Diplomatische Krise:USA werten Trümmer des chinesischen Ballons aus

Diplomatische Krise: US-Präsident Joe Biden wird von den Republikanern als zu zögerlich in seiner Reaktion auf den chinesischen Ballon kritisiert.

US-Präsident Joe Biden wird von den Republikanern als zu zögerlich in seiner Reaktion auf den chinesischen Ballon kritisiert.

(Foto: ANDREW CABALLERO-REYNOLDS/AFP)

Vor der Küste South Carolinas werden Trümmer des mutmaßlichen Spionageballons geborgen. In Peking wurde unterdessen der Geschäftsträger der amerikanischen Botschaft einbestellt.

Nach dem Abschuss eines mutmaßlichen Spionageballons aus China durch das US-Militär läuft die Bergung der Trümmerteile. Die Bundespolizei FBI beteilige sich an der Auswertung, berichteten US-Medien am Sonntag (Ortszeit) übereinstimmend. Die Trümmer lagen nach Pentagon-Angaben rund 11 Kilometer vor der Küste South Carolinas in relativ flachem Wasser.

Aus Protest gegen den Abschuss hat Chinas Außenministerium den Geschäftsträger der amerikanischen Botschaft in Peking einbestellt. Wie das Außenamt am Montag mitteilte, sagte Vizeaußenminister Xie Feng bei der Begegnung am Sonntag, das Eindringen des Ballons sei nur ein "Unfall" gewesen, der durch "höhere Gewalt" passiert sei. Trotzdem hätten sich die USA "taub gestellt" und darauf bestanden, "Gewalt gegen ein ziviles Luftschiff zu missbrauchen, das dabei war, den Luftraum der USA zu verlassen". Es sei eine "offensichtliche Überreaktion" gewesen und verletze "den Geist des Völkerrechts und internationale Normen", wurde der Vizeaußenminister zitiert.

US-Kampfjets hatten den Ballon am Samstag über dem Atlantik abgeschossen, nachdem das Flugobjekt mehrere Tage über die USA geflogen war. Die USA bezichtigten China der Spionage mit dem Ballon. Peking protestierte gegen die "Überreaktion" und wies die Vorwürfe zurück. Die USA erhoffen sich von der Auswertung Aufschluss über die technischen Fähigkeiten des Ballons.

US-Präsident Joe Biden hatte nach eigenen Angaben bereits am Mittwoch angeordnet, den Ballon "so schnell wie möglich" abzuschießen. Ein Risiko für die Menschen am Boden sollte aber ausgeschlossen werden, daher sei entschieden worden, das Flugobjekt erst über dem Meer vom Himmel zu holen.

Beunruhigung auch in Deutschland

Mehrere US-Republikaner kritisierten Bidens Vorgehen scharf. Senator Thom Tillis aus North Carolina schrieb auf Twitter: "Jetzt, wo diese peinliche Episode vorbei ist, brauchen wir Antworten von der Biden-Regierung über den Entscheidungsprozess. Das kommunistische China durfte tagelang ungehindert die amerikanische Souveränität verletzen. Wir müssen auf künftige Provokationen und Übergriffe Chinas besser vorbereitet sein."

Auch in Deutschland sorgte der Vorfall für Beunruhigung. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sagte in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin": "Das beunruhigt uns sehr - auch mich persönlich, weil ich glaube, wir müssen aufpassen, dass nicht hier ein weiterer und großer internationaler Konflikt entsteht."

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen äußerte die Erwartung, dass der Ballon-Streit das Verhältnis zwischen China und den USA nur kurz belastet. "Aus meiner Sicht handelt es sich um eine chinesische Panne, die gleichwohl eine amerikanische Antwort erforderte", sagte Röttgen dem RND. "Ich gehe aber davon aus, dass beide Seiten sich dadurch nicht länger als nötig von ihrem geplanten Kurs abbringen lassen werden. Und dieser besteht darin, in dem ausgeprägten Machtkampf beider Seiten nicht völlig sprachlos zu sein."

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