Die US-Flagge weht auf Halbmast vor dem Nato-Hauptquartier in Brüssel. Gemeinsam trauern Amerika und Europa um George Bush senior. Es stimmt, wenn Mike Pompeo den Ex-Präsidenten als "unbeugsamen Streiter für die Freiheit" würdigt, aber der US-Außenminister liegt falsch, wenn er behauptet, dass Bush stolz auf seine Rede wäre.
Pompeo hat vor dem Treffen der Nato-Außenminister mal eben die internationale Ordnung infrage gestellt. Für Präsident Donald Trump skizzierte er, was "America first" auf globaler Ebene bedeuten soll. Anders als Bush senior, der Stunden am Telefon verbrachte, um mit seinen Gesprächspartnern einen Kompromiss zu finden, will Trump allein entscheiden, welche Verträge ihm passen. Wollen die Partner diese Abkommen retten, bleibt ihnen nur eine Wahl: den Änderungswünschen zu folgen.
Multilateralismus wird in den USA kritisch gesehen, und es stimmt, dass China, Russland und Iran immer wieder gegen internationale Normen verstoßen. Aber alleine und durch Erpressungsversuche wird Washington daran wenig ändern. Zerstören kann Trump jedoch genug. Der Kongress kann ihn kaum daran hindern, Verträge aufzukündigen, und das Vertrauen in Amerikas Führungsrolle schwindet. Der greise Bush wusste, warum er Trump 2016 nicht wählte.