US-Wahl: Obama gegen McCain:Kein Hindernis kann sie bremsen

Auch an der Westküste haben die Wahllokale mittlerweile geöffnet - und Amerika steuert auf eine Abstimmung der Superlative zu. Allerdings berichten Wahlhelfer auch schon von ersten Schwierigkeiten.

Wahl der Superlative: In allen 50 Staaten der USA haben die Präsidentschafts- und Kongresswahlen begonnen - die Beobachter rechnen mit einer Rekordbeteiligung.

US-Wahl: Obama gegen McCain: Barack Obama hat gewählt - ihm werden es rekordverdächtig viele Amerikaner gleichtun.

Barack Obama hat gewählt - ihm werden es rekordverdächtig viele Amerikaner gleichtun.

(Foto: Foto: AFP)

Schon kurz nach Öffnung der Wahllokale in den Staaten im Osten um 06:00 Uhr Ortszeit (12:00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit) bildeten sich vielerorts lange Warteschlangen. Ob der Demokrat Barack Obama - wie von den Demoskopen erwartet - gewinnt oder ob sein republikanischer Rivale John McCain doch noch siegt, steht erst in der Nacht zum Mittwoch beziehungweise in den frühen Morgenstunden fest.

Den Auftakt zur Wahl machten zwei Dörfer im Nordosten des Landes, wo die Wahllokale schon um Mitternacht öffneten. Das erste Ergebnis wurde in der traditionell republikanisch wählenden Gemeinde Dixville Notch in New Hampshire bekanntgegeben: Diesmal entfielen dort 15 Stimmen auf Obama, sechs auf McCain. Auch in der Gemeinde Hart's Location lag Obama vorn. Die beiden Orte pflegen seit langem den Brauch, als Erste zu wählen.

Schon vor dem Wahltag haben diesmal auch 29 Millionen Bürger in 30 der 50 US-Staaten die Möglichkeit genutzt, ihre Stimme abzugeben. Die hohe Beteiligung an diesem "Early Voting" wurde als Vorteil für Obama gewertet. Wahlberechtigt sind insgesamt 213 Millionen Bürger.

Schwierigkeiten mit den Wahlmaschinen

Allerdings meldeten Wahlhelfer erste Schwierigkeiten. Nach CNN-Informationen kam es in einigen abgelegeneren Wahllokalen zu langen Wartezeiten - wegen des Ansturms, aber auch wegen kleiner Pannen. So habe eine Anruferin der CNN Wahl-Hotline aus Kansas City drei Stunden in der Schlange gestanden, weil ihrem Wahllokal die falschen Wählerlisten vorgelegen hätten. Daraufhin seien einige Wähler, die in die Schule oder in die Arbeit mussten, ohne zu wählen wieder gegangen.

In Shaker Heights im Bundesstaat Ohio seien zu Beginn sogar Stimmzettel ausgeteilt worden, auf denen die Wähler vergeblich nach den Namen McCain oder Obama suchten: Die Präsidentschaftswahl war neben den Kongresswahlen schlichtweg vergessen worden.

Bei Wahlmaschinen in Wake County im kam es aufgrund des Wetters zu Problemen. Weil die Wahlzettel nass wurden, konnten die Maschinen sie nicht mehr lesen - und gingen kaputt. In mehreren Wahllokalen stieg man wieder auf Papierzettel um.

Auch in New Jersey mussten die Bürger auf Wahlzettel aus Papier ausweichen, weil die Wahlmaschinen nicht funktionierten. In New York erklärte eine Sprecherin der Wahlkommission, die Menschen hätten sich in einigen Wahlkreisen schon gegen 04:00 Uhr am Morgen angestellt, um lange Wartezeiten zu vermeiden.

Nach einer letzten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup für die Zeitung USA Today wollen 53 Prozent der Befragten Obama als neuen Präsidenten, 42 Prozent sind für McCain. In anderen Umfragen betrug der Vorsprung für Obama sieben bis acht Prozentpunkte. Nach jüngsten Umfragen der Quinnipiac University in Hamden, Connecticut, führt Obama in den beiden als möglicherweise entscheidend betrachteten Staaten Ohio und Pennsylvania, während sich in Florida ein Kopf-an-Kopf-Rennen abzeichnet.

Gewählt werden am Dienstag 538 Wahlmänner in den 50 einzelnen Staaten sowie im Hauptstadtbezirk Washington D.C. Derjenige Kandidat, der in einem Staat die meisten Stimmen bekommt, erhält alle Wahlmännerstimmen dieses Staates. Sobald ein Kandidat mindestens 270 Wahlmännerstimmen gesammelt hat, ist die Wahl entschieden.

Bis zuletzt kämpften Obama und McCain noch um jede Stimme. Dabei konzentrierte sich Obama auf Kundgebungen in drei US-Staaten, in denen vor vier Jahren die Republikaner von Präsident George W. Bush gewannen. Deren Kandidat McCain eilte am letzten Tag des Wahlkampfs durch sieben bis zuletzt besonders umkämpfte Staaten.

"Ich bin ein Amerikaner, und ich habe mich entschieden zu kämpfen", rief McCain am Montag auf Kundgebungen in Florida, Pennsylvania, Indiana und Virginia. Der 72-Jährige besuchte auch noch New Mexico und Nevada, bevor er nach Arizona zurückkehrte. Am Montag war McCain damit insgesamt 18 Stunden unterwegs. Sein Wahlkampfmanager Rick Davis sagte, in den Staaten im Westen der USA gebe es hoffnungsvolle Trends auf einen Umschwung in den Umfragen. Am Wahltag setzte McCain noch Auftritte in New Mexico und Colorado an.

Obama war am Montag in Florida, North Carolina und Virginia unterwegs - lauter Staaten, die auf der politischen Landkarte der USA bisher in der roten Farbe der Republikaner markiert sind, in denen am Dienstag aber eine Mehrheit für den demokratischen Kandidaten möglich ist. Am Dienstag erschien Obama dann gemeinsam mit seiner Frau Michelle und seinen beiden Töchtern in einem Wahllokal seiner Wahlheimat Chicago, Illinois. Seine ältere Tochter Malia durfte ihren Vater in die Wahlkabine in einer Schulsporthalle begleiten. Obamas republikanischer Rivale John McCain wollte seine Stimme in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona abgeben.

Bewusst im Hintergrund hielt sich zuletzt Amtsinhaber George W. Bush, dessen Popularität in zwei Amtszeiten drastisch gesunken ist. Neben der Präsidentschaftswahl standen auch Kongress- und Gouverneurswahlen sowie mehrere Volksabstimmungen an. Neu zu wählen waren alle 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses. Dort hoffen die Demokraten auf eine Ausweitung ihrer Mehrheit von bislang 235 zu 199 Mandaten bei einem vakanten Sitz. Außerdem ist der Senat zu einem Drittel neu zu wählen.

Von den 35 zur Wahl stehenden Senatssitzen wurden bislang 23 von den Republikanern und 12 von den Demokraten gehalten. Insgesamt gibt es im Senat bisher 49 Republikaner, 49 Demokraten und zwei Unabhängige. Von den 50 Gouverneuren der Einzelstaaten sind elf neu zu wählen. Das Augenmerk richtete sich dabei besonders auf drei Staaten mit knappen Mehrheitsverhältnissen: Indiana, North Carolina und Washington.

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