Süddeutsche Zeitung

Kelly Craft:Das ist Trumps neue Botschafterin bei den Vereinten Nationen

  • Kelly Craft wird neue US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen. In der Politik hat sie relativ wenig Erfahrung.
  • Sie und ihr Mann spendeten 2016 mehr als zwei Millionen Dollar für Trumps Wahlkampf.
  • Schon bald kommen Staats- und Regierungschefs aus aller Welt zum Klimagipfel und zur UN-Vollversammlung nach New York.

Von Christian Zaschke, New York

Nachdem US-Präsident Donald Trump im Februar dieses Jahres seine Absicht verkündet hatte, Kelly Craft als Botschafterin bei den Vereinten Nationen zu nominieren, dauerte es nicht lange, bis ein Fernsehinterview vom Oktober 2017 auftauchte, in dem Craft gefragt wurde, ob sie an den Klimawandel glaube. Sie sagte, dass sie "beide Seiten der Wissenschaft" respektiere, was insbesondere die Demokraten sehr erregte. Im Juli wurde sie dennoch vom Senat als künftige Botschafterin bestätigt, an diesem Dienstag wird sie vereidigt, gerade rechtzeitig vor der UN-Vollversammlung, die in der zweiten Septemberhälfte stattfindet.

Was das Klima angeht, hat Craft ihre Aussage später modifiziert. Sie glaube durchaus, dass der Mensch Einfluss auf das Klima habe. Damit ging sie zumindest ein wenig auf Distanz zum Präsidenten, der öfter angemerkt hat, dass zwar das Klima sich wandele, das aber nicht notwendigerweise vom Menschen verursacht werde. In Crafts Fall wurde diese Aussage auch deshalb mit Interesse zur Kenntnis genommen, weil sie seit 2016 in dritter Ehe mit dem Milliardär Joe Craft verheiratet ist, der für einen der größten Kohleproduzenten der USA arbeitet.

Die Crafts gehören zu den größeren Geldgebern der Republikaner. Nach Angaben der New York Times spendeten sie 2016 mehr als zwei Millionen Dollar für Trumps Wahlkampf und für dessen Amtseinführung. Im Gegenzug nominierte Trump Kelly Craft im Juni 2017 als Botschafterin in Kanada. Es ist sowohl bei Demokraten als auch bei Republikanern durchaus üblich, dass großzügige Spender mit Botschafterposten belohnt werden. Ungewöhnlich ist hingegen, dass ein so bedeutender Posten wie der bei den Vereinten Nationen an jemanden vergeben wird, der nicht über langjährige Erfahrung in der Politik verfügt.

Die 57-jährige Craft stammt aus Kentucky, wo sie zur Schule ging, studierte und eine Unternehmensberatung leitete. 2004 engagierte sie sich als Spendensammlerin für den damaligen Präsidenten George W. Bush. Dieser ernannte sie 2007 zur Delegierten bei den UN. Zu ihren Schwerpunkten gehörten die Beziehungen der USA zu afrikanischen Ländern.

Die große Bühne muss Craft wohl Trump überlassen

Ihr neuer Posten bei den Vereinten Nationen in New York gilt als das zweitwichtigste außenpolitische Amt in der Regierung. Crafts Vorgängerin Nikki Haley hatte im Herbst vergangenen Jahres überraschend erklärt, dass sie Ende 2018 zurücktreten werde. Seither hatte ihr Stellvertreter Jonathan Cohen die USA interimsmäßig bei den UN vertreten. Ursprünglich hatte Trump Heather Nauert als Nachfolgerin Haleys nominieren wollen, eine ehemalige Fox-News-Moderatorin, die als Chefsprecherin für das Außenministerium arbeitete. Diese Wahl wurde kritisiert, weil Nauert über keinerlei diplomatische Erfahrung verfügte. Nauert verzichtete im Februar darauf, nominiert zu werden, offiziell aus familiären Gründen. Laut mehreren Medienberichten hatte ihr Rückzug jedoch damit zu tun, dass sie ein Kindermädchen beschäftigt hatte, das keine Arbeitserlaubnis hatte.

Auf Kelly Craft kam Trump Beobachtern in Washington zufolge, weil sich Mitch McConnell für sie starkgemacht hatte. McConnell ist der Mehrheitsführer im Senat und stammt ebenfalls aus Kentucky. Craft und er kennen einander gut, sie hat in Kentucky regelmäßig Spenden für republikanische Kandidaten gesammelt. Nachdem Trump sich für Craft entschieden hatte, sprach McConnell von einer "phänomenalen Wahl des Präsidenten".

Bereits in zwei Wochen hat Craft die Gelegenheit, sich in großer Runde vorzustellen, wenn zum Klimagipfel und zur Vollversammlung Staats- und Regierungschefs aus aller Welt nach New York reisen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sie die ganz große Bühne ihrem Chef überlassen muss. Donald Trump hat angekündigt, anlässlich der Zusammenkunft ein paar Tage in seiner Heimatstadt zu verbringen.

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SZ vom 10.09.2019/saul
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