Michelle Obama hat in einer leidenschaftlichen und persönlichen Rede das Verhalten Donald Trumps als "beschämend" bezeichnet. In Manchester in New Hampshire sprach die First Lady auf einer Wahlkampfveranstaltung für Hillary Clinton - die meiste Zeit ihrer Rede verwendete sie aber nicht auf die Lobpreisung der Kandidatin, sondern um ihrer Fassungslosigkeit über Trumps Äußerungen über Frauen Ausdruck zu verleihen.
Seine Sätze seien kein "Umkleidekabinengerede", sondern beleidigten alle Frauen, Eltern und jeden Bürger der Vereinigten Staaten.
Obama: "Ich würde lieber so tun, als wäre das nicht passiert und hierherkommen und meine normale Wahlkampfrede halten", sagte sie. Es sei jedoch unehrlich, weiterzumachen und lediglich von einem bösen Traum auszugehen. "Das ist nichts, was wir ignorieren können."
In einem vor mehr als zehn Jahren aufgenommenen und vergangene Woche publik gemachten Video spricht Trump davon, dass er Frauen einfach küssen und anfassen könne - er sei schließlich berühmt, da ließen die Frauen das zu. Diese Aussagen hätten sie "bis ins Mark erschüttert", sagte Michelle Obama. Sie könne es nicht fassen, dass ein Kandidat für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten mit seinen sexuellen Übergriffen auf Frauen angebe.
"Das ist inakzeptabel, und es ist egal, zu welcher Partei man gehört. Keine Frau verdient es, so behandelt zu werden", erklärte Obama. Wer die Nation führen wolle, müsse "grundlegende Standards menschlichen Anstands" erfüllen. "Starke Männer, die wirkliche Vorbilder sind, müssen nicht Frauen erniedrigen, um sich stark zu fühlen", sagte Obama.
Nach der Veröffentlichung des Videos hatten sich mehrere Frauen gemeldet, die erklärten, sie seien von Trump sexuell bedrängt worden. Die New York Times zitierte zwei der Frauen. Der Republikaner bezeichnete die Berichte als "Verleumdungen und Schmähungen", hinter denen die "Clinton-Maschine" stecke. Es handle sich um eine "konzertierte, koordinierte und bösärtige" Kampagne. Das Establishment und dessen Verbündete in den Medien wollten jeden "zerstören", der ihre Macht in Frage stelle. Trump kündigte eine Klage gegen die New York Times an, sein Anwalt verlangte die Rücknahme des Artikels und eine Entschuldigung durch die Zeitung.
In einem Brief an Trumps Anwalt wies die Zeitung den Vorwurf der Verleumdung zurück. Verleumdung, heißt es darin, bedeute, den Ruf eines anderen zu schädigen. Trump habe öffentlich darüber gesprochen, dass er Frauen gegen deren Willen sexuell angefasst habe. "Nichts in unserem Artikel hat auch nur den geringsten Effekt auf den Ruf den Herr Trump durch seine eigenen Worte und Taten bereits für sich selbst geschaffen hat."