US-Wahl:Wieso Rapper für Bernie Sanders werben

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Sie verstehen sich gut: Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders unterhält sich in einem Café in Atlanta mit Rapper Killer Mike von "Run the Jewels". (Foto: David Goldman/AP)

Der "demokratische Sozialist" Sanders könnte die ersten zwei Vorwahlen gewinnen. Doch um Hillary Clinton zu besiegen, muss er mehr schwarze Wähler überzeugen. Killer Mike hilft ihm dabei.

Von Matthias Kolb, Washington

Bernie Sanders hat keine Chance, darin waren sich vor einem halben Jahr alle einig. Hillary Clinton sei zu erfahren, zu gut vernetzt im Partei-Establishment und könne problemlos zwei Milliarden Dollar Spenden sammeln. Doch zwei Wochen vor der ersten Vorwahl in Iowa liegt Sanders Umfragen zufolge Kopf-an-Kopf mit Clinton - und in New Hampshire, wo am 8. Februar abgestimmt wird, hat er 14 Punkte Vorsprung.

Diese Woche brachte noch mehr schlechte Zahlen für die "unvermeidbare Favoritin": In landesweiten Umfragen, deren Aussagekraft nicht so stark ist, führt Clinton nur noch mit 48 zu 41 Prozent. Bei jungen Wählern (unter 45 Jahre) ist der "demokratische Sozialist" doppelt so beliebt wie Clinton. Die Ex-Außenministerin gilt vielen als Establishment-Politikerin, die ihre Meinung ständig ändert. "Wenn ich Bernie zuhöre, dann spüre ich, dass es ihm ernst ist", schwärmen junge Sanders-Fans.

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Im Schutze der Anonymität geben Hillary-Berater zu, den parteilosen Senator aus Vermont unterschätzt zu haben. Offiziell heißt es aber aus dem Clinton-Lager: Sanders sei ernst zu nehmen, doch in Iowa und New Hampshire lebten vor allem weiße Wähler, bei denen Sanders besonders gut ankomme. In anderen Bundesstaaten werde es anders aussehen, denn Latinos und Afroamerikanern unterstützten mehrheitlich die 68-Jährige.

Dies zu ändern, ist die große Herausforderung für den 74 Jahre alten Bernie Sanders. Mit Rapper "Killer Mike" hat er einen Fürsprecher gefunden, der voller Überzeugung sagt: "Senator Sanders ist der richtige Mann, um dieses Land zu führen. Kein anderer Kandidat sagt: 'Ich werde dafür sorgen, dass es keine Gesetze mehr gibt, die es Schwarzen schwerer machen, wählen zu gehen'. Er will den illegalen 'Krieg gegen Drogen' beenden, unter dem Arme und Minderheiten leiden."

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Als Teil von "Run the Jewels" ist Killer Mike, der eigentlich Michael Render heißt, momentan einer der größten Hip-Hop-Stars der USA. 2008 warb er für Barack Obama und seit den tödlichen Schüssen auf Mike Brown in Ferguson engagiert er sich gegen Polizeigewalt und Rassismus - auch weil sein Vater selbst Polizist war und er sich Sorgen um seine vier Kinder macht.

Killer Mike kommt aus Atlanta und verehrt den Bürgerrechtler Martin Luther King. "Sanders ist der einzige Kandidat, der Armut bekämpfen will und dessen Politik der gewaltlosen Philosophie von Dr. King folgt", erklärt er der New York Times. Nach einem fünfstündigen Gespräch lud der Rapper den 74-Jährigen in seinem Friseurladen "Swag Shop" ein. Dort reden sie über die Legalisierung von Marihuana, Mindestlöhne, Donald Trump (Killer Mike: "Ich trat neulich in Mexiko auf und hörte aus 20 000 Kehlen: 'Fuck you, Trump!'") und strengere Auflagen für Wall-Street-Banken. Auf Youtube wurden die Aufzeichnungen der Gespräche bereits mehr als eine Million Mal angesehen.

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In einem der Clips beklagt der Rapper, dass nicht genug Afroamerikaner zur Wahl gehen würden: "Dieses Land wurde aus politischem Protest gegründet. Ich soll verflucht sein, wenn ich nicht alle Freunde ermutige, wählen zu gehen." Der schwarze Hip-Hop-Star wirbt überall für den weißen "demokratischen Sozialisten": Er geht in die Late-Night-Show von Stephen Colbert und postet Bilder von sich und Sanders, die dort Hunderttausende sehen.

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Momentan tritt Sanders an vielen historically black colleges in den Südstaaten auf - und Killer Mike hilft mit seiner Popularität, um mehr Publikum anzulocken. Wenn die schwarzen Studenten von Sanders begeistert sind, werden auch deren Eltern und Großeltern neugierig, so das Sanders-Kalkül.

Doch auch mit der Unterstützung von anderen Hip-Hop-Stars wie Big Boi von "Outkast", Bun B und Lil B sowie den Schauspielern Sarah Silverman, Danny Devito oder Will Ferrell (ebenfalls erklärte Bernie-Fans), wird es schwer werden, die Clinton-Sympathien vieler Afroamerikaner zu durchbrechen.

In South Carolina, wo Ende Februar gewählt wird, ist jeder zweite Demokraten-Wähler schwarz - und Hillary Clinton führt mit 76 zu zehn Prozent gegenüber Sanders. Bei der nächsten TV-Debatte der Demokraten, die in der Nacht auf Montag in Charleston ausgetragen wird, werden sich Clinton und Sanders sowie der weit abgeschlagene Martin O'Malley bemühen, die schwarzen Wähler von sich zu überzeugen.

Ähnlich wie in der vergangenen Redeschlacht der Republikaner dürfte auch bei den Demokraten der Ton schärfer werden. Sollte Clinton wirklich in Iowa und New Hampshire verlieren, würde fast drei Wochen darüber diskutiert werden, ob Sanders ähnlich Obama 2008 als Kopf einer Anti-Clinton-Bewegung die Nominierung erobern könne.

Die Ex-Außenministerin betont seit einiger Zeit, dass Bernie Sanders, in dessen Heimatstaat Vermont viele Jäger wohnen, früher regelmäßig gegen die Verschärfung von Waffengesetzen gestimmt habe. In ihrem jüngsten Werbespot stellt sie sich demonstrativ hinter Präsident Obamas jüngste Regulierung von Waffenkäufen.

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Damit zieht sie eine klare Linie zwischen sich und Sanders - und will Amerikas ersten schwarzen Präsidenten für sich vereinnahmen. Ob diese Argumentation schwarze Wähler überzeugt und diese ihr treu bleiben, wird sich erst in einigen Wochen zeigen. Ebenso wie die Frage, ob Bernie Sanders Hip-Hop-Offensive in Südstaaten messbaren Erfolg bringt.

Übrigens: Zu den Rappern, die angekündigt haben, für Hillary Clinton zu stimmen, gehört neben 50 Cent auch Snoop Dogg. Doch dass die Kandidatin mit dem Cannabis-Unternehmer gemeinsam auftritt, erscheint mehr als unwahrscheinlich.

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