US-Wahl:Kerry gesteht Niederlage ein

Die entscheidende Stimmenauszählung in Ohio ist noch nicht vorbei, doch der demokratische Kandidat John Kerry hat die Wahl verloren gegeben. In einem Telefongespräch mit George W. Bush hat Kerry seine Niederlage eingestanden.

US-Präsident George W. Bush bleibt im Weißen Haus. Sein demokratischer Herausforderer John Kerry beendet am Mittwochmittag mit dem Eingeständnis seiner Niederlage die stundenlange Zitterpartie bei der Auszählung der Stimmen nach Schließung der Wahllokale, wie die Nachrichtenagentur AP von zwei Gewährsleuten erfuhr.

Boston

Straßenszene in Boston

(Foto: Foto: dpa)

Nur wenige Minuten telefoniert

Kerry gratulierte Bush mit den Worten; "Glückwunsch, Mr. President". Nach Informationen seines Sprechers Scott McClellan hat der Amtshinhaber Kerrys Anruf "sehr wohlwollend" aufgenommen. Bush halte das Eingeständnis für einen "eleganten" Zug, so McClellan. "Ich finde, Sie waren ein bewundernswerter, würdiger Gegner", soll Bushs Antwort auf Kerrys Glückwunsch gelautet haben.

Senator Kerry hat im Gespräch mit Bush außerdem beklagt, die USA seien zu zerrissen, und der Präsident habe dem zugestimmt. "Wir müssen wirklich etwas dagegen tun", sagte Kerry. Das Telefonat dauerte nur wenige Minuten

Seinem Sprecher zufolge will Präsident Bush gegen 15.00 Uhr Ortszeit (21.00 Uhr MEZ) die erste Rede nach seinem Wahlsieg halten.

Uneinholbarer Vorsprung in Ohio

Mit seinem Glückwunsch an Bush hat Kerry auch das Rennen in dem bis zuletzt umkämpften Staat Ohio aufgegeben, dessen Wahlmännerstimmen den Ausschlag für den Ausgang der Präsidentenwahl gaben. Mit den 20 Stimmen aus Ohio kommt Bush auf eine Mehrheit in dem Wahlkollegium, das im Dezember den Präsidenten kürt.

Bis zuletzt hatten Kerrys Demokraten ihre Hoffnungen auf zigtausende so genannter provisorischer Stimmen in Ohio gesetzt, die erst in den kommenden Tagen ausgezählt werden sollten. Offenbar war der Vorsprung Bushs jedoch kaum noch einholbar, und die Aussicht auf ein langes juristisches Tauziehen hätte ungute Erinnerungen an die umstrittenen Auszählungen der Wahl vor vier Jahren geweckt.

Bei ihrer Entscheidung ließen sich die Wähler nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur AP vor allem von den Themen Terrorgefahr, Wirtschaft und moralische Werte leiten. In der Sicherheitspolitik vertrauten die meisten Wähler eher Bush, während sie Kerry die besseren Fähigkeiten in der Wirtschaftspolitik zuschrieben. Als wahlentscheidende Eigenschaften der Kandidaten wurden Führungsstärke und die Fähigkeit zum Wandel hervorgehoben.

Historisch hohe Wahlbeteiligung

Nach einem erbittert geführten Wahlkampf machten am Dienstag so viele Amerikaner wie seit Jahrzehnten nicht mehr von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Rund 120 Millionen oder knapp 60 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab, das ist die höchste Wahlbeteiligung seit 1968.

Auch aus den gleichzeitig stattfindenden Kongresswahlen gingen die regierenden Republikaner gestärkt hervor. Im Repräsentantenhaus hatten sie bis zum Nachmittag 228 der 435 Sitze sicher und konnten mit fünf weiteren rechnen. Auf die Demokraten entfielen mindestens 199 Mandate. Im Senat konnten die Republikaner laut vorläufigen Ergebnissen ihre derzeitige Mehrheit von 51 auf mindestens 53 Sitze ausbauen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erklärte am Abend in Bonn, wenn die Meldungen zuträfen, dass Kerry Bush zu seiner Wahl gratuliert habe, werde er Bush "herzlich gratulieren" und "unsere enge und gute Zusammenarbeit" fortsetzen.

Frankreich: Neuer Schritt in transatlantischen Beziehungen

Dies diene sowohl den Interessen der USA als auch denen Deutschlands und darüberhinaus europäischen Interessen, fügte Schröder nach einem Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak hinzu.

Der französische Außenminister Michel Barnier erklärte, unabhängig davon, wer in den nächsten vier Jahren im Weißen Haus regieren werde, markiere die Wahl einen neuen Schritt in den transatlantischen Beziehungen. Der japanische Regierungschef Junichiro Koizumi betonte, die Beziehungen zu den USA würden vom Wahlausgang nicht berührt.

Der russische Staatschef Wladimir Putin erklärte, sollte sich Bushs Vorsprung bestätigen, hätte das amerikanische Volk gezeigt, dass es den Drohungen des internationalen Terrorismus nicht nachgebe.

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