Süddeutsche Zeitung

US-Wahlkampf:Obama unterstützt öffentlich die Homoehe

Lesezeit: 2 min

In einem Fernsehinterview hat sich US-Präsident Obama erstmals dafür ausgesprochen, dass gleichgeschlechtliche Paare heiraten können. Damit bezieht er zu einem in den USA hochumstrittenen Thema Stellung - erst am Vortag gab es in North Carolina ein Referendum gegen die Ehe von Schwulen und Lesben.

Als erster US-Präsident hat sich Barack Obama für eine Legalisierung der Homoehe ausgesprochen. "Für mich persönlich ist es wichtig, voranzugehen und zu betonen, dass gleichgeschlechtliche Paare heiraten können sollten", sagte Obama in einem Interview im Fernsehsender ABC. Damit bezog er erstmals öffentlich zu dem Thema Position - bisher hatte sich der Präsident lediglich für eingetragene Partnerschaften von Homosexuellen stark gemacht.

Sechs Monate vor der Präsidentschaftswahl bezog Obama damit zu einem gesellschaftlich hochumstrittenen Thema Stellung. Vor vier Jahren hatte er sich noch gegen die Eheschließung zwischen Homosexuellen ausgesprochen. Zuletzt hatte das Weiße Haus stets erklärt, dass sich die Haltung des Präsidenten in dieser Frage "noch entwickelt".

In den vergangenen Tagen war der Druck auf Obama allerdings deutlich gewachsen, endlich Farbe zu bekennen. Sein Vizepräsident Joe Biden hatte am Wochenende in einem Fernsehinterview gesagt, er fühle sich "absolut wohl" mit einer Anerkennung der Homoehe.

Obama sagte nun, in den Freundeskreisen seiner Töchter gebe es Kinder mit gleichgeschlechtlichen Elternteilen, die seine Meinung mit geprägt hätten. Er habe in den vergangenen Jahren viele Gespräche über dieses Thema geführt: "Zu einem bestimmten Zeitpunkt bin ich schlicht zu dem Schluss gekommen, dass es für mich persönlich wichtig ist ... zu bestätigen, dass ich glaube, dass gleichgeschlechtliche Paare in der Lage sein sollten zu heiraten."

Im Bundesrecht der USA ist die Ehe als "legaler Bund zwischen Mann und Frau" festgeschrieben, allerdings können die Einzelstaaten in dieser Frage eigene Wege gehen. In sechs Bundesstaaten sowie der Hauptstadt Washington ist die Homoehe erlaubt. Außerdem haben die Parlamente der Bundesstaaten Washington und Maryland grünes Licht für die Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften mit der Ehe zwischen Mann und Frau erlassen. Allerdings stehen hier noch Volksabstimmungen an, in denen die Gesetze wieder gekippt werden könnten.

Am Dienstag hatten die Wähler in North Carolina der staatlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften einen Riegel vorgeschoben. In einem Referendum stimmten sie mit 61 Prozent für eine Verfassungsänderung, die eine Eheschließung zwischen Homosexuellen sowie die Legalisierung anderer Formen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften verbietet. Ähnliche Verbote gelten bereits in 29 anderen Bundestaaten.

Experten sprechen von einem riskanten Schritt im Wahlkampf

Während sich viele unter Obamas Demokraten die Rechte von Schwulen und Lesben auf die Fahne geschrieben haben, lehnen vor allem Republikaner die Homoehe ab. Der designierte republikanische Spitzenkandidat Mitt Romney machte seinerseits klar, dass er für sogenannte "häusliche Partnerschaften" sei - mit begrenzten Rechten für homosexuelle Paare.

Die öffentliche Meinung hat sich in den USA bei diesem Thema in den vergangenen Jahren aber deutlich gewandelt. Eine Erhebung des Instituts Pew Research Center aus dem April zeigte, dass landesweit mittlerweile 47 Prozent der US-Bürger die Einführung der Homoehe unterstützen, während 43 Prozent dies ablehnen. Im Jahr 2001 hatten sich noch 60 Prozent gegen die Homoehe ausgesprochen.

Experten sprachen in ersten Reaktionen von einem riskanten Schritt Obamas sechs Monate vor der Präsidentenwahl. Er werde dadurch zwar wahrscheinlich junge Leute für sich gewinnen. Aber auf der anderen Seite könnte seine Haltung sozialkonservativen Gegnern neuen Antrieb geben - und sie motivieren, sich für den Republikaner Mitt Romney zu engagieren.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1353348
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/AFP/dapd/dpa/sks
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.