USA:Der beste Kandidat, um Trump zu schlagen

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Joe Biden gilt als aussichtsreichster Kandidat im Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur. (Foto: AP)

Die Demokraten verstehen sich als eine moderne, junge, offene und vor allem ethnisch bunte Partei. Im Präsidentschaftswahlkampf haben aber wieder die alten, weißen Männer die Nase vorn. Das ist schade, aber notwendig.

Kommentar von Hubert Wetzel, Washington

Vor einigen Tagen gab Kamala Harris ihren Versuch auf, Präsidentschaftskandidatin der Demokraten zu werden. Schlechte Umfragen, zu wenig Geld - der Senatorin aus Kalifornien blieb nichts übrig, als zu kapitulieren.

Nun funktionieren die Vorwahlen, welche die US-Parteien alle vier Jahre veranstalten, um ihren Präsidentschaftskandidaten zu finden, einerseits genau so: Viele Bewerber treten an, und die Parteianhänger entscheiden, wer die Kandidatin respektive der Kandidat wird. Dass dabei Bewerber scheitern, ist notwendig.

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Andererseits herrscht jetzt Heulen und Händeringen. Ausgerechnet Kamala Harris, stöhnt die Partei. Denn eigentlich sind die Demokraten stolz darauf, dass sie, anders als die Republikaner, eben nicht die Partei der oft geschmähten alten weißen Männer sind. Ihr Selbstbild ist das einer modernen, jungen, offenen und vor allem ethnisch bunten Partei. Als die Vorwahlen begannen, waren die Demokraten ganz begeistert von sich selbst, weil mehr Frauen und Angehörige von Minderheiten antraten als je zuvor - darunter eben auch Harris, die 55 Jahre alte Tochter von Einwanderern aus Indien und Jamaika.

Und jetzt? Von den vier aussichtsreichsten Bewerbern, die noch übrig sind, sind drei Männer. Die einzige Frau, Elizabeth Warren, ist 70 Jahre alt. Zwei der Herren, Joe Biden und Bernie Sanders, gehen auf die 80 zu. Zwischen ihnen springt Pete Buttigieg herum, der mit 37 gerade mal zwei Jahre älter ist, als Amerikas Verfassung es für den Präsidenten vorschreibt. Vor allem aber sind sie alle weiß.

Das ist für viele Wähler der Demokraten eine bittere Enttäuschung. Zumal daran die eigenen Leuten schuld sind. Es waren ja nicht die angeblich so sexistischen und rassistischen Republikaner, die Frauen und "People of Color" aus dem Bewerberfeld ausgesiebt haben. Sondern es waren die Demokraten selbst. Harris erreichte weder in ihrer linken Heimat Kalifornien besonders gute Umfragewerte noch in South Carolina, wo Schwarze die Vorwahl dominieren. Wie die Demokraten sein wollen und wie sie sind, das sind offenbar zwei recht unterschiedliche Dinge.

Die positive Deutung dafür ist: Die demokratischen Wähler haben nur ein einziges Ziel. Sie wollen nächstes Jahr Donald Trump besiegen. Deswegen sammeln sie sich um den Kandidaten, der, nach allem, was man derzeit über den Wahlkampf vorhersagen kann, dazu am ehesten in der Lage ist. Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Ideologie sind für die meisten Demokraten egal, zumindest zweitrangig. Das würde erklären, warum Joe Biden die landesweiten Umfragen ziemlich solide anführt.

Die negative Deutung ist: Die Demokraten sind eine zerrissene Partei, ohne Kurs und Führung. Sie daddeln herum, und wenn sie so weitermachen, verdaddeln sie die Wahl gegen Trump. Wie viele Parteien der linken Mitte wissen auch die US-Demokraten nicht, wohin sie eigentlich wollen - nach links oder in die Mitte. Das würde erklären, warum sowohl der Sozialist Sanders eine nennenswerte Anhängerschaft in der Partei hat als auch die Sozialdemokratin Warren als auch der Mitte-Normalo Biden als auch der Jungspund Buttigieg. Und es passt sogar, dass eine kleine Gruppe im Partei-Establishment meint, der beste Kandidat sei der Ostküstenmilliardär Michael Bloomberg.

Man muss für Amerika und die Welt hoffen, dass die erste Deutung die richtige ist. Wer die Demokraten kennt, fürchtet freilich, dass die zweite stimmt.

© SZ vom 09.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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