Nachrichtendienste:US-Regierung veröffentlicht Bericht zum Abzug aus Afghanistan

Nachrichtendienste: Angehörige des britischen und des US-amerikanischen Militärs bei der Evakuierung von Menschen aus Kabul.

Angehörige des britischen und des US-amerikanischen Militärs bei der Evakuierung von Menschen aus Kabul.

(Foto: Uncredited/dpa)

US-Präsident Biden macht seinen Amtsvorgänger Trump für die Fehler des Militärs bei der erneuten Machtübernahme durch die Taliban 2021 verantwortlich.

Die US-Regierung hat einen Bericht zum überstürzten Abzug des eigenen Militärs aus Afghanistan veröffentlicht. In dem Bericht macht die Regierung von US-Präsident Joe Biden in weiten Teilen seinen Amtsvorgänger Donald Trump für den weithin als Misserfolg gewerteten Abzug verantwortlich. Biden sei in seinen damaligen Entscheidungen, wie der Abzug durchzuführen sei, durch die von Trump geschaffenen Bedingungen "stark eingeschränkt" gewesen, hieß es in dem zwölf Seiten langen Bericht verschiedener Nachrichtendienste unter der Führung des nationalen Sicherheitsrates.

Als Biden ins Amt kam, seien die Taliban in der stärksten militärischen Position seit dem Beginn des Krieges gewesen, hieß es. Gleichzeitig seien nur noch 2500 US-Soldaten in Afghanistan gewesen, so wenige wie zu keinem Zeitpunkt zuvor. Unter Trumps Führung hätten die USA im Februar 2020 den Taliban zugesagt, bis Mai 2021 aus Afghanistan abzuziehen. Im Gegenzug erklärten sich die Taliban bereit, die US-Truppen nicht anzugreifen. Biden sei deshalb mit diesem engen Zeitplan konfrontiert gewesen, hieß es in dem Bericht.

Der jetzige US-Präsident Biden hatte im April 2021 angekündigt, alle US-Soldaten spätestens bis zum 11. September bedingungslos aus Afghanistan abzuziehen. Im Juli zog er das Datum für den vollständigen Abzug auf den 31. August vor. Aber bereits am 15. August hatten die Taliban die afghanische Hauptstadt Kabul eingenommen. Mit dem Abzug endete der internationale Militäreinsatz in dem Land nach fast 20 Jahren.

Der Afghanistan-Einsatz gilt als der längste Krieg der USA in der Geschichte. Biden war nach dem Abzug heftig kritisiert worden. Inmitten des Evakuierungseinsatzes wurden bei einer Terrorattacke vor dem Flughafen von Kabul Dutzende Afghanen und 13 US-Soldaten getötet. Der mit den radikal-islamistischen Taliban verfeindete IS reklamierte den Angriff für sich. Die Taliban hatten Mitte August die Macht in Kabul übernommen.

Man habe aus dem Abzug gelernt, hieß es in dem Bericht. Man priorisiere seither einen früheren Abzug, wenn sich die Sicherheitslage an einem Einsatzort verschlechtere.

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