Süddeutsche Zeitung

US-Wahlkampf:Trump nennt Gegner "irre", "krank" und "schmutzig"

  • US-Präsident Trump hat mit einer Stegreif-Rede nach einer Woche mit einigen Rückschlägen seine rechtskonservative Anhängerschaft zum Jubeln gebracht.
  • Er griff die demokratischen Präsidentschaftsbewerber und ihr Programm heftig an und spottete über den umweltpolitischen "Green New Deal".
  • In überraschendem Detail schilderte der US-Präsident den Grund für seinen Truppenbesuch im Irak im Dezember.

In einer ungewöhnlichen Stegreif-Rede vor konservativen Aktivisten hat US-Präsident Donald Trump Kritik zurückgewiesen. Er werde an jeder Ecke mit "kranken", "irren" und "schmutzigen" Gegnern konfrontiert, vor allem von Mitgliedern der Demokratischen Partei, sagte Trump in einer mehr als zweistündigen Rede bei der Jahresversammlung konservativer Aktivisten und Parlamentarier (CPAC) in National Harbor bei Washington.

Auf seinem Weg zum Rednerpult umarmte der Staatschef die Flagge der USA. Trump wies stolz darauf hin, dass er mehrfach vom vorbereiteten Redetext abwich. "So bin ich gewählt worden - indem ich mich nicht an den Redetext gehalten habe", sagte Trump unter großem Beifall seiner Anhänger. Seine Leistungen würden nicht anerkannt.

Er griff die demokratischen Präsidentschaftsbewerber mehrfach an. Der Kampf gegen die Erderwärmung und die Schaffung von Krankenversicherungen für alle seien ein "radikales Programm", das für die Bürger "kolossale Steuererhöhungen" bedeuten und die "US-Wirtschaft komplett zerstören" würde. Immer wieder sprach Trump von einer "Migranten-Invasion", die die Demokraten erleichtern wollten.

"Darling, weht heute der Wind? Ich würde gern fernsehen"

Zudem beschwor er das Schreckgespenst des Sozialismus herauf, der die Vereinigten Staaten vermeintlich bedrohe. "Amerika wird niemals ein sozialistisches Land sein", sagte Trump mit Blick auf die Demokraten. "Es gehört denen, die an die Freiheit glauben." In der letzten Zeit gibt es Anzeichen für einen Linksruck der Demokratischen Partei.

Zum "Green New Deal", dem Umweltprogramm der Demokraten, sagte der US-Präsident ironisch: "Ich denke, dieser New Green Deal oder wie immer sie es nennen - Green New Deal - ich ermutige das." Über den Plan, mehr erneuerbare Energien zu nutzen, machte er sich weiterhin lustig: "Wenn der Wind aufhört zu wehen, ist das das Ende eurer Elektrik. Beeilen wir uns, Darling, weht heute der Wind? Ich würde gerne fernsehen."

Außerdem verkündete Trump er werde per Anordnung Colleges zu "freier Meinungsäußerung" verpflichten. Unter Konservativen wird häufig kritisiert, dass Studenten versuchen, Hassrede und etwa frauenfeindlichen Äußerungen auf dem Campus wenig Raum zu geben. So protestieren Studenten etwa gegen die Einladung kontroverser Redner.

"Ich liebe Herrn und Frau Warmbier"

Trumps kämpferischer Auftritt kam nach einer Woche, die vom gescheiterten Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un und einer Anhörung seines früheren Anwalts Michael Cohen im Kongress geprägt war.

Seinen Gipfel mit Kim in Hanoi bezeichnete Trump bei dem Auftritt als "sehr produktiv". Das Treffen war ohne gemeinsame Abschlusserklärung zu Ende gegangen. Trump versuchte, seine Erklärung abzuschwächen, Kim habe nicht gewusst, dass der Amerikaner Otto Warmbier in der nordkoreanischen Haft misshandelt worden sei. Warmbier kehrte im Wachkoma in die USA zurück und starb. Seine Familie macht Kim für seinen Tod verantwortlich. "Ich bin in einer derart scheußlichen Lage, weil ich einerseits verhandeln muss. Andererseits: Ich liebe Herrn und Frau Warmbier und ich liebe Otto. Und das ist eine sehr, sehr delikate Balance", erklärte Trump.

In Bezug auf die Russland-Ermittlungen sagte Trump über die Demokraten, sie versuchten, ihn mit "Bullshit" fertigzumachen. Sonderermittler Mueller habe keinerlei Zusammenarbeit des Trump-Wahlkampf-Teams mit Russland feststellen können. Deswegen heiße es jetzt: "Lass uns jeden Deal untersuchen, den er je abgeschlossen hat", sagte Trump, "diese Leute sind krank". Mueller untersucht seit mehr als einem Jahr die mutmaßlichen russischen Einmischungen zugunsten Trumps in den Wahlkampf 2016 und mögliche diesbezügliche Absprachen zwischen dem Team des heutigen Präsidenten und Moskau.

Er verwandte viel Zeit darauf, ehemalige Mitarbeiter seiner eigenen Administration zu kritisieren, neben Mueller auch Ex-FBI-Chef James Comey und Vize-Justizminister Rod Rosenstein. Mit Häme imitierte er den zurückgetretenen Justizminister Jeff Sessions. Außerdem machte er sich über "Politiker mit weißen Haaren" lustig - und betonte: "Ich habe keine weißen Haare."

In überraschendem Detail schilderte der US-Präsident den Grund für seinen Truppenbesuch im Irak im Dezember. Während des Regierungsstillstands sei ihm die Decke auf den Kopf gefallen. "Ich bin im Weißen Haus und einsam", schilderte er die Situation, "Ich sagte: 'Lass uns in den Irak gehen!'"

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