USA: Demo der Tea Party:Reaktion marschiert

Machtdemonstration der Tea Party: Obamas Multikulti-Koalition stehen schwere Zeiten bevor. Dass die Erzkonservativen sich zur Nachfolgerin der Bürgerrechtsbewegung ausruft, ist eine Anmaßung.

Reymer Klüver

Ohne Zweifel war es eine Provokation. Es war der 47. Jahrestag der berühmten Rede des amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King, und es war derselbe Ort, das Lincoln-Memorial in Washington, wo er 1963 seine Vision eines Amerika ohne Rassenschranken verkündete. Dort traf sich am Wochenende die Tea Party, Amerikas neue konservative Aufstandsbewegung. Und reklamierte für sich die Nachfolge jener Bewegung, die Entrechteten ihr Recht, bisher Chancenlosen jedenfalls Hoffnung gab.

Glenn Beck Hosts Controversial 'Restoring Honor' Rally At Lincoln Memorial

Wenn Sarah Palin und Glenn Beck rufen, kommen sie alle: Amerikanische Konservative versammelten sich am Samstag zu Zehntausenden am Lincoln Memorial in Washington.

(Foto: AFP)

Das ist eine ungeheure Anmaßung. Denn die meisten Tea-Party-Anhänger gehören keineswegs zu den Amerikanern, die das Leben ohne Chancen gelassen hat. Doch war die Kundgebung eine beeindruckende Demonstration ihrer Macht. Die Tea Party ist die Revolte einer Generation von Amerikanern, die einst unter Präsident Ronald Reagan ihre politische Reife erlangt hat: weiß, christlich verwurzelt, vaterländisch gesonnen und geprägt von tiefsten Misstrauen gegenüber aller staatlichen Reglementierung.

Nun ist sie wieder da - ein wenig in die Jahre gekommen, aber noch immer hochpolitisiert. "Restore America", stellt Amerika wieder her, ist ihr Schlachtruf. Tatsächlich ist nichts weniger als die politische Restauration ihr Programm.

Die Multikulti-Koalition der Linken und Latinos, der Schwarzen und Großstädter, die Barack Obama zum Sieg verholfen hatte, empfindet diese Generation als Bedrohung ihres Lebensstils. Deren Reformen wollen sie zurückdrehen. Und wenn die Massendemo von Washington ein Maßstab für die Durchschlagskraft der Bewegung ist, dann dürfte sie bei den Wahlen im November vor einem ganz großen Erfolg stehen.

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