USA:Durchgefallen

Trump hat moralisch versagt, und ganz Amerika hat's gemerkt.

Von Hubert Wetzel

Es geht in Wahrheit ja nicht um irgendein Reiterstandbild in der Provinz. Es geht auch nicht darum, wer am Wochenende in Charlottesville mit den Schlägereien angefangen hat. Es geht vielleicht nicht einmal darum, ob der junge Mann, der dort sei Auto in eine Menschenmenge gesteuert und eine Frau getötet hat, nun ein rechtsradikaler Terrorist oder nur ein gewalttätiger Irrer ist.

Es geht darum: Wenn in einer Stadt Menschen mit Hakenkreuz-Fahnen und Hitler-Gruß aufmarschieren, dann sind das Neonazis, auch in Amerika. Und dann erwartet der Rest des Landes von seinem Präsidenten, dass dieser nicht - wie jetzt Donald Trump - herumeiert, sondern dass er die Nazis auch Nazis nennt. Man kann in der Politik ja aus taktischen Gründen allerlei rechte Umtriebe beschönigen, das kennt man auch aus Deutschland. Aber beim Hakenkreuz muss Schluss sein. Wer nicht in der Lage ist, dieses völlig unmissverständliche Symbol des Hassen zu verurteilen, dem fehlt es an der moralischen Grundausstattung.

Selbst Donald Trump sollte wissen, dass sein Land einst gegen diese Hakenkreuz-Leute gekämpft hat, und zwar unter anderem deswegen, weil diese Hakenkreuz-Leute Menschen wie Trumps jüdischen Schwiegersohn und seine jüdischen Enkel vergast haben. Das ist eigentlich nicht so schwierig zu kapieren. Eigentlich. Charlottesville war ein moralischer Test. Trump ist durchgefallen.

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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