, dass es ihm schlecht geht." Ihren Namen will sie lieber nicht nennen. "Es gibt genug Verrückte da draußen. Nicht, dass ich noch bedroht werde."
Als würde man das Kolosseum in Rom zertrümmern
Corey, ein Schulfreund der älteren Dame, gibt ihr recht. Ein Abriss der Statuen wäre ungefähr so, als würde man das Kolosseum in Rom oder die Pyramiden in Ägypten zertrümmern. Die "Militia"-Typen, die Jefferson Davis bewachen, seien zwar "Hillbillies", also ungebildete Proleten, so die ältere Dame. Doch im Dienst der Sache würde man ihre Anwesenheit tolerieren. "Die tun keinem etwas." Aber manche tragen doch Waffen? "Natürlich, aber sie haben sie bisher noch nicht eingesetzt."
Die Linken dagegen, die seien die Krawallmacher, so die einhellige Meinung der Denkmal-Befürworter. Tatsächlich tauchten am 1. Mai abends etwa zweihundert Antifa-Anhänger am Monument von Jeff Davis auf und bewarfen die Monument-Bewacher mit Flaschen. "Nazi-Abschaum"-Rufe erschallten, es kam zu Rangeleien bis die Polizei einschritt und fünf Leute festnahm.
Auch am Sonntagnachmittag am Lee Circle ist die Anspannung zu spüren. Der Protestzug lässt sich Zeit. Auf den nackten Oberarmen einiger Bürgerwehrler rötet sich auf Muskeln und Tätowierungen ein fortgeschrittener Sonnenbrand. Im Schatten eines Bürogebäudes versammeln sich einige Denkmal-Gegner und warten.
Konföderierten-Fanboys haben einen langen Atem
Irgendwann gehen schließlich ein paar von ihnen hinüber zum Denkmal und fangen an, mit den Männern der Bürgerwehr zu diskutieren. Schnell wird es laut. Es kommt zu Handgreiflichkeiten, einige werden zu Boden geschubst. Die Polizei ist sofort zur Stelle und trennt die Streithähne. Drei Männer werden festgenommen. Auf dem Dach eines umliegenden Gebäudes schwitzen die Scharfschützen in der Sonne.
Dann endlich sind Musik und Protest-Sprechchöre zu hören. Der Zug der Denkmal-Gegner nähert sich dem Lee Circle und kommt direkt gegenüber von den Patrioten zum Stehen. Ein Gitter und ein massives Polizeiaufgebot trennen die beiden Gruppen, die sich fortan wütend anschreien.
Die Denkmal-Gegner sind in der Überzahl, mehr als 700 sind gekommen. Ihnen entgegen stehen nur etwa 150 Befürworter der Statuen, doch die haben den längeren Atem. Nach einer Stunde löst sich die Demonstration der Abriss-Anhänger auf. Die Konföderierten-Fanboys und selbsternannten Milizionäre bleiben zurück. Sie werden weiter Wache halten, im Schatten ihrer Helden Lee, Beauregard und Davis. Tag und Nacht. Bis die Abrissteams kommen.