Wer Bush heißt und US-Präsident werden will, weiß zwei Dinge. Erstens zahlt es sich aus, ein Bush zu sein, weil es schon zwei Präsidenten in der Familie gegeben hat. Es reichen also zwei Worte, wenn man bei Spendern anruft: "Hier Bush". Zweitens wird der Kandidat, das ist der Haken, zwei Millionen Worte darüber verlieren müssen, ob er denn, wie das Familienmitglied George W. Bush, 2003 in den Irak-Krieg gezogen wäre, hätte er gewusst, dass der Irak damals gar kein gefährliches Waffenarsenal hortete.
Zur allgemeinen Überraschung in Amerika aber kämpft Jeb Bush, mutmaßlicher republikanischer Kandidat für das Weiße Haus, seit Tagen mit der absehbaren Frage. Er sagte mal Ja, mal vielleicht, mal wich er aus, bis er am Donnerstag schließlich erklärte, in Kenntnis der Wahrheit wäre er nicht in den Krieg gezogen. Natürlich steckt Bush hier in einem Dilemma (was den Reiz der Frage ja ausmacht): Er muss sich von einem desaströsen Krieg distanzieren, ohne seinem großen Bruder George W. in den Rücken zu fallen.
US-Wahl 2016:Jeb Bush will es wissen
Es ist ein Wendepunkt. Bisher hatte sich Jeb Bush stets vorsichtig gezeigt, was seine mögliche Kandidatur als US-Präsident betrifft. Nun scheint die Lust auf den Posten die Bedenken des Republikaners aufzuwiegen.
Erstaunlich ist nur, dass ausgerechnet der überlegte, strategisch denkende Jeb dafür weder geplant noch geübt hat. In seiner ersten Rede zur Außenpolitik im Februar versuchte sich Bush noch von seiner Familie abzugrenzen. "Ich liebe meinen Bruder. Ich liebe meinen Vater", sagte er, "doch ich gehe meinen eigenen Weg." Kürzlich allerdings erregte er Aufsehen, als er vor New Yorker Unterstützern erklärte, sein israelfreundlicher Bruder George W. sei sein wichtigster Berater im Umgang mit Israel. Seitdem interessiert sich das Land aufs Neue dafür, wie nah der jüngere Bush dem älteren steht.
Etliche Rivalen setzen auf außenpolitische Härte
Natürlich könnte sich Jeb Bush aus strategischen Überlegungen an seinen interventionistischen Bruder George annähern. Der ist unter Religiösen und Wertekonservativen beliebt, und die sind einflussreich in den ersten Vorwahlen. Außerdem setzen etliche Rivalen von Jeb Bush auf außenpolitische Härte; besonders der junge Senator Marco Rubio gibt sich als Kritiker der internationalen Leistung von Präsident Barack Obama. In der Hauptwahl könnte Bush dann darauf setzen, dass der Irak-Krieg jedenfalls kein Wettbewerbsnachteil mehr ist, weil auch die demokratische Konkurrentin Hillary Clinton einst für die Invasion gestimmt hat.
Die jüngsten Antworten Bushs aber wirken so, als fehle überhaupt eine Strategie. So gesehen erinnert Bush an den 2012 gescheiterten Kandidaten Mitt Romney, der seine Prinzipien nach dem Publikum richtete und so im Ruf stand, mehr Geld zu haben als Überzeugungen. Die republikanische Basis aber sehnt sich derzeit nach einer selbstbewussten konservativen Haltung. Manche in der Partei befürchten sogar, Jeb Bush sei zu alt für die extreme Geschwindigkeit und Belastung eines Wahlkampfes im Digitalzeitalter.
US-Präsidentschaftswahl:US-Wahl 2016 - Die Kandidaten im Überblick
Es sind sehr verschiedene Persönlichkeiten, die sich für die Kür der Kandidaten zur US-Wahl 2016 gefunden haben - der bunteste Vogel ist sicher Donald Trump. Und die Demokratin Hillary Clinton hat einen Konkurrenten, den sie nicht ignorieren kann. Die Kandidaten.
Immerhin kann sich Bush damit trösten, dass auch die Rivalen noch an ihren Antworten arbeiten. Jung-Falke Rubio etwa hatte im März erklärt, der Krieg habe die Welt von Saddam Hussein befreit, was eine gute Sache sei. Jetzt hat sich Rubio von sich selbst distanziert: Nach allem, was man heute weiß, sagt er, "hätte ich den Krieg nicht gebilligt. Und George W. Bush auch nicht." Auf diese entwaffnende Antwort hätte Jeb Bush eigentlich selber kommen müssen.