USA: Evangelikale gegen Islam:Christen wollen Koran verbrennen - General Petraeus warnt

Evangelikale Christen wollen den Koran verbrennen - am 11. September. Muslime laufen weltweit Sturm. Die Aktion gefährde die Soldaten in Afghanistan, warnt Isaf-Kommandeur Petraeus.

Laura Martin

Eine "klare Botschaft" soll es sein, die radikale Evangelisten aus Florida der muslimischen Welt just am 11. September schicken wollen. Die Reaktion der Muslime könnte allerdings genauso klar sein: Der Oberkommandierende der Nato-Truppen, General David Petraeus, zeigt sich besorgt über die angekündigte Verbrennung von Exemplaren des Korans. Er fürchtet um die Sicherheit der Soldaten am Hindukusch; die Aktion könnte ihr Leben noch zusätzlich gefährden. "Die Evangelisten-Gruppe spielt der Propaganda der Taliban in die Hände", sagte der US-General dem Wall Street Journal. "Das kann schwerwiegende Probleme hervorrufen - und zwar nicht nur in Afghanistan."

USA: Evangelikale gegen Islam: Heiliger Krieg, falls ihr heiliges Buch verbrannt wird: Aufgebrachte Muslime demonstrieren in Jakarta gegen die geplante Koran-Verbrennung einer evangelikalen US-Kirche.

Heiliger Krieg, falls ihr heiliges Buch verbrannt wird: Aufgebrachte Muslime demonstrieren in Jakarta gegen die geplante Koran-Verbrennung einer evangelikalen US-Kirche.

(Foto: AFP)

Die Reaktionen der Muslime bestätigen Petraeus' Sorgen: In Kabul haben mehrere hundert Demonstranten mit Slogans wie "Lang lebe der Islam" und "Tod für Amerika" ihrer Empörung Ausdruck verliehen. Einige von ihnen warfen mit Steinen und wünschten dem US-Präsidenten Obama den Tod. In Indonesien waren es mehrere tausend, die vor der US-Botschaft in Jakarta gegen die Verbrennung ihres heiligen Buches protestierten. Auch hier sandte man eine deutliche Antwort auf die "klare Botschaft" der US-Kirche - "Ihr verbrennt den Koran - dann brennt ihr in der Hölle" - und drohte mit einem Heiligen Krieg, sollte die Aktion nicht abgeblasen werden.

Derartige Szenarien erinnern an die Protesten gegen die Mohammed-Karikaturen, welche 2005 die dänische Zeitung Jyllands-Posten gedruckt hatte. Der Karikaturist Kurt Westergaard lebt seitdem unter ständiger Lebensgefahr.

In den USA kritisieren sowohl die Muslime als auch die Christen das Vorhaben der Gemeinde aus Florida scharf. Ein Professor für Islamstudien der American University in Washington, Akbar Ahmed, warnt davor, dass die Aktion die muslimische Welt "in Flammen setzen und die Amerikaner gefährden wird". In einem Gastbeitrag für CNN berichtet er, was ihm kürzlich ein Journalist von einem der größten Fernsehsender Pakistans bei einem Besuch in Washington gesagt habe: Er traue sich nicht, von der Koran-Verbrennung in Pakistan zu berichten. Denn wenn er es tun würde, wäre dort nicht ein einziger Amerikaner mehr sicher.

Der Professor fürchtet zudem, dass die Verbrennung des Korans und die Reaktionen der Muslime neuen Zündstoff für die antiislamische Stimmung der Amerikaner liefere, die sich besonders in der hitzigen Debatte um den Bau eines muslimischen Zentrums nahe Ground Zero zeigt.

Der Initiator der Verbrennungs-Aktion ist der Pastor Terry Jones des "Dove World Outreach Center", einer selbsternannten neutestamentlichen Kirche in Gainesville, Florida. Die unabhängige Kirche hat bereits einige Male für Aufsehen gesorgt: Im Juli 2009 hatte die Gemeinde ein Schild mit der Aufschrift "Der Islam kommt vom Teufel" vor ihrem Gebäude aufgestellt. Wenig später schickten einige Gemeindemitglieder ihre Kinder mit T-Shirts in die Schule, auf denen derselbe Spruch gedruckt war - die Schulbehörde verbot die T-Shirts.

Der Slogan stammt aus dem aktuellen Buch von Pastor Jones: "Der Islam kommt vom Teufel - Lerne die spirituelle Wahrheit kennen, welche die christliche Kirche zurück zu ihrer von Gott gegebenen Position bringt". Auf ihrer Website nennt die Kirche "zehn Gründe für die Verbrennung vom Koran" und macht auf Facebook Werbung für ihren "Internationalen Tag der Koran-Verbrennung". Mehr als 8000 User haben bereits ihre Zustimmung gezeigt.

Die Feuerwehr hat die geplante Koran-Verbrennung verboten, aber die Gemeinde will sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen lassen - Pastor Jones weist alle Kritik von sich. Das Ziel des "Protestes" sei, vor der Ideologie des Islams zu warnen. "Wir hassen niemanden. Wir lieben alle Menschen der Erde; vor Gefahren zu warnen ist ein Akt der Liebe." Er und seine Gemeinde wolle den Muslimen eine Gelegenheit zum Konvertieren geben. Ob er das mit einer Koran-Verbrennung erreicht, ist fraglich.

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