USA:Abholzung in Alaska

Im gemäßigten Regenwald am Pazifik will US-Präsident Trump ein Abholzungsverbot aus der Zeit Clintons aufheben und eine Waldfläche so groß wie die Schweiz freigeben.

Von Alan Cassidy, Washington

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Im Tongass National Forest muss die Idylle vielleicht bald weichen.

(Foto: Eleanor Scriven/imago)

Auch im Bundesstaat Alaska brennen in diesem Sommer die Wälder. Das ist an und für sich nichts Ungewöhnliches. Waldbrände gibt es im größten, wildesten und am dünnsten besiedelten Bundesstaat der USA immer wieder, aber in diesem Jahr begannen die Brände früher, schon Ende April - und sie dauern länger an als üblich. Der vergangene Juli war in Alaska der heißeste Monat seit Messbeginn, die Böden sind in vielen Gegenden ausgetrocknet, was die Ausbreitung der Feuer noch beschleunigt hat. Bereits jetzt sind gut eine Million Hektar Wald verbrannt. Doch Gefahr droht Alaskas Wäldern auch von Menschenhand, genauer gesagt: von US-Präsident Donald Trump persönlich.

Wie die Zeitung Washington Post berichtet, hat der Präsident seinen Landwirtschaftsminister Sonny Perdue kürzlich angewiesen, das geltende Abholzungsverbot im Tongass National Forest im Südosten Alaskas aufzuheben. Dadurch sollen Holzunternehmen wie auch Firmen aus dem Energie- und dem Bergbausektor Zugang zu geschützten Waldgebieten erhalten. Noch liegt dazu offenbar kein Beschluss vor.

Sollte die US-Bundesregierung Trumps Aufforderung aber in die Praxis umsetzen, wären die Folgen einschneidend: Laut Washington Post geht es um 3,8 Millionen Hektar Wald, die zur Bewirtschaftung freigegeben werden sollen, eine Fläche fast so groß wie die Schweiz.

Der Tongass National Forest umfasst einen der größten gemäßigten Regenwälder der Erde, er zieht sich entlang der Pazifikküste. Der damalige Amtsinhaber Bill Clinton hatte kurz vor dem Ende seiner Präsidentschaft vor zwanzig Jahren ein Dekret erlassen, das den Straßenbau sowie den Holzschlag in einem Großteil des Waldgebiets untersagt. Von der Aufhebung dieses Verbots soll sich Trump eine Unterstützung der lokalen Unternehmen erhoffen. Allerdings sind die Zeiten, in denen die Forstindustrie in Alaska die Wirtschaftssektoren dominierte, vorbei. Holzunternehmen sorgen heute für nicht einmal mehr ein Prozent der Arbeitsplätze in diesem Teil des Bundesstaats, wogegen etwa der Tourismus 17 Prozent der Menschen beschäftigt.

Bevor die Schutzbestimmungen in Kraft traten, war die Hälfte des Baumbestands abgeholzt worden

Trotzdem würde Trump mit seinem Plan einem Wunsch aus Alaska nachkommen. Dort stören sich viele schon lange an den Naturschutzauflagen aus der Zeit Bill Clintons. Sowohl der republikanische Gouverneur Alaskas, Mike Dunleavy, als auch die dreiköpfige, von republikanischen Politikern bestückte Delegation des Bundesstaats im Kongress drängen auf eine Aufhebung des Abholzungsverbots. "Es hindert uns daran, eine nachhaltige, ganzjährige Wirtschaft im Südosten Alaskas aufzubauen", sagte etwa die republikanische Senatorin Lisa Murkowski der Washington Post. Der Niedergang der Forstindustrie im nördlichsten der Bundesstaaten sei dramatisch, und es sei doch erstaunlich, dass sich die wenigen verbliebenen Holzwerke in der Region ständig um mangelndes Holz sorgen müssten.

Umweltschützer sehen das allerdings anders. Bevor die geltenden Naturschutzbestimmungen in Kraft traten, war bereits die Hälfte des alten Baumbestands abgeholzt worden. Bereits vergangene Woche hatten Naturschutzorganisationen zudem vor einem Vorhaben der Trump-Regierung gewarnt, einen anderen Wald im Nordwesten Alaskas für die Bewirtschaftung freizugegeben: Dort soll demnächst der Bau einer 320 Kilometer langen Straße durch ein geschütztes Waldgebiet genehmigt werden. Es handle sich dabei um eine "private Zufahrt" für die Bergbauindustrie, kritisierte die Gruppe Trustees for Alaska.

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