USA:Clintons treueste Wähler sind semibegeistert

Democratic Presidential Nominee Hillary Clinton Campaigns

Hillary Clinton beim Wahlkampf in einem Friseursalon in Las Vegas, Nevada.

(Foto: AFP)
  • Schwarze Wähler haben bei US-Präsidentschaftswahlen stets überwiegend für den demokratischen Kandidaten gestimmt.
  • Für Hillary Clinton können sich Umfragen zufolge nur etwa 85 Prozent erwärmen - ein vergleichsweise geringer Wert.
  • Der Einfluss der Schwarzen in der US-Politik wird über die kommenden Jahre sinken.

Von Hubert Wetzel, Washington

Die Schwarzen in Amerika sind vermutlich die berechenbarste Wählergruppe. Ihr Anteil an der Wahlbevölkerung liegt seit Jahren bei zwölf Prozent, ihr Verhalten ist ebenso konstant: Schwarze wählen in der überwältigenden Mehrheit den demokratischen Präsidentschaftskandidaten - den Vertreter oder die Vertreterin jener Partei, die in den Sechzigerjahren half, die Bürgerrechte der Schwarzen in Gesetzen wie dem Civil Rights Act und dem Voting Rights Act festzuschreiben.

Dass die Demokraten in den Südstaaten - die sogenannten "Dixiecrats" - damals oft schlimmere Rassisten und härtere Gegner der Gleichberechtigung waren als viele Republikaner im Norden, hat wenig am Wahlverhalten der Schwarzen geändert. Sie stimmen für die Partei, die ihnen das Wahlrecht gab.

Die Frage bei Wahlen ist heute allenfalls: Wie hoch ist der Anteil des republikanischen Kandidaten an den Stimmen der Schwarzen? Die sieben Prozent, die George W. Bush bei seiner Wiederwahl 2004 bekam, sind in dieser Hinsicht schon ein respektabler Wert. Für den Republikaner John McCain stimmte 2008 nur ein Prozent der Schwarzen - was aber zweifellos daran lag, dass der demokratische Kandidat Barack Obama war, der erste afroamerikanische Kandidat. Er brachte schwarze Wähler in Rekordzahl an die Urnen, was ihm dabei half, einige traditionell eher republikanische Bundesstaaten im Süden zu gewinnen, zum Beispiel Virginia und North Carolina. 2012 erhielt Obama dann wieder "nur" 95 Prozent der Stimmen der Schwarzen, ein Rückgang im Vergleich zu seinem ersten Wahlsieg um vier Punkte.

Auch in diesem Jahr werden die Schwarzen mit großer Mehrheit für die Demokratin Hillary Clinton stimmen. Entscheidend wird aber die Höhe der Beteiligung sein. Derzeit sagen laut einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Pew nur 85 Prozent der Schwarzen, dass Clinton ihre bevorzugte Kandidatin sei. Das ist kein Kompliment für den Republikaner Donald Trump - sein Beliebtheitswert bei Amerikas Schwarzen liegt bei kaum noch zu unterbietenden zwei Prozent.

Trumps offene Kritik an der Black-Lives-Matter-Bewegung gegen Polizeigewalt, sein Ruf nach "Gesetz und Ordnung" und sein Flirt mit rassistischen Politikern haben ihn für Schwarze praktisch unwählbar gemacht. Die Zahlen zeigen aber auch, dass Clinton die Schwarzen weniger begeistert als Obama. Für Clinton ist die größte Herausforderung daher, die Schwarzen dazu zu bringen, tatsächlich ihre Stimme abzugeben.

Sicher ist, dass der Einfluss der Schwarzen in der US-Politik über die kommenden Jahre sinken wird. Ihr Anteil an der Wahlbevölkerung stagniert, während der Anteil der asiatisch- und lateinamerikanischstämmigen Bürger wächst. Dieses Jahr sind 27 Millionen Afroamerikaner wahlberechtigt - etwa sechs Prozent mehr als im Jahr 2012. Doch die Zahl der wahlberechtigten Latinos und Asiaten ist in diesem Zeitraum deutlich um 17 respektive 16 Prozent gestiegen. Dass demokratische Politiker die Stimmen der Schwarzen als gegeben ansehen können, erhöht deren Machtposition ebenfalls nicht.

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