Süddeutsche Zeitung

USA:Der Freund als Spalter

Europa muss sich auf neue heftige Turbulenzen einstellen.

Von Paul-Anton Krüger

Man hat diese spalterische Rhetorik bereits aus Tagen eines Donald Rumsfeld im Ohr. Zwar hat US-Vizepräsident Mike Pence weder Donnies Diktum vom alten und neuen Europa wiederholt, noch George W. Bushs polarisierende Formel "you're either with us or against us", aber er kam dem bei der Nahostkonferenz in Warschau sehr nahe.

Alleine einen Auftritt in einer europäischen Hauptstadt zu nutzen, um Frankreich, Großbritannien und Deutschland frontal wegen des Atomabkommens mit Iran zu attackieren, ist ein unfreundlicher Akt. Dies in Warschau zu tun, wo Europaskeptiker regieren, ist ein Versuch, im Namen einer "neuen Ära der Zusammenarbeit", wie Außenminister Pompeo es verbrämte, einmal mehr die Europäische Union zu spalten. Nach der Koalition der Willigen nun die Konferenz der Willigen. Was kommt als Nächstes? Bomben auf Iran?

Europa tut gut daran, besonnen zu reagieren und sich darauf einzustellen, dass es noch zu heftigen Turbulenzen kommen wird mit Trumps Amerika. Denn der Präsident gehört nicht zu jenen, die in der transatlantischen Allianz einen Wert erkennen. Allerdings scheinen manche in der EU auf Seperat-Deals mit dem Weißen Haus zu schielen. Nur so ist zu erklären, dass Polen bereit war, diesen Gipfel auszurichten. Auch das muss überzeugten Europäern zu denken geben.

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Quelle:
SZ vom 15.02.2019
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